Elraya schlich durch die schlafenden Menschen in der zerstörten Stadt Thal, die Kapuze ihres Mantels tief ins Gesicht gezogen, um ihre unnatürlichen Augen zu verbergen. Suchend schaute sie sich um und fragte sich, ob Bard überhaupt noch am Leben war und ob sie ihn wohl jemals in dieser Menge finden würde. Laute Stimmen lenkten sie ab und sie trat zwischen zwei Säulen hindurch und erstarrte. Nein, das darf nicht sein. Entsetzt starrte sie auf das riesige Elbenheer, das sich auf dem Platz vor ihr aufgestellt hatte. Sie entdeckte Bard, doch dann kochte Hass in ihr hoch, als sie Thranduil erkannte, der vom Rücken eines Elches aus mit dem Menschen sprach. Mühsam schloss sie die Augen und versuchte, sich zu beruhigen. Sie hatte mittlerweile gelernt, dass Hass und Rache nur zu größerem Leid führten, wenn man ihnen nachgab. Vorsichtig huschte sie hinter den Trümmern von Säulen und Wänden verborgen näher, doch bevor sie in Hörweite gelangt war, entfernte Bard sich bereits und rief nach einem Pferd. Kurzentschlossen trat Elraya zu ihm und hob leicht die Kapuze an, sodass nur er einen Blick auf ihr Gesicht werfen konnte. "Bard, es ist schön, Euch wohlauf zu sehen. Dürfte ich fragen, was Ihr vorhabt?", sprach sie ihn ruhig an. Er drehte sich zu ihr und schien nicht allzu überrascht über ihre Anwesenheit. "Seltsam, aber irgendwie habe ich Euch erwartet. Hat Thorin Euch aus dem Berg geworfen, als er erkannte, was Ihr seid?" Überrascht starrte sie ihn an, worauf er nur seufzte. "Ich habe Eure Stimme in meinem Kopf erkannt, als Ihr gegen Smaug gekämpft habt. Ich habe den Schwarzen Pfeil geschossen." Das war ein unerwarteter Schlag. Elraya hätte nicht gedacht, dass sie den Mörder ihres Vaters je treffen würde. Zum einen war sie ihm dankbar, da er Tiamat und ihr Leben gerettet hatte, aber zum anderen hatte er das letzte Familienmitglied getötet, das ihr geblieben war. Bard schien zu erkennen, wie sie sich fühlte und seufzte schwer. "Ihr habt versucht, die Stadt zu retten. Ich verurteile Euch nicht für Eure Geburt, aber ich kann nicht versprechen, dass der Rest der Menschen das ebenfalls tut. Ich muss jetzt zu Thorin. Wenn er uns und die Elben nicht das haben lässt, was uns zusteht, werden wir ihn angreifen. Wollt Ihr uns begleiten?", fragte er ernst. Elraya blickte ihm unglücklich in die Augen. Sie wusste, dass die Elben die Zwerge abschlachten würden. Aber sie wusste auch, dass sie nichts tun konnte. Sie hatte Thorin nicht zu Verstand gebracht und sie würde nur riskieren, dass er ablehnte, wenn sie mitging. Wenn er das nicht sowieso tat. "Ich kann nicht. Aber ich warne Euch: Der Schatz ist verflucht. Thorin ist ihm bereits verfallen, ich möchte nicht noch jemanden daran verlieren." Damit wandte sie sich ab und mischte sich unter die Menschen.
