Frohes neues Jahr!
Langsam senkte Tiamat den Kopf und schnupperte an den kleinen Schalenstücken. Ein Drachenei? Kann es sein... Eine unangenehme Vorahnung befiel sie. Kann es sein, dass Smaug eine Partnerin und Eier hatte, bevor ich kam? Aber was ist mit ihnen passiert? Ist sie gestorben, als etwas beim Eierlegen schief ging? Aber das Ei hier ist geschlüpft. Wo ist dann der Jungdrache? Sie überlegte hin und her, dann bemerkte sie vor sich einen Lichtschimmer. Vorsichtig stieg sie über die Überreste des Eies hinweg und folgte weiter dem Gang. Ein paar Schritte weiter beschrieb er einen Bogen und öffnete sich in einen großen Raum mit kahlen Wänden und alten, seltsam aussehenden Wandfellen, die seltsame Farbmuster hatten. Durch einen Spalt in der Wand fiel Licht hinein und traf auf einen kleinen Gegenstand, der am Boden lag. Tiamat senkte den Kopf. Es war ein hölzernes Amulett. In der Mitte war ein schwarzer Stein eingelassen und es hing an einer silbernen Kette. Doch der Stein in der Fassung war zerbrochen und an den Rändern hing das leichte Glühen verblasster Magie. Unsicher trat Tiamat zurück und blickte auf. Was sie dann sah brachte sie zum Aufkeuchen. Eng zusammengerollt im Schatten konnte sie die blassgraue, eingefallene Schuppenhaut eines toten Drachen erkennen. Als ihre Augen sich auf den Schatten eingestellt hatten, sah sie, dass es ein Weibchen gewesen war. Es musste schon lange tot sein, aber wegen der Luft im Berg und den Schuppen war es noch gut erhalten. Es lag da als schliefe es. Grauen packte Tiamat. Noch nie hatte sie einen toten Drachen gesehen. Es war schrecklich. Der dritte Drache, den sie je in ihrem Leben zu Gesicht bekam, war die Leiche eines lange verstorbenen Weibchens, das zweifellos eine schicksalhafte Geschichte zu erzählen hatte. Und dann erst fiel ihr auf, dass das Weibchen mit der Vordertatze etwas dicht an ihre Brust gedrückt hatte. Vorsichtig senkte sie den Kopf. Nein..., dachte Tiamat voller Entsetzen. Das Etwas war ein Jungdrache mit grünen Schuppen. Die Flügelmembran war nicht mehr vorhanden, aber es war eindeutig ein Jungdrache. Und er hatte dieselbe Kopfform wie Smaug. Panik durchfuhr Tiamat. Sie stolperte zurück und ließ den Kopf hängen. Nie hätte sie gedacht, dass dies hier so tief im Berg war. In dem Berg, in dem sie bis vor Kurzem glücklich gewesen war. Sie musste Smaug zur Rede stellen. Fluchtartig stürzte sie zurück den Gang entlang. Das Bild des Weibchens, das sich schützend um ihr verstorbenes Junges gerollt hatte, würde ihr niemals aus dem Kopf gehen. Schwer atmend blieb sie vor Smaug stehen, der immer noch den Eingang versperrte. "Smaug...", begann sie mit zitternder Stimme, konnte aber nicht weitersprechen. Langsam hob der rostrote Drache den Kopf und sah sie an. In seinen Augen lag keinerlei Gefühl. "Du hast sie gefunden. Habe ich nicht recht?", fragte er ruhig. Tiamat starrte ihn einfach nur an, unfähig zu sprechen. "Ich erzähle dir die Geschichte. Du sollst sehen, was mit Verrätern passiert", knurrte Smaug und in seinen Augen leuchtete Wahnsinn. "Kurz nachdem ich den Erebor erobert hatte, flog ich in meinem Revier Patrouille. In Thal fand ich ein Drachenweibchen. Sie war abgestürzt und hatte sich den Flügel