Kapitel 91: Pause

8.1K 399 36
                                    

„Es tut dir leid?! Ist das alles, was du dazu sagen kannst? Es tut dir leid?
Weißt du was, mir tut es auch leid. Mir tut es leid, dass wir uns anscheinend etwas vorgemacht haben.", schreie ich ihn fast schon an. Das hier ist das, was ich nie wollte. Ich hatte immer Angst davor mich zu verlieben. Ich hatte Angst davor, dass genau das passiert, was gerade passiert ist.

„Wir haben uns nichts vor gemacht. Das war alles echt, was wir füreinander empfunden haben. Oder empfinden. Das habe ich gespürt. Bei jedem Kuss, den ich dir gegeben habe, bei jeder Berührung. Das, was wir hatten, war etwas Besonderes."

„Und jetzt ist es vorbei", stelle ich fast lautlos fest.

„Ist es das?"
Seine Stimme ist genau so brüchig wie meine. Gerade noch so laut, dass wir uns gegenseitig verstehen.
Ahnungslos zucke ich mit den Schultern.

„Hör mir zu, Baby-"

„Nein, nein! Hör bloß auf mich so zu nennen", sage ich, wobei sich meine Stimme fast überschlägt. Sie überschlägt sich fast so wie meine Gefühle.

„Ok Emily. Ich weiß nicht, was ich anderes sagen soll, als dass es mir leid tut. Ich weiß- Ich weiß einfach nicht, was mit mir los war. Als ich dieses Bild von euch gesehen habe, sind bei mir einfach alle Sicherungen durchgebrannt. Ich hab dich vermisst und dann sehe ich diesen Typ, der seine Lippen da liegen hat, wo meine eigentlich sein sollten.
Für mich war die Sache klar. Ich habe nicht dran gedacht, dass das alles ein Missverständnis sein könnte. Deshalb wollte ich auch nichts mehr zu diesem Thema hören. Ich war einfach verletzt. Das musst du verstehen."

Er rückt ein Stück näher an mich ran, worauf ich wiederum von ihm Weg rutsche. Harrys Blick ist daraufhin enttäuscht, aber ich kann seine Nähe im Moment einfach nicht ertragen.

„Das verstehe ich auch. Was ich jedoch nicht verstehe ist, die Tatsache, dass du denkst ich würde uns einfach so aufgeben. Mich verletzt es, dass du mir nicht mal die Chance gegeben hast dir alles zu erklären. Mich verletzt es, dass du nicht bereit dazu warst zu kämpfen. Denn ich war es. Ich war bereit dazu für uns zu kämpfen. Wie am Anfang, als ich immer abgehauen bin, nur um dich zu sehen.
Aber jetzt bin ich erschöpft. Diese Sachen, die du mir an den Kopf geworfen hast, waren wie Schläge ins Gesicht, die mich ausgeknockt haben. Und jetzt bin ich zu müde um weiter zu kämpfen."

Passend zu meiner Aussage sacke ich noch ein Stück weiter nach unten und vergrabe meinen Kopf in meinen Knien.

„Aber ich bin jetzt bereit zu kämpfen und das werde ich tun. Ich werde dafür kämpfen, dass du wieder Kraft schöpfst um mit mir gemeinsam zu kämpfen. Der Weg ist das Ziel und ich werde uns beide wieder auf den richtigen Weg bringen.
Ich weiß, ich hätte dir zu hören müssen von Anfang an. Es tut mir alles so leid."

Ich höre, dass er wirklich bereut, was er getan hat, aber es ist zu spät. Ich habe eine Entscheidung getroffen, die mich am Anfang zwar zerstören wird, aber langfristig gesehen vielleicht alles besser macht.

„Die Sachen, die du mir zugetraut hast Harry-", meine Stimme bricht ab, weil ich durch mein lautes Schluchzen unterbrochen werde. „Wie kannst du mir so etwas nur zutrauen? Ich liebe dich und ich habe gedacht, dass hätte ich dir in letzter Zeit auch bewiesen, aber-"

„Nein Emily, sag es nicht, bitte", fleht er mich an.

„Ich brauche Zeit.", gestehe ich mir selbst ein.

Dieser Vertrauensbruch macht mich einfach zu sehr fertig.

„Wie lange?", will er wissen, als mir die Tränen immer noch in Sturzbächen herunter laufen.

