26. Kapielt

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"Schnell, in die Fässer!", drängte Bard. Misstrauisch schaute Elraya ihn an, aber dann kletterte sie wortlos in eines der Fässer. Kurz darauf spürte sie eine leichte Erschütterung, als die Barke gegen irgendetwas stieß, wahrscheinlich ein Steg. "Sieht jemand, was er tut?", zischte Thorin zwei Fässer weiter. "Ja, ich!", kam die Antwort von irgendwo am anderen Ende der Fässerreihe. Es klang nach Bilbo. "Er redet mit jemandem. Sieht nach einem Fischer aus... jetzt zeigt er auf uns... sie schütteln sich die Hand..." "Er hat uns verraten!", unterbrach Dwalin wütend den Hobbit. "Psst!", fuhr Elraya ihn an. Ein unangenehmer Gestank drang in ihre Nase. Und dann plötzlich wurden Fische über sie gekippt. Angewidert verzog sie das Gesicht, als sie den Gestank und das schleimige Gefühl überall um sich  herum wahrnahm. Die Zwerge murrten lautstark, bis Bards Stimme sie anfuhr, dass sie gefälligst leise sein sollten. Elraya versuchte, möglichst flach zu atmen, um dem Gestank zu entgehen. Ich werde nie, nie wieder Fisch essen! Eine Weile lang schwammen sie schweigend, bis die Barke wieder angehalten wurde. Eine Weile geschah nichts, dann wurde plötzlich ihr Fass ergriffen und leicht gekippt, sodass die obersten Fische herausfielen. Panisch krallte Elraya sich fest, dann hörte sie Bard etwas rufen. Kurz darauf wurde ihr Fass wieder ordentlich hingestellt. Bald darauf bewegten sie sich wieder. "Ihr könnt rauskommen", verkündete Bard schließlich. Elraya kletterte aus dem Fass und starrte angewidert auf ihre nasse und stinkende Kleidung. "Tut mir leid, das war Alfrid. Er arbeitet für den Bürgermeister und ist niemand, den man gerne kennenlernen würde", entschuldigte Bard sich bei ihnen. "Die sehen aber nicht sehr glücklich aus", bemerkte Ori, als sie anlegten und meinte damit die Bewohner der Stadt, die allesamt arm und elend aussahen. "Daran ist der Bürgermeister schuld", erklärte Bard und führte sie tiefer in die Stadt hinein. Neugierig schaute Elraya in den See. Eine Stadt auf einem See! Interessant. "Er verlangt viel zu hohe Steuern und tut nichts für das Volk. Aber sie haben auch Angst vor Smaug. Er könnte ja jederzeit hier angreifen, erst recht jetzt, wo der neue Drache da ist", endete Bard. Elraya warf alarmiert den Kopf herum und auch die Zwerge schienen entsetzt. Bofur wäre fast ins Wasser gefallen und Oin stolperte über ein zusammengerolltes Tau. "Noch ein Drache?", fragte Dori ungläubig. Bard warf ihnen einen überraschten Blick zu. "Das wusstet ihr nicht? Vor einiger Zeit ist ein neuer Drache hier aufgetaucht, ein großer Goldener. Er wurde mehrfach allein und auch zusammen mit Smaug gesehen. Seit ein paar Tagen ist er zwar nicht mehr aufgetaucht, aber dafür sieht man Smaug jeden Tag. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er beschließt, hierher zu kommen." Die Zwerge starrten ihn maßlos entsetzt an. Elrayas Gedanken rasten. Smaug würde niemals einen fremden Drachen in die Nähe seines Schatzes lassen, außer... Bei den Valar, das muss ein Weibchen sein! Aber was bedeutet das? Ist sie wie er? Müssen wir jetzt gegen zwei Drachen kämpfen? Was soll ich denn jetzt tun?!? Sie war so in ihren Gedanken verloren, dass sie nicht das Auftauchen eines Jungen bemerkte, bis dieser vor Bard stand und aufgeregt rief: "Vater, wir werden beobachtet!" Bard sah seinen Sohn kurz nachdenklich an, dann wandte er sich um. "Ihr müsst auf anderem Wege ins Haus. Und ich weiß auch schon welchen..."

