Elraya konnte nur daran denken, Azog zu vernichten. Das Blut rauschte in ihren Ohren, als sie über das Eis lief. Fyrn war an ihrer Seite und schützte sie mit seinem Körper vor Pfeilen, die die Orks auf sie schossen. Sobald sie in den Schutz der halb zerstörten Mauern kam, hielt sie kurz inne und lauschte. Doch durch den allgemeinen Kampflärm konnte sie nichts genaueres ausmachen. Doch dann erinnerte sie sich daran, wie sie Kili gespürt hatte, als Smaug die Stadt angegriffen hatte. Vielleicht kann ich das wieder spüren, überlegte sie und schloss die Augen. Und tatsächlich, sie wusste auf einmal die Richtung, in der sich Kili befand. Es war ein unterbewusstes Ziehen, als wäre sie wie mit einer Schnur mit ihm verbunden. Entschlossen kletterte sie in den Turm und rannte los. Doch sie war noch nicht weit gekommen, als sie von mehreren Orks aufgehalten wurde. Wild begann sie zu kämpfen, Fyrn deckte ihr den Rücken. Eine gefühlte Ewigkeit lang bestand die Welt nur noch aus Schlagen, Ducken, Drehen und anderen Bewegungen, ehe sie dem letzten die Kehle aufschlitzte. Hastig rannte sie die Treppen hoch, in Kilis Richtung, als ein lauter Schrei sie aufhielt. Sie drehte sich und erkannte einen Troll, der sich auf den Turm zubewegte. Oder genauer, auf Legolas zu. Dieser Elb bringt sich immer in Schwierigkeiten! Sähe er nicht so gut aus, würde ich ihn einfach sterben lassen. "Fyrn, der Elb braucht wieder mal deine Hilfe. Kümmerst du dich um den Troll? Ich muss weiter." Fyrn warf ihr einen unzufriedenen Blick zu, worauf sie ihm sacht die Hand auf den Kopf legte. "Ich komme zurecht. Geh", versprach sie und nach kurzem Zögern fuhr der Bodendrache herum und nahm Kurs auf den Troll. Elraya achtete nicht weiter darauf und hastete weiter. Gelegentlich stellten sich ihr einzelne Gegner in den Weg, doch sie machte kurzen Prozess mit ihnen. Mor'ranr wurde spürbar schwerer und sie schwang das Schwert immer langsamer. Sie wusste, das Ganze musste bald enden. Sie hatte ihre Kraft bereits mit zu viel Magie und zu vielen Verwandlungen vergeudet, dazu kamen noch die dumpfen Schmerzen von ihrem Kampf gegen Smaug. Dann hörte sie ein Krachen und von oben herab sprang ein riesiger Ork und landete direkt vor ihr. Mit rasendem Herzen blieb Elraya stehen. "Bolg!", zischte sie, dann warf sie sich aus dem Weg und entging so nur knapp einem Schwerthieb. Bolg drängte sie mit heftigen, schnellen Hieben langsam aber sicher zurück, während sie selbst nicht genug Kraft und Zeit fand, um zurückzuschlagen. Ein kurzes Brüllen, das von hinter ihr kam und wahrscheinlich von Tiamat stammte, ließ sie kurz innehalten. Das erwies sich als fataler Fehler. Zu langsam riss sie Mor'ranr hoch, als Bolgs Klinge sie auch schon mit voller Wucht traf. Sie krachte gegen die Treppe und verlor fast das Bewusstsein. Mühsam hob sie ihr Schwert, doch ein heftiger Schlag, der ihre Arme schmerzen ließ, fegte die Klinge aus ihrer Hand. Klirrend landete Mor'ranr außer Reichweite an der Kante des offenen Turms. Blinzelnd hob Elraya den Blick. Bolg starrte sie grinsend an und hob sein Schwert zum tödlichen Streich. Doch urplötzlich warf sich etwas oder jemand von über ihnen auf den Ork und drängte ihn zurück. Elrayas Sichtfeld verengte sich, sie konnte kaum dem Kampf folgen. Mühsam richtete sie sich auf und erblickte etwas, das ihr Herz fast zum Stillstand brachte. Kili. Er hatte ihr Leben gerettet. Und jetzt hing er halb auf Bolgs Knie. Das Monster sah Elraya fest in die Augen. Als er erkannte, dass sie wieder soweit bei Bewusstsein war, dass sie dem Geschehen folgen konnte, grinste er breit. Dann stieß er eine metallene Spitze tief in Kilis Körper. Es war, als würde man ihr den Boden unter dem Körper wegreißen und sie fiel innerlich in einen tiefen Abgrund, der kein Ende besaß. Sie hörte ihren eigenen Schrei, registrierte aber nicht, dass er von ihr kam. Achtlos ließ Bolg Kili fallen und sah amüsiert zu, wie Elraya mühsam zu ihm kroch und sich über ihn beugte. Kilis Augen waren trüb vom Schmerz, aber er lächelte, als er sie sah. "Jetzt habe ich dir das Leben gerettet. Sind wir jetzt quitt?", fragte er schwach. Elraya fühlte sich an den Anfang der Reise zurückversetzt, als sie noch mitgezählt hatte, wie oft sie sein Leben gerettet hatte. Mit einem Schluchzen lehnte sie sich vor und küsste den Zwerg. Mit geschlossenen