Sie beobachtete von den zerstörten Mauern der Stadt aus, wie Bard zurückkehrte und sie wusste, dass es ihm nicht gelungen war, zu dem Zwerg durchzudringen. Sie stieg von den Mauern und wanderte durch die Straßen, blieb hier und da stehen und half den Menschen, ohne ihr Gesicht zu zeigen. Sie hatte Tiamat versprochen in der Schlacht, die kommen würde, zu helfen, auch wenn sie liebend gerne geflohen wäre. Sie wollte nicht sehen, wie ihre Freunde abgeschlachtet wurden. Und Kili... allein der Gedanke zerriss ihr das Herz. Sie musste jemanden finden, der ihre Warnungen hören wollte und ihnen glauben schenkte, doch wer wollte sich schon von einem Halbdrachen vor einer bevorstehenden Schlacht gegen das Böse warnen lassen? Im selben Moment hörte sie vertraute Stimmen und drehte sich um. Zu ihrer größten Überraschung sah sie Gandalf und Bilbo in einem Zelt und ohne zu zögern verschmolz sie mit den Schatten und betrat unbemerkt das Zelt. Dort trat sie ins Licht und zog die Kapuze zurück, nur um es sogleich wieder zu bereuen, als sie nicht nur Gandalf, Bard und Bilbo sondern auch Thranduil sah. Dieser krallte sich an seinem Stuhl fest und funkelte sie hasserfüllt an, doch sie zwang sich, nicht auf ihn zu achten. "Gandalf, ich bin so unendlich erleichtert, dass du wieder da bist. Wir haben ein großes Problem. Tiamat sagt, eine große Schlacht kommt auf uns zu. Eine Schlacht gegen das Böse", platzte sie heraus. Gandalf starrte sie an, dann wandte er sich sofort an Thranduil. "Seht Ihr es jetzt? Wir alle sind in Gefahr und sollten nicht daran denken, gegen eine Handvoll Zwerge zu kämpfen!", blaffte er unfreundlich. "Ich werde nicht auf die Warnungen eines verrücken Zauberers und seines Monsters hören!", zischte der Elb wütend. "Aber ihr müsst nicht gegen die Zwerge kämpfen, wenn ihr den Arkenstein zum Tausch anbietet!", unterbrach Bilbo laut. Jetzt erst erkannte Elraya den schimmernden Stein und warf Bilbo einen scharfen Blick zu, ehe sie verstand. Er hat Thorin verraten, um sein Leben zu retten. "Bilbo, es tut mir so leid", hauchte sie, worauf der Hobbit ihr nur ein schwaches Lächeln schenkte. "Das haben wir schon besprochen, aber diese Sache mit der Schlacht..." mischte sich Bard ein, wurde jedoch von Thranduil unterbrochen. "Es gibt keine Schlacht und jetzt schafft diesen Drachen aus meinem Zelt!" Gandalf winkte Elraya knapp zu und sie folgte ihm schweigend und beobachtete, wie er Bilbo einschärfte, bloß nicht zurückzukehren und sich auszuruhen. Dann lief sie schweigend neben ihm durch das Lager und achtete nicht auf die Blicke der Menschen und Elben. "Es tut mir leid, was alles passiert ist. Ich weiß von allem. Ich habe außerdem Tiamat gesehen. Sie ist ein prachtvoller Drache", brach Gandalf schließlich die Stille. Elraya seufzte schwer. "Ich gehöre nirgendwo hin. Falls ich den kommenden Kampf überlebe, werde ich gehen", teilte sie ihm voller Schmerz mit. "Elraya, ich verstehe deinen Schmerz. Aber vielleicht solltest du lernen, damit umzugehen, ohne zu flüchten. Was ist mit Kili?", fragte er in der Sprache der Drachen, damit niemand lauschen konnte. Ruhig sah sie ihm in die Augen. "Ich gehöre nicht hierher. Ich schulde es ihm, sein Leben glücklich zu leben. Ohne mich. Ich gehöre nicht in die Welt der Zweibeiner. Ich werde gehen und nicht einmal du kannst mich aufhalten."
Die große Schlacht steht kurz bevor. Ob Kili, Fili und Thorin sie überleben werden? Lasst euch überraschen!
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Fate ~Hobbit FF~
FanfictionVor langer Zeit, noch vor den dunklen Jahren, lebten die Drachen frei in Mittelerde. Sie beherrschten den Himmel, waren respektiert und geehrt. Aber die Jahrhunderte des Friedens zwischen allen Völkern endete, als ein Drachenei an das Böse geriet. D...