Tiamat ging nun schon zum sechsten Mal an diesem Tag in den Sinkflug und landete auf einem großen Hügel. Ist das der einsame Berg? Sie peitschte enttäuscht mit dem Schwanz, das konnte er nicht sein. Es war ein Hügel, kein Berg. Seit Stunden suchte Tiamat bereits nach dem einsamen Berg und hatte immer noch keine Spur von einem Berg oder einem Drachen gefunden. Genervt ließ sie sich am Boden nieder und zerstörte mit einem wütenden Hieb einen Dornenstrauch. Wo sollte dieser einsame Berg denn sein? Hatte der Zweibeiner überhaupt die Wahrheit gesagt? Oder vielleicht hatte er auch die Himmelsrichtungen verwechselt? Wer wusste schon wie schlau so ein Zweibeiner war. Tiamat schnaufte, dann hob sie den Kopf und kniff die Augen zusammen. Weit hinten am Horizont erhob sich etwas in den Himmel, es sah aus wie ein Berg. Und sie konnte auch keinen weiteren Berggipfel ausmachen. War das vielleicht dieser einsame Berg? Selbst wenn, Tiamat hatte keine Lust mehr weiterzufliegen. Sie blieb einfach liegen, bis die Sonne langsam unterging. Als es kühler wurde schwand die Trägheit aus ihren Gliedern. Wenn es nicht der einsame Berg ist, bleibe ich einfach trotzdem dort und erhole mich von dieser unsinnigen Reise!, beschloss sie und rappelte sich wieder auf. Mit einem mächtigen Satz war sie zurück in der Luft und flog träge auf die ferne Silhouette zu. Bald war es dunkel, aber der Mond stand hoch am Himmel und sein Licht reichte für das Drachenweibchen vollkommen aus. Sie stellte allerdings fest, dass der Berg doch weiter entfernt war als sie gedacht hatte. Sie flog die ganze Nacht und den halben nächsten Tag ehe sie endlich am Ufer eines Sees ankam, der nur ein Stück von dem Berg entfernt war. Dort landete sie um die Lage auszukundschaften. Es war ein Berg, und er war einsam. Aber sie fand keinerlei Lebenszeichen eines Drachen. Müde trank sie aus dem See und legte sich hin. Ein Berg, aber kein Drache. Ganz offensichtlich hatte sich der Zweibeiner geirrt. Oder er hatte gelogen. Was wusste Tiamat auch schon über Zweibeiner? Nichts. Wütend legte sie den Kopf auf den Boden und starrte trübsinnig ins Wasser. Langsam fielen ihre Augen zu. Doch ein großer Schatten weckte sie. Irgendetwas großes flog über ihr. Tiamat sprang auf und breitete die Flügel aus, da fiel etwas Schweres auf ihren Rücken und drückte sie zu Boden. Fauchend wehrte sie sich, kam jedoch nicht frei. "Was haben wir denn hier?", fragte eine tiefe, durchdringende Stimme. Tiamat gelang es den Kopf so weit zu drehen, dass sie rostrote Schuppen erkennen konnte. Hatte sie endlich einen Drachen gefunden? "Geh runter von mir!", brüllte sie in seinen Geist. Zu ihrer Überraschung ließ ihr Gegner sie los und sie stand auf, schüttelte den Dreck von ihren Schuppen und knurrte ihn an. Es war tatsächlich ein Drache, ein Männchen, dem Geruch nach, und nur wenig größer als sie selbst. Er hatte keine Vorderbeine, aber seine Flügel waren so gebaut, dass er sie als Vorderbeine verwenden konnte, er war kräftig und hatte glühende, feuerfarbene Augen. Feindselig musterte er sie. "Wer bist du und woher kommst du, wenn ich fragen darf?", zischte er und bleckte die Zähne. Stolz richtete Tiamat sich zu ihrer vollen Größe auf. "Mein Name ist Tiamat, die Goldene. Ich stamme aus dem Osten und bin auf der Suche nach anderen