gebrochen. Sarnira hieß die falsche Schlange. Ich ahnte nichts Böses und nahm sie bei mir auf. Ich kümmerte mich um sie und lernte sie immer besser kennen. Ich spürte, dass sie etwas vor mir verbarg, aber ich war mir sicher, dass es nichts schlimmes war. Sie wurde gesund, aber sie verließ mich nicht. Nach einer Weile wurden wir Partner. Und dann wurde sie trächtig. Die Verantwortung lenkte mich von meinen Vorahnungen ab und ich dachte kaum noch daran, was sie wohl vor mir verbergen könnte. Ich war glücklich, als sie mir drei Eier legte. Eines lebte leider nicht, aber wir wussten, dass so etwas passieren könnte. Also vergrub ich das Ei außerhalb des Berges und wir sprachen nicht mehr davon. Nach einer Weile schlüpften unsere Tochter und unser Sohn. Oh, wie sehr ich es bereue, diese ... Wesen in die Welt gesetzt zu haben! Aber damals war ich glücklich. Wir nannten das Männchen Umaroth und das Weibchen Elraya. Wenn ich an Elraya denke! Ich hasse sie. Aber weiter. Die ersten beiden Jahre war alles gut. Doch dann merkte ich, dass etwas nicht stimmte. Die beiden sahen seltsam aus. Ihre Flügel leuchteten und sie waren einfach anders. Und sie wuchsen schneller. Meiner alten Zweifel kamen wieder hoch. Und dann waren Sarnira und Elraya im Berg unterwegs und ich passte auf Umaroth auf. Und dann geschah es. Umaroth verwandelte sich in einen Menschen. Einen Menschen! Als er sich zurückverwandelte wurde mir klar, was für ein Geschöpf mein Sohn war. Ich hielt ihn für einen Teufel, ein widerwärtiges Geschöpf. Ein Werkzeug der Rache an mir. Und ich tötete ihn. Als Sarnira kam, war sie entsetzt. Als ich ihr sagte, was für ein Wesen ihr Sohn gewesen war, erzählte sie mir endlich die Wahrheit. Sie war ein Mensch, verwandelt durch ein Amulett mit einem grauschwarzen Stein, das sie immer bei sich trug. Und ich wurde wütend. Sie hatte mich verraten, sie war ein elender Mensch! Ich griff sie an, doch dieses verfluchte Amulett warf mich zurück. Glücklicherweise gelang es mir dabei, es zu zerstören. Unglücklicherweise konnte sie fliehen. Sie brachte Elraya aus dem Berg. Ich folgte ihr, war aber zu spät. Sie brachte den Eingang zum Einsturz, um ihre Tochter zu retten. Sie sperrte uns beide im Berg ein. Und ich griff sie an und verletzte sie schwer an der Kehle. Ihren Schrei werde ich nie vergessen. Sie hat für ihren Verrat bezahlt! Nur leider kam ich nicht an ihre Tochter. Das widerliche Wesen entkam mir an dem Tag. Ob sie noch lebt, weiß ich nicht. Ich hoffe, sie ist elendig verhungert. Sarnira schleppte sich schwer verletzt mit der Leiche ihres Sohnes in diesen Raum. Das Amulett und die Schalenreste der Eier nahm sie mit. Sie kam nie mehr heraus." Damit endete Smaug und in seiner Stimme schwang unverhohlene Zufriedenheit mit.
Das ist Sarniras Geschichte. Sie hat es leider nicht geschafft. Wie Tiamat wohl auf den wahren Charakter ihres Partners reagieren wird?
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Fate ~Hobbit FF~
ФанфикVor langer Zeit, noch vor den dunklen Jahren, lebten die Drachen frei in Mittelerde. Sie beherrschten den Himmel, waren respektiert und geehrt. Aber die Jahrhunderte des Friedens zwischen allen Völkern endete, als ein Drachenei an das Böse geriet. D...