22. Kapitel

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Tiamats Gedanken rasten. Smaug hatte eine Partnerin. Er hatte einen Sohn und eine Tochter. Er hat sie getötet. Immer wieder wiederholten sich diese Gedanken. Dann durchbrach ein neuer das Durcheinander und erfüllte sie mit Panik. Was würde er mit mir tun?!? Was mit... Und dann wurde ihr zum ersten Mal bewusst, was Smaug da gerade gesagt hatte. Unbändige Wut brandete in ihr auf und riss sie aus ihrer Trance. "Lass mich gehen." Smaug starrte sie ungläubig an. "Was?", fragte er scharf. "Lass mich gehen. Ich bin nicht mehr deine Partnerin", antwortete sie ausdruckslos. Smaug richtete sich hoch auf und fletschte die Zähne. "Nichts wirst du tun! Ich sage, was du zu tun hast! Du bleibst hier!", knurrte er. Tiamat senkte den Kopf und zeigte die Zähne. "Nein." Und dann griff sie an. Smaug war überrumpelt und es gelang ihr, ihm einen oberflächlichen Riss an er Brust beizubringen. Während er noch erstarrt war, sprang sie an ihm vorbei, doch er erholte sich rasch von seinem Schreck und biss in ihren Schwanz. Teils schmerzerfüllt, teils wütend brüllte Tiamat auf, drehte sich und schlug nach seinen Augen. Smaug wich aus, ließ aber nicht ihren Schwanz los. Rasend vor Zorn öffnete sie das Maul. Goldene Flammen blendeten Smaug und er ließ sie endlich los. Grollend trat er mit dem Hinterbein auf ihren Schwanz, doch sie sprang vor und grub die Krallen tief in sein Bein. Mit einem Aufschrei sprang Smaug zurück, dann hüllte er sie in eine Flammenwolke. Hitze und blendendes Licht verletzten Tiamat zwar nicht, verwirrten sie aber. Sie richtete sich auf den Hinterbeinen auf und stieß mit den vorderen Klauen in Smaugs Richtung. Sie erwischte ihn im Gesicht. Das Feuer erlosch. Tiamat sah Smaug an. Langsam drehte er den Kopf in ihre Richtung. Über seine Schnauze zog sich ein blutender Kratzer. In seinen Augen loderte Hass. Ihr war klar, dass sie jetzt ein Problem hatte. Doch ehe sie sich rühren konnte, schnellte er vor. Sein Kiefer umschloss ihre Kehle und er warf ihren Kopf zu Boden. Sterne tanzten vor ihren Augen, als sie auf die Steine krachte. Instinktiv rollte sie sich weg. Die plötzliche Bewegung riss sie aus seinem Griff, doch Smaug war schnell über ihr und hieb nach ihrem Bauch. Sie spürte den Schmerz, achtete aber nicht darauf. Brüllend schleuderte sie ihn von sich und setzte ihm nach, aber er schlug ihr seinen Flügel ins Gesicht. Schnell biss sie zu und riss kräftig den Kopf herum. Es reichte nicht, um den Flügel zu brechen, aber schmerzen tat es allemal. Smaug spie ihr Flammen ins Gesicht, denen sie mühsam auswich. Er schnappte nach ihrer Kehle, aber sie verpasste ihm eine kräftige Kopfnuss und nutzte seine kurze Benommenheit, um weiter in die Schatzhalle zu flüchten. Die war groß genug für sie, um zu fliegen. Sie warf sich in die Luft und trat dabei eine große Goldlawine los, die Smaug zum Stolpern brachte. Fauchend schnellte Tiamat durch die Luft auf ihn zu und traf ihn mit voller Wucht in die Seite, sodass er sich überschlug und zur Hälfte im Gold versank. Doch er gab sich nicht geschlagen und peitschte mit dem Schwanz vor ihre Brust. Sie verlor die Balance und krachte ins Gold. Smaug war sofort über ihr und drückte sie mit seinem Gewicht zu Boden. Sie verrenkte sich den Hals und bekam seinen Flügel zu fassen. Doch sie konnte ihn nicht von sich herunter reißen. Sie wand sich, fauchte, knurrte und kämpfte, aber sie war nicht stark genug, um ihn abzuwerfen. In ihrer Wüterei verteilte sie das Gold in der ganzen Halle und lag bald fast komplett darunter begraben. Immer wieder musste sie Münzen und Edelsteine ausspucken. Langsam wurde sie müde. Es hat keinen Zweck. Ich bin nicht stark genug. Ach, wäre ich doch niemals hierher gekommen! Frustriert gab sie auf. Smaug wartete einen Moment, dann packte er sie grob am Nacken. Tiamat schrie auf. "Was soll das?!? Lass mich los!" Smaug schleppte sie zurück zu dem schmalen Gang, in dem er sie eingesperrt hatte, drängte sie hinein und baute sich wieder davor auf. Sie atmeten beide schwer und hatten einige Kratzer und auch schwerere Verletzungen abbekommen. Tiamats Schwanz blutete heftig und die Wunden an ihrem Bauch brannten. Smaugs Bein war blutverschmiert und seinen linken Flügel schonte er ein wenig. "Hier gehörst du her. Ich hoffe, du lernst aus dieser Lektion!", blaffte Smaug sie an. Tiamat sah ihm in die Augen. "Ich gehöre überall hin, aber ganz bestimmt nicht hierher! Du hast deine Familie umgebracht! Kaltblütig ermordet!", warf sie ihm vor. Seine Augen weiteten sich. "Das nimmst du mir übel? Es waren Missgeburten, Halbmenschen! Solche Kreaturen dürfen nicht existieren!", empörte er sich. "Was gibt dir das Recht zu entscheiden, wer leben darf und wer nicht? Nichts! Sie waren deine Familie! Sie konnten nichts für all das! Aber das war dir egal! Es geht dir immer nur um dich selbst!", fuhr sie ihn an. "Du hast dazu nichts zu sagen! Du hast dich auf Menschen eingelassen, wie ein... zahmes Tier! Weißt du überhaupt noch, was es bedeutet, ein Drache zu sein?" "Besser als du! Ein Drache ist frei, er ist gebunden an den Himmel und an die Erde zugleich. Aber du liegst ja nur hier auf deinem Gold und wartest auf eine Möglichkeit, dir noch mehr einzuheimsen! Das Leben ist dir egal. Du bist kein Drache mehr! Du bist ein Diener des Bösen! Du bist keiner der letzten freien Drachen!", warf sie ihm an den Kopf. Smaug schnaubte verächtlich. "Das hat keinerlei Bedeutung mehr. Morgoth und Sauron sind vernichtet und ich bin frei. Aber du verstehst davon nichts. Du bist naiv und dumm, vollgestopft mit Vorstellungen eines Jungdrachen, der es eigentlich besser wissen sollte!", zischte er. Tiamat starrte ihn voller Hass an. "Mach, was du willst. Aber mein Partner bist du nicht. Ich werde mich dir niemals unterwerfen. Du bist kein Drache mehr. Du bist eine gierige Schlange. Ein Mörder." Damit wandte sie sich ab und humpelte tiefer in ihr Gefängnis hinein, fort von dem Drachen, dem sie ihr Herz geschenkt hatte.

Arme Tiamat. Es sieht so aus, als hätte sie keine Chance zu entkommen. Wie das wohl weitergehen wird? Schreibt eure Vermutungen in die Kommis! ^^

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