6. Kapitel

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Smaug landete am Fuß des Berges vor einem halb zerstörten Tor. Tiamat landete hinter ihm und folgte ihm nach drinnen in eine große, lange Halle. "Was ist das hier? So etwas habe ich noch nie gesehen", fragte sie ehrfürchtig. Smaug sah erfreut zu ihr zurück. "Dies ist eine Halle, erbaut von den Zwergen, die einst hier lebten. Ich habe sie fortgejagt und den Berg in Besitz genommen", erzählte er stolz. Tiamat schnupperte verwirrt an dem glatten Gestein unter ihren Klauen. "Zwerge?", fragte sie nach. Smaug blieb stehen und starrte sie ungläubig an. "Ihr wisst nicht was Zwerge sind?" Tiamat schüttelte den Kopf, worauf Smaug sich ihr zuwandte. "Also, es gibt überall in diesen Landen kleine, zweibeinige Wesen. Sie teilen sich in verschiedene Arten auf, die seltsamsten und gefährlichsten, zumindest für junge, schwache Drachen, nicht für mich, sind die Elben. Sie leben so lang wie wir, haben spitze Ohren und riechen nach Pflanzen und Wasser. Sie singen viel, sind schnell und klug und halten sich von den restlichen Zweibeinern fern. Die häufigsten sind die Menschen, feige, schwache, gemeine Wesen, sie können sehr bösartig sein. Sie haben runde Ohren und sind angeblich hässlicher als Elben, aber für mich sehen sie alle gleich aus. Auf der anderen Seite des Sees leben welche. Sie stinken nach Schweiß, Dreck und Fisch. Und dann sind da noch die Zwerge, kleine, fette Zweibeiner, gierig und stolz. Sie leben unterirdisch und riechen nach Stein", erläuterte er. Tiamat blinzelte. "Ich wusste von Zweibeinern, hatte aber keine Ahnung, dass es Unterschiede gibt", bemerkte sie. Sie war wiederum beeindruckt von Smaugs Wissen. Der schnaubte: "Im Grunde gibt es auch keine Unterschiede: Sie sind klein, schwach und lästig." Dann führte er sie weiter in den Berg, tiefer hinein und Tiamat fragte sich langsam, wie groß Smaugs Reich eigentlich war. Und dann trat sie aus einem langen Gang und erstarrte vor Überraschung. Vor ihr war eine riesige Halle, gefüllt mit Massen an Gold, Edelsteinen und schimmerndem Metall. Mehr als sie je gesehen hatte. Das ist also Smaugs Schatz. Staunend sah sie sich in der Halle um. "Das ist mein Besitz, alles! Ist es nicht wundervoll?", säuselte Smaug. Tiamat sah ihn an. Ja, der Schatz war beeindruckend und wunderschön, aber so sehr auch wieder nicht. Aber sie sprach diesen Gedanken nicht aus und ärgerte sich insgeheim über den Schwur, den sie gegeben hatte. Würde er es überhaupt merken wenn etwas davon fehlte? Sie hätte gern ein oder zwei Stücke des Schatzes. Denn fast jeder Drache schätzte Gold und Edelsteine und andere schöne Dinge, doch wie bei Menschen, Zwergen und Elben war längst nicht jeder von ihnen gleich und so gierig wie Smaug. Und sie achteten Besitz, besonders die, die in ihrem Leben oft genug die Folgen dessen sahen, was Gier anrichten konnte. Und Tiamat musste zugeben, dass ihr Smaugs Gier und die Tatsache, dass er den Berg in gewisser Weise gestohlen hatte, missfiel. Aber sie verdrängte den Gedanken sofort wieder. Sie sehnte sich zu sehr nach Gesellschaft, um ihren Zweifeln an Smaug nachzugeben. "Es ist... wahrhaft beeindruckend", kommentierte sie den Schatz. Smaug schien ihre Zurückhaltung gar nicht aufzufallen, denn er wandte sich ab und sagte rasch: "Ich werde jagen. Ich bin nicht lange weg!" Er warf ihr