„Vielleicht ein paar Wochen, Monate, ... Für immer"

Bitte Gott, lass mich ihm verzeihen und diese Pause nicht für immer anhalten lassen. Ich weiß, dass ich ihn liebe, aber die Dinge, die er mir an den Kopf geworfen hat waren zu krass.

„Emily...",beginnt er.

„Nein! Mach es mir jetzt bloß nicht schwerer.", sage schwer atmend und rutsche noch ein Stück weiter von ihm Weg. Ich dachte ich bin schon längst zusammen gebrochen, aber damit lag ich falsch. Das hier ist erst der Anfang.

„Es tut mir leid", höre ich ihn noch flüstern.

„Ja, mir auch"

Verzweifelt vergrabe ich wieder meinen Kopf in meinen Knien, um ihn gleich darauf wieder anzuheben, als Harry meinen Namen sagt und unerwarteter Weise näher bei mir sitzt.
Unmittelbar neben mir, sodass sich unsere Knie fast berühren.

„Darf ich dich umarmen?"

Kurze Zeit sehe ich ihn einfach nur an und schlucke einmal schwer, bevor ich nicke und mich förmlich in seine Arme sinken lasse. Sofort stürzt es aus mit heraus, wie Wasserfälle und in diesem Moment wird mir klar, wie anders unsere Beziehung war oder ist.
Selbst zu dem Zeitpunkt, in dem wir uns trennen, in dem unsere kleine heile Welt zusammen bricht, liegen wir uns in den Armen. Ich suche halt bei dem Mann, dem ich gerade gesagt habe, dass ich eine Pause brauche und ich weiß nicht, ob es mir hilft. Ich weiß nicht, ob es mich innerlich zerreißt oder mir die Kraft gibt, die ich brauche, um nicht zusammen zu brechen.

„Mr. Styles? Miss Ratland? Wir haben das Problem. Ein technischer Defekt, den wir jedoch beheben konnten. Der Aufzug wird gleich weiter fahren."

Und wenige Minuten später öffneten sich die Türen, nachdem wir in der Lobby angekommen waren. Sofort stürmen einige Angestellte des Hotels und des Sicherheitspersonals zu uns. Auch der Leiter des Hotels entschuldigt sich persönlich bei uns, was ja eigentlich überflüssig ist, weil ich den technischen Defekt ausgelöst habe.
Harry und ich haben seit dem Moment nicht mehr miteinander geredet. Ich wende mich einfach von ihm ab.

„Hey", ruft er und bringt mich somit dazu mich zu ihm umzudrehen.
Die Leute, die vor einem Moment noch um uns herum versammelt waren, gehen wieder ihrer Arbeit nach.
„Wo gehst du jetzt hin?"
Seine Stimme ist immer noch leise und er hört sich erschöpft an vom Streit.

„Ich verschwinde aus deinem Leben, so wie du es wolltest"

Immer noch verletzt von diesen Worten, gehe ich an ihm vorbei in den Aufzug, aus dem wir gerade eben heraus gekommen sind.
Nachdenklich lehne ich mich an die Wand und sehe noch, wie Harry niedergeschlagen und wie gelähmt in der Lobby steht. Dann schließen sich die Türen.
Würden zwischendurch nicht immer wieder Menschen ein uns aus steigen, würde ich wahrscheinlich schon gnadenlos anfangen zu weinen. Genauso, wie ich es in Harrys Armen bereits getan habe. Ich frage mich, wie oft ich wohl in nächster Zeit kurz vorm zusammen brechen stehen werde. Wie oft werde ich wohl noch weinen können bevor meine Tränen Reserven leer sind?

Das laute Pling, welches der Fahrstuhl jedes Mal von sich gibt, wenn er die gewünschte Etage erreicht, gibt mir das Zeichen, das ich aussteigen muss.
Ich schleppe mich also aus dem Aufzug und schaue dann wieder zurück. Diese wenigen Quadratmeter werde ich nie mehr in meinem Leben betreten. Hier hat alles geendet. Hier fiel der Startschuss, für den Weg, dessen Ziel Zusammenbruch heißt

Hallo ihr wundervollen Menschen 💕
Ich bin wieder in Deutschland, was bedeutet, dass jetzt mindestens alle zwei Tage ein Kapitel kommen wird. Vielleicht habe ich aber auch einen Lauf, so wie vor ein paar Tagen, in dem ich dann jeden Tag ein Kapitel hochlade.
Nach diesem traurigen Kapitel hoffe ich, dass euch diese Nachricht ein wenig aufmuntert. 😆💕

PrincessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt