Tiamat saß im Nebel am Ufer des Sees. Smaug schlief vermutlich noch. Es war der Tag nach ihrer Entscheidung und sie wartete auf Cliff, um von ihm mehr über Menschen zu hören. Und dann hörte sie auch schon leises Plätschern und der Mensch kam in seiner Holzschale in Sicht. "Wieso schwimmst du immer in dieser Schale, wenn du auch einfach so herüberschwimmen könntest? Oder kannst du nicht schwimmen?", fragte sie. Cliff zuckte zusammen, dann drehte er sich um und sah sie. "Hallo, Tiamat! Ich hätte nicht gedacht, dass du mich wirklich hier erwartest. Ich kann schwimmen, aber der See ist zu groß, um ihn zu durchschwimmen. Und diese Schale nennt man Boot", begrüßte er sie. Tiamat brummte zweifelnd. "Hast du keine Angst, dass dieses Ding untergeht?", wollte sie wissen. Cliff lachte bloß und kletterte aus dem Boot. "Das ist Holz! Holz geht nicht unter." Tiamat schnaubte und streckte ein Bein vor. Cliff sprang gerade rechtzeitig an Land, als sie das Boot unter Wasser drückte und anschließend wieder herauszog. "Stimmt nicht", stellte sie fest und brachte Cliff wieder zum Lachen. Er sah sich am Ufer um. "Hast du die Blüte irgendwo gesehen?", fragte er. Sie schüttelte den Kopf. "Wie ist es so, da wo du lebst? Was esst ihr? Wo schlaft ihr?" Cliff setzte sich vor sie und antwortete: "Es ist hart. Wir arbeiten den ganzen Tag und wir haben nicht viel. Esgaroth, so heißt unsere Stadt, ist arm, seit Smaug sich den Berg holte und Thal zerstörte. Ich weiß, dass du bei ihm lebst und möchte dir nicht zu nahe treten, aber Smaug ist gefährlich und bösartig. Wie auch immer, es ist trotzdem mein Zuhause und ich würde es um nichts in der Welt tauschen wollen. Was wir essen? Naja, alles was wir kriegen können. Viel Fisch, aber auch Kartoffeln, Brot und Pflanzen. Das übliche. Und wir schlafen in Betten in unseren Häusern, wie andere Menschen auch. Nur, dass unsere Häuser in Wasser gebaut sind." Tiamat verstand nur die Hälfte davon. "Stadt? Thal? Häuser? Betten?", fragte sie verwirrt. Cliff seufzte laut. "Oje, das wird dauern. Also, Menschen leben in Häusern, weißt du. Das sind Kästen aus Holz oder Stein mit einem Dach. Ganz viele davon an einem Ort nennt man Stadt. Jede Stadt hat einen Bürgermeister, der sagt, was getan werden muss. Betten sind Gegenstände, auf denen weiche Felle liegen und in denen wir schlafen. Und Thal... Thal ist diese Ruine dort drüben. Smaug hat die Stadt vernichtet, als er sich den Berg holte." Tiamat dachte darüber nach. Menschen waren viel komplizierter, als sie gedacht hatte. Und wieso sollte Smaug eine Stadt zerstören? Sie würde ihn nach der Ruine fragen, wenn sie wieder zurückkam. "Und Zwerge und Elben? Leben die auch in Häusern?" Cliff zögerte kurz. "Ich weiß es bei den Elben nicht. Sie sind sehr geheimnisvoll, wie man so hört. Aber Zwerge leben unterirdisch. Das müsstest du doch wissen, du lebst im
Erebor." "Erebor? Ist das der Menschenname für den Berg?" "Eher der Elbenname. Aber wie ist es mit den Drachen? Ich dachte immer, alle wären so wie Smaug, hinterhältig und böse." Tiamat gefiel nicht, wie er Smaug betitelte, aber sie ließ es sich nicht anmerken. "Drachen sind ehrenwert und stolz, und es betrübt mich, dass die Menschen ihr Bild von Drachen auf wenige Ausnahmen beruhen. Wir leben seit den Dunklen Jahren weitab von den Menschen. Wir sind die Herren der Lüfte und des Feuers, die Hüter der Alten Sprache, der Sprache der Magie. Aber leider sind wir selten geworden. Außer meine Drachenmutter und Smaug habe ich noch nie einen anderen Drachen gesehen." "Oh. Das tut mir leid", murmelte Cliff betroffen. Eine Weile schwiegen sie. Dann räusperte er sich. "Und wie ist es so, mit Smaug zu leben? Und was machst du überhaupt hier?" Und so sprachen die beiden stundenlang. Tiamat erzählte ihm von ihrer Reise zum Berg und von Smaug. Cliff berichtete ihr im Gegenzug von seinem Leben in der Stadt. Tiamat stellte fest, dass die Menschen viel komplexer und klüger waren, als sie angenommen hatte. Und Cliff lernte eine andere Seite an dem vermeintlich bösartigen Reptil kennen, das im Berg lebte. Als der Nebel sich lichtete, machte er sich wieder auf den Rückweg. Glücklich über ihre neuen Erkenntnisse kehrte Tiamat zum Erebor, wie Cliff ihn genannt hatte, zurück. Sobald sie den Berg betrat, trat Smaug aus den Schatten. "Wo bist du gewesen?", fragte er. Seine Stimme verriet nichts von seinen Gedanken. Sie begrüßte ihn mit einem Kopfreiben. "Ich habe mir dein Revier angesehen. Ich wollte dich fragen, was das vor dem Berg für Ruinen sind." Smaug knurrte leise. "Dort lebten Menschen. Ich habe sie verjagt. Das ist alles", speiste er sie ab. Überrascht von der Kälte in seiner Stimme trat Tiamat zurück und betrachtete ihn. "Ist etwas?", erkundigte sie sich. Smaug brummte nur und stapfte in den Berg zurück. Verwundert folgte sie ihm. "Ich möchte nicht, dass du einfach so verschwindest. Ich möchte, dass du es mir sagst, wenn du den Berg verlässt", brach er schließlich das Schweigen. "Wenn du willst. Ich wollte dich nur nicht wecken", antwortete sie und wurde langsam wütend. Was erwartet er? Dass ich jeden meiner Schritte rechtfertige? "Jetzt weißt du bescheid", grollte Smaug und ließ sich im Gold nieder. Tiamat fauchte leise und setzte sich auf ihre Plattform, um sich zu waschen. "Warum trägst du mein Geschenk nicht?" Sie sah zu ihm hinüber. "Ich wollte es nicht beschädigen. Hast du auch da etwas gegen? Willst du, dass ich jetzt alles, was ich tue, rechtfertige?", fragte sie spitz. Smaug funkelte sie an. "Das war nur eine Frage!" Sie achtete nicht weiter auf ihn und widmete sich ihrer Körperpflege. Schließlich stand Smaug auf. "Ich gehe jagen!", knurrte er und ließ sie allein.Oh oh, da herrscht dicke Luft zwischen Tiamat und Smaug. Wie das wohl weitergeht? Schreibt mir in die Kommis, wie ihr's bisher findet! Das auf dem Bild soll Cliff darstellen.

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Fate ~Hobbit FF~
Fiksi PenggemarVor langer Zeit, noch vor den dunklen Jahren, lebten die Drachen frei in Mittelerde. Sie beherrschten den Himmel, waren respektiert und geehrt. Aber die Jahrhunderte des Friedens zwischen allen Völkern endete, als ein Drachenei an das Böse geriet. D...