Und so zog sich Elraya kurz darauf fluchend, nass und noch schlimmer stinkend als zuvor aus Bards Klosett und betrat frierend sein Haus, wo seine beiden Töchter sie mit großen Augen ängstlich ansahen. Elraya hätte gern ihre unnatürlichen Augen vor ihnen versteckt. Jetzt weiß ich wieder, warum ich Städte hasse! Erschöpft ließ sie sich auf dem Boden neben Fili nieder und nahm dankbar die Decken an, die Bards Töchter verteilten. Ihre Gedanken kreisten immer noch um den fremden Drachen. Die anderen Zwerge dachten offensichtlich auch darüber nach. Bilbo wirkte, als erwartete er, dass zwei riesige Drachen ihn jeden Moment fressen würden, aber vielleicht lag er ja garnicht so falsch. Sie hoffte einfach, dass dieser neue Drache den Berg schon längst wieder verlassen hatte. Schließlich erhob sie sich, entschuldigte sich und lief nach draußen, wo sie sich auf die Treppe setzte und unglücklich zur Spitze des Erebors schaute, der über einem Hausdach zu sehen war. Ich weiß nicht mal, wie ich meinen Vater bekämpfen soll. Wie soll ich es denn mit zwei Drachen aufnehmen? Oh, warum ist mein Leben nur immer so kompliziert? Womit habe ich das verdient? Kraftlos ließ sie den Kopf sinken, dann sah sie auf, als plötzlich Bard an ihr vorbeilief, ohne sie richtig zu beachten. Verwirrt sah Elraya ihm nach, dann blickte sie sich um, als auch noch die Zwerge sich an Bards Sohn vorbeidrängten, der heftig protestierte. "Komm, Elraya! Wir müssen uns Waffen aus der Waffenkammer holen", rief Bifur ihr zu, worauf sie sich mit einem Seufzer erhob, die Decke zurückließ und ihnen folgte.

Es dauerte gefühlte Ewigkeiten, bis sie das richtige Gebäude fanden. Elraya ging als Erste hinein, indem sie Anlauf nahm und hoch zu einem Fenster sprang. Sie klammerte sich am Rand fest und zog sich hinein. Dann machte sie sich daran, zur Dolchabteilung zu gehen und die Waffen zu inspizieren. Es dauerte eine Weile, bis einige der Zwerge ihren Weg hinein fanden. "Ihr habt es also doch noch geschafft", neckte sie Thorin, der sie nur leicht genervt ansah. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, wurde jedoch von lautem Gepolter unterbrochen. Sie stürzten vor und beugten sich über das Geländer, wo Kili mit schmerzverzerrtem Gesicht zu ihnen aufsah. Er war die Treppe heruntergefallen. Laute Rufe und Schritte ertönten. Elraya schnellte zum Fenster, doch es war zu spät. Von überall her kamen Wachen und der Teil der Gemeinschaft, der draußen geblieben war, war bereits umzingelt. Elraya fluchte leise, als auch schon weitere Wachen in den Raum platzten und ihre Waffen auf sie richteten. Frustriert hob sie die Hände und ließ sich mit dem Rest der Zwerge nach draußen und dann in Richtung des größten Hauses drängen, das in der Mitte der Stadt stand. Wunderbar, wir lernen den Bürgermeister kennen! Genau das, was wir brauchen. Nicht. Sie standen eng zusammengedrängt vor dem Haus, als ein fetter, mit teuren Gewändern behängter Mann auftauchte, an seiner Seite ein kleinerer und schmieriger Kerl, der sie abwertend anstarrte. Als er Elraya bemerkte und ihre Augen sah, funkelte er sie an. "Was wollen Diebe und eine Hexe hier?", fragte er herausfordernd. "Diebe?!? Ihr wisst nicht, mit wem ihr es zu tun habt! Dies ist Thorin, Sohn von Thrain, Sohn von Thror!", polterte Dwalin ungehalten. Thorin hob beschwichtigend die Hand und trat vor. Elraya sah das aufkeimende Interesse in den Augen des fetten Bürgermeisters. Langsam wandte Thorin sich an das Volk, das sich um sie versammelt hatte. Elraya musste zugeben, dass er sehr majestätisch aussah. "Ich erinnere mich an diese Stadt von früher. Damals lagen prächtige Schiffe im Hafen und die Menschen trugen edle Kleidung. Dies war keine vergessene Stadt am Ende der Welt! Dies war der wichtigste Punkt für jeglichen Handel! Und ich könnte diese Tage wiederbringen. Ich werde zurückholen, was uns gehört und wenn ihr uns helft, werde ich euch fürstlich belohnen!", verkündete er lauthals. "Nein! Feuer und Tod werdet ihr uns bringen! Der Drache ist noch in diesem Berg!", rief eine Stimme. Elraya sah Bard, der sich einen Weg durch die Menge bahnte. "Nun, Bard, aber es war dein Vorfahr, der es versäumte, den Drachen zu töten, als er Thal angriff!", mischte sich der Bürgermeister ein. Langsam drehte Elraya den Kopf zu Bard. Hätte sein Vorfahr damals getroffen... Sie hatte nie darüber nachgedacht, was passiert wäre, wenn Smaug damals getötet worden wäre. Völlig in Gedanken versunken verpasste sie den Rest des Gespräches, bis die Menschen plötzlich laut jubelten. Überrascht blickte sie auf und folgte rasch den Zwergen, als diese die Festhalle des Bürgermeisters betraten. Anscheinend hatte der Bürgermeister entschieden, ihnen zu helfen. Und ein Fest für sie zu geben. Na super. Ich hasse Feste.

Mal ein etwas längeres Kapitel. Ich wünsche euch viel Spaß damit. Und die Gemeinschaft hat von Tiamat erfahren! Wie das wohl weitergehen wird? Seid gespannt!

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