34. Kapitel

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Elraya verließ die Stadt zeitgleich mit den Armeen und ritt auf Fyrns Rücken hinauf zu Tiamat, die sich abseits auf einer Flanke des Erebors niedergelassen hatte. Sie verwandelte sich und hockte sich neben den goldenen Drachen, den Schwanz fein säuberlich um sich selbst geschlungen wie eine Katze. Die beiden wechselten kein Wort. Stattdessen beobachteten sie schweigend das Gespräch zwischen Thorin, Bard und Thranduil, während die Menschen und Elben immer wieder angstvoll zu den beiden reglosen Drachen hinaufblickten. Elraya verspannte sich und knurrte leise, als Thorin Bilbo angriff. Seine wütende Stimme wehte bis zu ihnen. Erst als der Hobbit sicher unten an Gandalfs Seite war, merkte sie, dass Tiamat ihr beharrlich gegen die Schulter stupste. Sie folgte dem Blick der älteren Drachendame und fauchte leise, als sie das Zwergenheer erblickte, das sich auf die Spitze des Hangs zubewegte und kurz darauf unter lautem Trompetenklang oben ankam. Menschen und Elben wandten sich ihnen sofort zu. Der Anführer der Zwerge ritt auf einem Schwein vor und rief laut genug, dass sogar die Drachen ihn verstehen konnten: "Wird höchste Zeit, dass ihr verschwindet, gemeinsam mit diesen geflügelten Bestien da oben! Wird's bald?!" Tiamat schüttelte den Kopf und wechselte einen kummervollen Blick mit Elraya. Diese wandte sich mit einem bitteren Geschmack im Maul ab, als sie die ersten Kampfgeräusche hörte, als Elben und Zwerge einander attackierten. Sie werden sich gegenseitig vernichten, bevor die eigentlichen Feinde auftauchen. Doch dann kamen sie.