Augen spürte sie, wie er erwiderte, ehe ihn jegliche Kraft verließ. Sie öffnete die Augen nicht, eine einzelne Träne rann ihre Wange herab. Sie fühlte durch ihre seltsame Verbindung zu Kili, wie seine Seele seinen Körper und diese Welt verließ. Langsam hob sie den Kopf und schlug die Augen auf. Bolg kam auf sie zu gestapft, ein breites Grinsen im Gesicht. Elraya wusste, dass er sie jetzt töten würde. Dass er dachte, dass sie gebrochen war. Was er nicht wusste, Elraya war vielleicht innerlich zerbrochen, doch einen Drachen kann man nicht so leicht seelisch zerstören. Ein tiefes Grollen drang aus ihrer Kehle und eine unbändige Wut überkam sie. Sie schnellte vorwärts und nahm den Schmerz der Verwandlung kaum wahr. Ein roter Nebel legte sich über ihre Sinne und das nächste, was sie wahrnahm, war Bolgs zerfetzter Leib unter ihr. Von dem Ork war nichts nennenswertes mehr übrig. Dann riss sie den Kopf herum und knurrte wild. Noch gab es jemanden, dessen Tod Azog wollte. Und dieses eine Mal würde sie nicht zu spät kommen! Mit einem mächtigen Flügelschlag warf sie sich in die Luft und glitt über das Eis. Und sie entdeckte Thorin sofort. Er lag unter Azog und war kurz davor, zu verlieren. Azog blickte auf, als ihr Schatten auf sie fiel, aber zu spät. Die Welt zerfiel in ein markerschütterndes Brüllen, als Elraya ihn von dem Zwerg herunter fegte und auf ihm landete, ihn mit ihren Klauen zu Boden drückte, worauf das Eis gefährlich knackte. Zum ersten Mal sah sie Angst in Azogs Augen und es erfüllte sie mit Genugtuung. "Du hättest sie nicht töten sollen! Du unwürdiges Geschöpf, das du bist, wagst es, meine Freunde zu vernichten, meine Liebe? Du wirst sterben!", zischte sie. Dann öffnete sie ihr Maul und hüllte Azog in ihr Feuer. Er wand sich unter ihr und gab fürchterliche Schreie von sich, während seine Gegenwehr langsam nachließ. Erst als er sich nicht mehr regte, schloss sie ihr Maul. Schwer atmend starrte sie auf die halb verbrannte, halb vereiste Leiche ihres Feindes hinab. Schatten strichen über den Boden und die vertrauten Schreie der Adler erfüllten die Luft. Es ist vorbei, erkannte Elraya und der Gedanke durchbrach ihre unzähmbare Wut. Schwerfällig wich sie zurück und senkte den Kopf. Wenn es vorbei ist, warum hört es dann nicht auf? Warum hört der Schmerz nicht auf? Ich habe alles verloren. Verzweifelt hob sie den Kopf und schrie ihr Leid in die Welt hinaus. Aus den Trümmern des Turms antwortete Fyrn und Tiamat schloss sich von der Stelle her an, wo sie über dem feindlichen Heer kreiste, das von den Adlern vernichtet wurde. Gemeinsam klagten sie auf Drachenart um die Verluste und vor ihren geschlossenen Augen sah Elraya Kili und Fili und all die Namenlosen, die an diesem Tag ihr Leben verloren hatten und sogar ihre Familie, vereint und glücklich. Sarnira und Smaug, die liebevoll über Umaroth wachten. Langsam verklang Elrayas Stimme und sie senkte den Kopf und sah Thorin, der mit Tränen in den Augen ein Stück entfernt stand und sie anstarrte. Er trat einen Schritt vor, doch Elrayas Herz war zu schwer, sie war nicht in der Lage, ihm seine harschen Worte zu verzeihen, mit denen er sie aus dem Berg gejagt hatte. Sie wich zurück, dann stieß sie sich vom Boden ab und floh. Geradewegs zum Grab ihrer Mutter und ihres Bruders, das erstaunlicherweise völlig unberührt war. Dort rollte sie sich ganz eng zusammen, um die Bruchstücke ihrer Seele zusammenzuhalten und schloss die Augen. Ich habe alles verloren. Alles. Und nichts wird wieder so sein, wie es sein sollte. Es tut mir leid, Kili. Ich war zu langsam. Ich war zu schwach.
Dieses Kapitel hat mir wirklich das Herz gebrochen. Ihr werdet mich sicher umbringen. Aber Thorin lebt noch. Ich dachte mir, dass ich nicht gerne das gesamte Ende ändern wollte, aber den Teil habe ich verändert, weil es sich richtig angefühlt hat. Ich denke Thorin würde einen guten König abgeben und deshalb habe ich ihn am Leben gelassen. Aber noch ist dieses Buch nicht fertig, seid gespannt auf das Ende.
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Fate ~Hobbit FF~
FanficVor langer Zeit, noch vor den dunklen Jahren, lebten die Drachen frei in Mittelerde. Sie beherrschten den Himmel, waren respektiert und geehrt. Aber die Jahrhunderte des Friedens zwischen allen Völkern endete, als ein Drachenei an das Böse geriet. D...