14. Kapitel

1.5K 83 10
                                    

Auf diese Worte folgte erstmal Schweigen. Alle starrten Elraya an. "Das geht nicht. Ich meine, ein Mensch und ein Drache?", sagte Bilbo unsicher. Gandalf brummte leise. "Es ist Zeit, dass du jemand anderem als Radagast und mir deine Geschichte erzählst. Du kannst ihnen vertrauen", wandte er sich schließlich an Elraya. Sie schluckte nervös, dann setzte sie sich auf den Boden. "Es ist besser, wenn wir dabei sitzen", murmelte sie. Nach einigem Zögern ließen sich auch die Zwerge nieder, nur Thorin, Dwalin, Fili und Kili blieben stehen. Eine Weile lang starrte Elraya auf den Erebor in der Ferne. Trauer und Hass überkamen sie und sie seufzte. Einige der Zwerge folgten ihrem Blick und murmelten leise miteinander, teils aufgeregt, teils verunsichert. Schließlich begann Elraya zu sprechen. "Meine Mutter war eine junge Frau, als das alles anfing. Ihr Name war Sarnira. Sie lebte in einem Dorf im Wald und wusste nichts von Drachen oder Elben oder Zwergen. Ich weiß nicht viel über sie, aber ich weiß, dass sie temperamentvoll und glücklich vom Charakter war und gerne nach Abenteuern suchte. Sie sehnte sich nach der großen Liebe, was ihr später zum Verhängnis wurde. Aber dazu nachher mehr. Eines Tages fand sie am Fluss ein Amulett. Es war wahrscheinlich angeschwemmt worden, aber niemand weiß, woher es kam. Ich weiß noch, wie es aussieht. Sie hatte es immer bei sich. Es war ein wunderschöner, grauschwarzer Stein, der wundervoll im Licht schimmerte, eingelassen in einem verzierten Rahmen aus Holz. Sie fand es hübsch und konnte nicht widerstehen, es anzulegen. Ein großer Fehler. Ich kann mir nur vorstellen, wie es geschmerzt haben muss, denn ich durchlebe bei jeder Verwandlung einen ähnlichen Schmerz, und dabei bin ich so geboren worden. Jedenfalls verwandelte das Amulett sie in einen Drachen. Als sie wieder zu sich kam und erkannte, was sie geworden war, ergriff sie die Flucht. Wie lange sie unterwegs war und was sie alles erlebt hat, weiß ich nicht. Aber irgendwann kam sie zum Erebor. Ich glaube, es war kurz nachdem Smaug den Erebor erobert hatte, vielleicht ein paar Monate danach. Smaug fand sie in Thal, wo sie abgestürzt war. Denn sie war in einen Sturm geraten und sie war nunmal nicht als Drache geboren und konnte sich daher nicht in der Luft halten. Beim Absturz hatte sie sich einen Flügel gebrochen. Ich erinnere mich daran, wie sie mir diese Geschichte immer wieder erzählte. Smaug brachte sie in den einsamen Berg. Er war gut zu ihr und kümmerte sich um sie und nach einer Weile wurden sie Partner. Alles war perfekt, als ich geboren wurde. Ich bin als Drache geboren, in einem Ei. Ich hatte einen Bruder. Er hieß Umaroth. Alles war perfekt. Doch meine Mutter hatte Smaug nie von ihrer Vergangenheit erzählt, denn sie wusste von seiner Abneigung gegen alles, was auf zwei Beinen läuft. Doch obwohl Umaroth und ich normal schlüpften, waren wir anders. Ihr habt mich gesehen und Umaroth war mir ähnlich. Und wir entwickelten uns schneller. Nach wenigen Monaten waren wir so weit entwickelt, wie es Drachen erst nach ein bis zwei Jahren sind. Smaug wurde misstrauisch. Und dann fand Umaroth heraus, dass er sich in einen Menschen verwandeln konnte. Nur leider direkt vor Smaug. Ich erinnere mich an den Schrei meiner Mutter, als sie Umaroths