Drachen. Aber wer seid Ihr? Und warum habt Ihr mich so hinterhältig aus der Luft angegriffen, obwohl ich doch keine Bedrohung darstelle? Ich bin weit genug von Eurem Berg entfernt." Der andere Drache legte nachdenklich den Kopf schief, dann richtete er sich stolz auf. "Ich bin Smaug, der Eroberer, der Große, der Tödliche! Ich lebe im Erebor, dem einsamen Berg, seit ich ihn den Zwergen nahm. Gewiss werdet Ihr meinen Angriff verzeihen, ich wollte nur sichergehen, dass Ihr keine Bedrohung für meinen Schatz seid", stellte er sich mit formeller Stimme vor. Tiamat war sehr beeindruckt von seinen Titeln, ließ es sich aber nicht anmerken. "Euer Schatz? Nein, deswegen bin ich nicht hier", erklärte sie. Smaug senkte leicht den Kopf. Er betrachtete sie misstrauisch. "Nun, Ihr kommt von weit her, sagtet Ihr?", hakte er nach. "In meiner alten Heimat gibt es keine Drachen mehr. Deshalb bin ich hier", erklärte Tiamat. Smaug schnaubte. "Nun, Ihr habt großes Glück, dass Ihr mich angetroffen habt, denn ich habe seit einigen Jahren keine Partnerin mehr. Ich könnte mir vorstellen eine Schönheit wie Euch zu umwerben, doch sicherlich werdet Ihr verstehen, dass ich dafür einen Schwur verlange, dass Ihr meinen Schatz nicht aus dem Berg schaffen werdet, und dass er weiterhin vollständig mir gehört, sollte ich Euch als Partnerin akzeptieren", sagte er. Tiamat hielt inne. Sie wusste nicht wie es ablief, wenn ein Drache einen Partner suchte und das war nicht wirklich das was sie hierher gebracht hatte. Sie war gekommen, um andere Drachen zu finden und in ihrer Nähe zu leben, um nicht mehr allein zu sein. An einen Partner hatte sie dabei nicht gedacht. Wieso eigentlich nicht? Sie war ja ganz offensichtlich eines der letzten Weibchen ihrer Art, sonst wäre dieses eindrucksvolle Männchen nicht ohne eine Partnerin und unterwegs hatte sie keine Spur von anderen Drachen gefunden. Tiamat sollte sich geehrt fühlen als Smaugs Partnerin infrage zu kommen, aber sie tat es nicht. Sie kannte diesen Drachen nicht und ihr Instinkt warnte sie vor ihm. Außerdem missfiel ihr sein selbstsüchtiges und arrogantes Verlangen nach diesem Schwur. Sie wollte es ihm nicht geben. Aber andererseits war hier ein Drache, der erste andere den sie je gesehen hatte, abgesehen von ihrer Drachenmutter. Sie gab ihrem Sehnen nach und antwortete: "Ich brauche eine Rast, danach werde ich über Eure Worte nachdenken. Ich schwöre Euch, dass ich nichts von Eurem Schatz aus dem Berg schaffen werde und dass er weiterhin vollständig Euch gehört, sollte ich Euch als Partner akzeptieren. Und nun führt mich zu eurem Berg, Smaug." Smaug grinste leicht. "Ausgezeichnet! Folgt mir", sagte er und schwang sich in die Luft. Tiamat folgte ihm aufgeregt, ihre Zweifel hatte sie völlig vergessen.
Jetzt haben sich Tiamat und Smaug getroffen. Werden Sie Partner werden? Und wie werden die Zwerge und Elraya auf ihre Ankunft am einsamen Berg reagieren? Was meint ihr? Schreibt's in die Kommis!

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Fate ~Hobbit FF~
FanfictionVor langer Zeit, noch vor den dunklen Jahren, lebten die Drachen frei in Mittelerde. Sie beherrschten den Himmel, waren respektiert und geehrt. Aber die Jahrhunderte des Friedens zwischen allen Völkern endete, als ein Drachenei an das Böse geriet. D...