einen misstrauischen Blick zu, dann machte er sich auf den Weg zum Tor. Tiamat trat vorsichtig auf das Gold und löste eine kleine Lawine aus, die rauschend in eine Senke in all dem Gold glitt. Unsicher und etwas steifbeinig lief sie weiter bis zu einem Podest, das mit grünem und goldgelbem, glattem Gestein bedeckt war und auf Säulen stand. Es war ziemlich staubig, ganz offensichtlich kein beliebter Platz bei Smaug. Mit einem Flammenstoß reinigte sie den Felsen auf Drachenart und ließ sich anschließend nieder. Zu ihrer Überraschung war es viel bequemer als sie angenommen hatte. Daran könnte ich mich gewöhnen. Wozu sollte ich denn einen solchen Schatz besitzen, wenn ich mich auch so an seinem Anblick erfreuen kann? Tiamat war vollkommen zufrieden. Smaugs Rückkehr weckte sie aus einem leichten Schlaf und sie begrüßte den rostroten Drachen mit einem warmen Brummen. Smaug legte ein ziemlich fettes Rind vor sie und grinste selbstsicher. Tiamat fragte sich, ob es Teil der Tradition war, dass ein möglicher Partner einem Weibchen frisches Fleisch brachte. Es gefiel ihr. Sie machte sich über das Rind her, während Smaug ihren auserwählten Schlafplatz inspizierte. "Du kannst auch in meinem Schatz schlafen", erklärte er ihr genüsslich, als ob er sich freue ihr dieses Angebot unterbreiten zu können. Tiamat sah ihn verwundert an. "Hier ist es doch viel bequemer. Ihr... Du schläfst also mitten in deinem Schatz?", fragte sie neugierig. Smaug blickte sie verwundert an. "Natürlich!" Tiamat schüttelte den Kopf, brummte "Seltsam" und widmete sich der Körperpflege. Smaug wirkte beleidigt und verzog sich schweigend auf sein Gold. Er rollte sich zusammen und beobachtete Tiamat. "Nun, erzählst du mir etwas von deiner Vergangenheit?", bat sie ihn, als sie fertig war und sich zum Schlafen zusammenrollte. "Na gut. Ich schlüpfte weit entfernt im Norden. Meine Drachenmutter war ein angesehener Drache und mein Drachenvater sehr stark und stolz. Ich hatte einen Schlupfbruder. Ich verließ das Nest sehr früh und erkämpfte mir ein kleines Territorium. Viele Männchen haben mich um mein Revier herausgefordert, aber ich habe alle mit Leichtigkeit abgewehrt. Mit der Zeit vergrößerte ich mein Revier und umwarb einige mächtige Weibchen, aber keine war so schön und edel wie du. Mit den wenigsten war ich lange zusammen, sie waren einfach nicht angemessen für mich. Und irgendwann hörte ich vom Erebor und machte mich auf den Weg hierher. Die Zwerge erzitterten und flohen vor mir aber keiner entkam meinem Feuer. Sie brannten alle! Und als keiner mehr übrig war, kam ich hierher und machte mir diesen Schatz zu eigen. Das ist jetzt viele Jahre her und seither bin ich hier, wache über meinen Schatz, und habe es niemals bereut mein angestammtes Revier verlassen zu haben. Aber erzähl etwas über dich, Schöne." Smaugs Erzählung und Schmeicheleien beeindruckten und gefielen Tiamat. Sie seufzte. "Meine Geschichte ist langweilig. Ich habe mein ganzes Leben allein mit meiner Drachenmutter im Osten verbracht. Da gibt es nichts weiter zu wissen", sagte sie, dann gähnte sie. Müde rollte sie sich noch enger zusammen und sank in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

Tiamat ist sehr beeindruckt von Smaug, aber ist das gut? Was haltet ihr davon? Über Feedback freue ich mich immer! :D

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