Tiamat riss den Kopf hoch und starrte auf die Berghänge, als sie das Beben hörte und Entsetzen und Ekel überkamen sie, als riesige Würmer sich aus der Erde erhoben und kurz darauf strömten Massen an Orks aus den entstandenen Löchern. Ohne zu zögern warfen sich die Zwerge auf die neuen Feinde. Tiamat fiel es leicht, die goldenen Rüstungen der Elben, die eisernen der Zwerge und die fehlenden der Menschen auseinander zu halten. Tiefe Ruhe durchströmte sie und sie senkte den Kopf und atmete tief durch. Elraya, die verkrampft neben ihr kauerte, tat es ihr langsam nach, das geheimnisvolle Glühen ihrer Membranen und Augen nahm zu, als sie ihre Entschlossenheit sammelte. Tiamat lockerte ihre Muskeln und sah zu, wie Elben und Menschen ebenfalls in den Kampf eingriffen. "Dies ist unser Moment, um unsere Stärke und unsere Fürsorge für das Gleichgewicht der Welt zu zeigen. Dies ist unser Moment, Elraya. Kämpf, für deine Freunde, deine Familie und für dich selbst. Kämpfe solange, bis wir gesiegt haben oder bis wir beide den Tod gefunden haben!", sprach Tiamat, dann warf sie den Kopf hoch und gab ein ohrenbetäubendes Gebrüll von sich. Elraya schloss sich ihr mit ihrer höheren und bis zum Äußersten entschlossenen Stimme an. Mit Befriedigung sah Tiamat, wie alle Kämpfenden innehielten und mit Panik zu ihnen blickten. Und dann erhoben sie sich Seite an Seite in die Lüfte und glitten tief über das Schlachtfeld hinweg. Mit donnernden Flügelschlägen jagten sie über die Zweibeiner hinweg und stürzten sich auf die Orks. Tiamat strich tief über das Feld, spie Feuer und pflügte mit vorgestreckten Klauen durch die Reihen, während Elraya ihre eigenen Flammen auf die Kriegsmaschinen richtete. Unter ihnen tauchte Elrayas treuer Gefährte, der Bodendrache, auf und warf sich mit wilder Skrupellosigkeit ins Getümmel. Die Orks versuchten kreischend den Flammen und Klauen zu entgehen und die ersten Reihen gerieten völlig durcheinander. Doch auf ein gut sichtbares Signal vom Rabenberg hin formierten sich die restlichen anders, sodass ihre Schilde über den Köpfen sie vor Tiamats Feuer schützten. Dessen ungeachtet drehte sie ab und schwang sich höher, um einen kurzen Überblick zu erhaschen. Die Zwerge hatten als Erste verstanden, dass die beiden Drachen auf ihrer Seite waren und sich wieder formiert. Gnadenlos drängten sie auf die kreischenden und brennenden Orks zu und erschlugen jeden einzelnen. Die Elben und Menschen folgten bald ihrem Beispiel. Elraya kreiste weiter hinten in der Luft und wich den Pfeilen aus, während sie die Trolle anvisierte, die von den hinteren Reihen aus nach vorne gedrängt wurden. Tiamat ließ sich ohne Vorwarnung auf einen von ihnen fallen und rammte ihn zu Boden. Die Spitze eines Speers bohrte sich in ihren Bauch, aber sie kümmerte sich nicht darum und trat mit voller Wucht auf den Kopf des Trolls, ehe sie sich etwas schwerfällig wieder in die Luft schwang und an Höhe gewann, um den Pfeilen zu entgehen. Die Leiche des Trolls lag unter ihr und sein zertrümmerter Schädel raubte vielen Orks um ihn herum den Mut. Elraya hatte sich anders um die Trolle gekümmert. Sie hatte sich einen Karren voller Steine gegriffen, mit denen einige der Maschinen hastig beladen wurden, um auf die Drachen zu feuern und ließ diese nun auf die Trolle fallen, die röhrend zu fliehen versuchten. Doch es waren so viele! Wir werden das vielleicht nicht überleben. Doch sie würde nicht aufgeben. Ein ums andere Mal überflog sie die Feinde und spie Feuer, schlug gelegentlich mit Klauen und Schwanz in die Mengen und mied die Kriegsmaschinen, von denen manche Steine und brennende Geschosse mach ihr schleuderten. Eines erwischte sie an der Flanke und brannte zwei Schuppen an. Es tat nicht weh, aber es störte sie ein wenig, wenn sie sich bewegte. Doch plötzlich kam Elraya an ihre Seite und zischte: "Schau mal da drüben. Ein Teil greift die Stadt an. Dort sind Frauen und Kinder! Ich muss ihnen helfen! Kommst du alleine klar?" Tiamat brüllte einen Ork an, der einen Pfeil in ihren Flügel geschossen hatte, worauf dieser erschreckt zurückzuckte. "Natürlich. Beeil dich und hilf den Menschen! Nimm Fyrn mit, er hat ein paar Probleme da unten. Dieser Troll erwischt ihn gleich", antwortete sie, dann legte sie die Flügel an und entging nur knapp einem riesigen Stein. Hinter ihr jagte Elraya in die Tiefe und sammelte Fyrn auf, ehe sie in Richtung Stadt abdrehte. Tiamat ließ sich mitten in die Menge sinken und drehte sich einmal im Kreis, während sie nach allem schnappte und schlug, das ihr in den Weg kam. Doch plötzlich stand ein Mensch vor ihr und rannte vor ihr davon, geradewegs in einen Ork hinein. Tiamat machte einen Satz und zermatschte den Gegner mühelos, nickte dem verschreckten Menschen zu und sprang wieder in die Luft, denn vier Trolle waren auf dem Weg zu ihr. Rasch erhob sie sich hoch in die Luft und verschaffte sich einen Überblick. Elraya war über der Stadt nicht zu sehen. Vielleicht kämpfte sie in menschlicher Gestalt. Schnaufend senkte sie den Kopf und überprüfte ihre Verletzungen. Ihre Flügel waren von Pfeilen durchlöchert, ihre Schulter schmerzte von der Keule eines Trolls und ihr Hinterbein blutete von einem Schwert, das sich hineingegraben hatte. Doch keine der Verletzungen war wirklich gefährlich. Tiamat holte tief Luft, dann griff sie von neuem an.

Die Schlacht hat begonnen. Wie findet ihr es bis jetzt? Schlägt Tiamat sich gut? Wird Elraya die Stadt retten können und Kili, Fili und Thorin? Ihr werdet es erfahren!

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