21. Kapitel

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"Und Ihr wollt wirklich kein Pferd?", fragte Beorn Elraya erneut. Sie war bei dem Frühstück nicht dabei gewesen und hatte erst hinterher erfahren, dass sie durch den Düsterwald gehen würden. Deshalb war sie nicht sehr gut gelaunt. "Nein. Ich danke Euch", antwortete sie erneut. Beorn sah sie finster an. Er schätzte Drachen nicht und hatte erfahren, dass sie ein Halbdrache war. Schließlich wandte er sich ab. Elraya setzte sich in Bewegung, als Gandalf voran aus dem Tor ritt, das Beorns Garten begrenzte. "Hast du vor, den ganzen Weg zu laufen?", wollte Fili belustigt wissen. Elraya sah ihn streng an. "Natürlich nicht!" Dann stieß sie einen Pfiff aus. Es dauerte nicht lange, dann kam Fyrn angetrabt. Der Bodendrache lief neben ihr her und Elraya packte eines seiner Schulterhörner und schwang sich auf seinen Rücken, sodass sie hinter den Schultern saß und sich an den beiden langen Hörnern festhalten konnte. Die Zwerge sahen sie überrascht an. "Fyrn ist mein Freund. Er trägt mich, wenn ich ihn brauche", erklärte sie. "Der ist doch niemals schneller als ein Pony", flüsterte Dori Bombur zu. Elraya schnaubte. "Das glaubst auch nur du. Lauf, mein Freund!" Damit beugte sich sich dicht über Fyrn. Der ließ sich nicht lange bitten und rannte los. Wie der Wind flog er über die Wiesen und erfüllte Elrayas Herz mit Freude und dem Gefühl von Freiheit. In einem großen Bogen fegte Fyrn vor den Ponys herum und sprang über einen großen Felsen, wobei er ein glückliches Grollen von sich gab. Sie richtete sich auf und strahlte voller Glück, dann landete Fyrn wieder am Boden und passte sich wieder dem Tempo der Ponys an. Er lief ein Stück entfernt von der Gruppe und ließ sich auch nicht von Elraya dazu überreden, sich ihnen wieder anzuschließen. Das war ihr nur recht. Leise erzählte sie ihm alles, was sie bewegte. Von dem Gespräch mit Gandalf, von ihrer Unsicherheit, wie sie es mit Smaug aufnehmen sollte, von ihrer aufkeimenden Freundschaft zu Bilbo und von den Gefühlen, die sie für Kili entwickelte. Ihr Wegbegleiter schien besonders über letzteres nicht glücklich zu sein. Zum Schluss vertraute sie ihm ihre Angst an, den Düsterwald, Thranduils Reich, wieder betreten zu müssen. "Ich weiß, dass ich jetzt stärker und klüger bin als damals, aber ich kann nicht vergessen, was er getan hat. Ich... ich habe vor ihm viel mehr Angst, als vor Smaug", gab sie zu. Fyrn brummte und drehte den Kopf, sodass er sie aus einem Auge ansehen konnte. Sein Blick war beruhigend. Seufzend blickte sie gen Himmel. "Wie sehr ich mir wünschte, frei zu sein. Ich hätte niemals mitkommen sollen. Aber ich kann immer nur an Rache denken. Ich muss Smaug vernichten. Meine Mutter und meinen Bruder rächen. Danach wird wahrscheinlich alles wieder so sein wie früher. Ich werde nie zu Ihnen dazugehören. Nicht wirklich", murmelte sie und sah zu der Gemeinschaft. Fyrn schwieg, er ließ sie in Ruhe über ihre eigenen Worte nachdenken.

Bald hatten sie den Düsterwald erreicht. Elraya gesellte sich zu den anderen, gerade als Gandalf auf seinem Pferd davonsprengte. "Wo geht er hin?", fragte sie verunsichert. Ohne den Zauberer würde sie den Wald vielleicht nicht verlassen, sollten die Elben sie entdecken. "Ich weiß es nicht", antwortete ihr Bilbo. Sie sah den Hobbit kurz an, dann wandte sie sich an Fyrn. "Geh. Warte, bis ich nach dir rufe, wenn du willst. Betrete nicht den Wald, hörst du? Bitte", drängte sie ihn. Fyrn knurrte leise, doch dann senkte er den Kopf, wandte sich ab und rannte den Wald entlang davon. "Warum schickst du ihn weg? Ich dachte, du würdest ihn hier behalten wollen", wollte Bofur wissen. Elraya sah dem kleiner werdendem Bodendrachen nach. "Dieser Wald ist kein Ort für ihn", erklärte sie, dann wandte sie sich ab. Unter Thorins Führung betraten sie den Wald und Elraya spürte sofort den lähmenden Zauber, den der Wald hatte. Bei ihr wirkte er nicht so stark. Das konnte man von dem Rest der Truppe nicht behaupten. Nach zwei Stunden waren die Zwerge kaum noch zurechnungsfähig. Einzig Thorin und Bilbo schienen noch bei klarem Verstand zu sein. Elraya lief mittlerweile - wiedermal - hinten, damit sie niemanden verloren. Leider erwies sich das als Fehler, denn plötzlich hatten sie den Weg verloren, irrten orientierungslos umher und begannen schließlich, sehr lautstark zu streiten. Elraya war so gereizt, dass sie kaum merkte, wie der Wald langsam auch ihren Verstand benebelte. "Ruhe!", donnerte plötzlich Thorin. Zu spät hörte Elraya ein Rascheln. Sie duckte sich weg, als eine gigantische Spinne sich aus dem Blätterdach abseilte und die Zwerge angriff, die viel zu verwirrt waren, um sich richtig zu wehren. Immer mehr Spinnen tauchten auf und überwältigten sie. Elraya jedoch war es gelungen, sich zu verstecken. Jetzt beobachtete sie angespannt und wütend die Situation. Sie sollten nur dem verdammten Weg folgen! Aber nein, sie müssen sich ja unbedingt verirren und von hässlichen, stinkenden Riesenspinnen überwältigen lassen! Lautlos und vorsichtig folgte sie den Spinnen. Doch bald hatte sie sie aus den Augen verloren und musste sich an den Netzen orientieren, die sich immer zahlreicher zwischen den Bäumen spannten. Genervt von der Blödheit der Zwerge, kam sie immer weiter. Doch als sie an den Rand einer Lichtung kam sah sie, dass die Zwerge bereits befreit worden waren. Von Bilbo. Ungläubig sah Elraya zu, wie der Hobbit einen weiteren Baum entlang kletterte, um die letzten Zwerge zu retten. In ihm steckte offensichtlich mehr als auf den ersten Blick ersichtlich. Doch schon griffen die hässlichen Spinnen wieder an und sie verlor ihn aus den Augen. "Kommt her, ihr hässlichen Viecher!", blaffte sie, zückte Mor'ranr und rannte auf die nächstbeste Spinne zu. Eine nach der anderen fiel ihrer blauen Klinge zum Opfer und sie entfernte sich kämpfend immer weiter von den immer noch leicht benommenen Zwergen. Dann hörte sie plötzlich Elbenstimmen und sprang hastig unter einem dicken Ast hindurch in Deckung. Von dort aus sah sie, dass sie Zwerge von Elbenkriegern umringt waren. Ihr Herz schien stehen zu bleiben. Nein. Nein, nein! Nicht schon wieder! Voller Panik dachte sie an Thranduil. Da bemerkte sie, dass Bilbo nicht bei der Gruppe war. Und Kili auch nicht. Eine eisige Kälte breitete sich in ihr aus. Dann hörte sie einen Aufschrei: Kili. Er war in Gefahr! Sie zögerte. Sollte sie Kili zu Hilfe eilen, und somit höchstwahrscheinlich von den Elben geschnappt und zu Thranduil geschleppt werden, oder sollte sie es riskieren, dass er ernsthaft verletzt wurde?

Oh oh. Jetzt muss sich Elraya zwischen ihrer Angst und Kili entscheiden. Was sie wohl tun wird? Das erfahrt ihr bald ;p

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