Leiche fand. Smaug erzählte ihr, was passiert war. Und sie erzählte ihm die Wahrheit. Smaug wurde so rasend vor Wut, dass er meine Mutter angriff. Doch das Zauberamulett, das sie immer bei sich trug, bewahrte sie vor dem sicheren Tod. Allerdings wurde es dabei zerstört. Während Smaug sich noch erholte, ergriff meine Mutter die Flucht. Sie brachte mich aus dem Berg heraus, aber sie wusste, dass sie nicht mit mir fliegen konnte. Ich weiß noch genau, wie verwirrt ich damals war, als sie mich aus dem Berg trug, gejagt von meinem eigenen Vater. Ich hatte da noch nicht verstanden was los war. Meine Mutter konnte nicht mit mir in der Luft oder am Boden entkommen, Kämpfen konnte sie nicht und fürs Verstecken blieb keine Zeit. Das Amulett, das sie zwar verwandelt, aber auch beschützt hatte, war zerstört. Sie sah keine andere Möglichkeit. Also brachte sie den Eingang zum Einsturz, damit Smaug mich nicht erreichen konnte. Sie sperrte sich mit ihm im Berg ein. Alles was ich hörte war ihr Schrei. Ich habe keine Ahnung wie lange ich vor dem Berg saß, als Gandalf mich fand. Er hatte von den Menschen aus Esgaroth von meiner Mutter gehört und wollte der Sache auf den Grund gehen. Er entdeckte mich, einen verwahrlosten Jungdrachen, vor dem eingestürzten Tor zum Erebor. Als ich ihn sah, folgte ich einem Instinkt und verwandelte mich zum ersten Mal. Es tat verdammt weh. Die Verwandlung ist nicht angenehm und braucht viel Kraft, deshalb tue ich es nicht oft. Gandalf nahm mich mit sich und brachte mich zu Radagast. Die ersten paar Jahre meines Lebens verbrachte ich bei ihm. Ich entwickelte mich schnell für einen Drachen, aber langsam für einen Menschen. Mit fünfzig ist ein Drache etwa erwachsen. Ich war es mit vierzig. Aber schon lange vorher wurde ich rastlos. Ich wusste von Smaug, meiner Mutter und meinem Bruder und wollte den Erebor sehen, mich an Smaug rächen. Gandalf hoffte, mich irgendwie davon abhalten zu können mich selbst umzubringen bei dem Versuch, Smaug anzugreifen, indem er mich mit auf seine Reisen nahm. Und es funktionierte. Bis ich irgendwann beschloss, selbstständig zu werden und Gandalf verließ. Danach habe ich lange größtenteils allein gelebt. Und das ist, im Großen und Ganzen, meine Geschichte."
Es war totenstill. Die Zwerge beobachteten Elraya, nicht wenige hatten Tränen in den Augen. Elraya hatte die Augen geschlossen. Eine einzelne Träne rann über ihre Wange. "Nun, sie ist mit mir aufgewachsen und zwar in menschlicher Gestalt, zumindest meistens. An ihren Vater hat sie kaum eine Erinnerung. Drachen sind nicht grundlegend böse, auch wenn viele das glauben. Ihre wahre Geschichte ist viel schmerzvoller, als ihr denkt. Nur wenige kennen sie. Und jetzt ist nicht die Zeit, dass ihr sie erfahrt. Lasst Ihr Elraya weiterhin mitkommen, Thorin? Oder muss ich Euch anderweitig überzeugen?", fragte Gandalf und in seiner Stimme schwang deutlich eine Drohung mit. Dwalin verzog das Gesicht, aber keiner der Zwerge sagte etwas. Schließlich brach Thorin die Stille: "Sie kann uns weiter begleiten. Aber nur eine falsche Bewegung und ich werde sie höchstpersönlich umbringen."

Jetzt kennt ihr Elrayas Geschichte. Es war wirklich traurig, das zu schreiben. Was denkt ihr dazu? Wie ihr wisst, freue ich mich immer über Feedback.

Fate ~Hobbit FF~ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt