23. Kapitel

1.2K 67 14
                                    

Elraya zögerte noch kurz, dann fluchte sie und rannte los. Sie schoss auf eine Lichtung, gerade als eine der Riesenspinnen sich vor Kili aufbäumte. Sie sprang dazwischen und rammte der Spinne Mor'ranr in den Körper, dann wirbelte sie herum und griff eine weitere Riesenspinne an, die von hinten kam. Sie duckte sich mühelos und elegant unter den Beinen der Kreatur hindurch und schlitzte ihr den Unterleib auf. Dann blieb sie wie angewurzelt stehen und starrte auf die Klinge, die gefährlich nah an ihrer Kehle lag. "Lass das Schwert fallen!", befahl eine rothaarige Elbin und funkelte Elraya an, verunsichert von der unnatürlichen Augenfarbe. Elraya biss die Zähne zusammen, Wut und Angst tobten in ihr, aber schließlich ließ sie Mor'ranr unwillig fallen und hob die Hände. "Wer seid Ihr?", fragte die Elbin forsch, doch Elraya starrte sie einfach nur an. "Ich kenne dieses Wesen. Halte dich davon fern", sagte eine ernste, arrogante Stimme. Legolas, Thranduils Sohn, trat in Elrayas Sichtfeld. Mit einem Kopfnicken rief er zwei Elben heran, die sie rasch durchsuchten und ihr alle Waffen nahmen. Sie ließ es über sich ergehen, wenn auch sehr widerwillig. Die Elben behielten sie misstrauisch im Blick, was ihr stark auf die Nerven ging. Hatten die nichts besseres zu tun, als sie anzustarren? Zum Schluss wurde sie gefesselt und gemeinsam mit den Zwergen in Richtung des Elbenpalastes gebracht. Mit jedem Schritt wuchs ihre Angst. Es war lange her, seit sie zuletzt hier gewesen war. Aber sie würde niemals vergessen, was damals geschehen war. Sobald die Tore des Palastes hinter ihr zufielen, fühlte sie sich gefangen. Sie lief langsamer, ignorierte die Elben, die sie voranstießen. Plötzlich wurde sie gemeinsam mit Thorin von den restlichen Zwergen separiert und zum Thron geführt, während die Anderen tiefer in Thranduils Reich zu den Kerkern gebracht wurden. Elrayas Herz raste, doch in dem Moment bohrten sich die eisigen Augen des Waldlandkönigs in ihre und ihr ganzer Körper erstarrte. "Thorin Eichenschild. Euer Auftauchen wundert mich, besonders in dieser Gesellschaft", bemerkte er, wobei er sie keinen Moment aus den Augen ließ. Thorin sah kurz zu ihr hinüber, dann sagte er mit tiefer Stimme: "Ich weiß nicht, wovon Ihr sprecht!" Thranduil schnaubte und wandte den Blick zu dem Zwergenprinzen. Elraya holte tief Luft. Ihr war schlecht vor Panik. Und zu allem Übel spürte sie, wie ihr Körper instinktiv versuchte, sich zu verwandeln. Mühsam unterdrückte sie den Reflex, während Thranduil kalt sprach: "Ihr mögt nicht gewusst haben, was sie ist, aber ich traue Euch nicht. Vielleicht habt Ihr dieses Wesen betrogen, damit Ihr etwas von mir im Tausch erhaltet? Aber ich brauche sie nicht mehr. Ist es nicht so, Drache?" Hass durchfuhr Elraya und sie wandte langsam den Kopf zu ihm um. "Ich wünschte, du wärst damals verrottet!", zischte sie. Thranduil schaute herablassend zu ihr hinüber. "Zwei Jahre Gefangenschaft und Folter scheinen bei dir keine Langzeitwirkungen zu hinterlassen. Aber vielleicht kann dich das ja erziehen. Zumindest hilft es mir, deine lästigen Verwandlungen zu kontrollieren." Damit gab er einer der Wachen ein Zeichen. Dieser trat vor und händigte ihm ein breites, silbernes Band aus Silber aus. Es war gerade groß genug, um auf ihre Hand zu passen. Und von dem Gegenstand ging eine finstere Macht aus, die Elrayas Hass in panische Angst verwandelte. Sie wehrte sich heftig, versuchte instinktiv, dem Ding zu entkommen, als Thranduil zu ihr trat und ihr Handgelenk packte. Blauer Nebel umgab sie, doch bevor sie sich verwandeln konnte, schloss sich das kalte Metall um ihren Arm. Es saugte sofort den blauen Nebel auf. Ein glühender Schmerz packte Elraya. Es fühlte sich an, als würde man ihr alle Knochen aus dem Körper ziehen und sie mit brennendem, kaltem Metall neu formen. Sie brach zusammen und schrie vor Schmerz. Noch nie hatte sie so etwas gefühlt. Es war wesentlich schlimmer als alle Schmerzen, die sie je gehabt hatte, zusammen. Und dann schien ihr Rücken aufzubrechen. Als würde jemand mit einem brennenden Schürhaken etwas aus ihrem Körper zerren, formten sich ihre Flügel, doch die Membran leuchtete nicht, wie sie es normalerweise tat. Langsam ebbte der Schmerz ab, aber er verschwand nicht völlig. Mit Tränen in den Augen lag sie auf dem Boden und tat nichts, als die Elben sie packten und fortschleppten. Thorin rief ihren Namen, aber sie konnte sich nicht rühren, nicht einmal denken. Schließlich wurde sie in eine kalte, dunkle Zelle geworfen. Sie rollte sich eng zusammen, spürte nichts als Kälte und Schmerz.

Erschöpft öffnete sie die Augen und hob den Arm. Um den Reif aus Silber hatten sich ihre Schuppen gebildet. Doch sie hatten sich zu einem gräulichen Silber verfärbt. Sie wollte nur noch sterben. Dann erst merkte sie, dass jemand kräftig an ihrer Schulter schüttelte. Langsam kam sie wieder etwas zu sich. Sie richtete sich langsam auf und versuchte, sich zu verwandeln. Nichts. Offensichtlich tat dieses Ding, was es sollte. Ich schwöre, ich werde mich dafür rächen! Du wirst das bis an dein Lebensende bereuen, Thranduil! Dann hob sie den Blick und sah in Kilis besorgtes Gesicht. "Elraya! Was ist passiert?", rief er, ehe er den Armreif bemerkte und verstummte. Vorsichtig und sanft hob er ihre Hand und strich leicht über die silbernen Schuppen. Dann sah er ihr in die Augen. "Thorin hat uns erzählt, was Thranduil getan hat. Du warst mehrere Stunden nicht ansprechbar. Wir machen uns alle Sorgen um dich", sagte er leise. So lange war ich weg? "Ich hätte es besser wissen müssen", hauchte sie. Er ließ ihre Hand los und hob ihr Kinn. "Warum hat er das getan?" "Weil er Drachen hasst. Aber vor einigen Jahren wurde er unheilbar krank. Wovon, weiß er bis heute nicht. Es war eine der Krankheiten, die nur durch ein Mittel geheilt werden konnte: Drachenblut. Er ließ Jagd auf Drachen machen, aber es gibt kaum noch welche. Irgendwann stieß Legolas, der verzweifelt auf der Suche nach einem Heilmittel war, auf mich. Ich war mit den Adlern unterwegs. Er und seine Gruppe holte mich mit Geschossen vom Himmel. Aber ich hatte schon von seiner Suche nach Drachenblut gehört und verwandelte mich. Denn in meiner menschlichen Form hat mein Blut nur dann genug Kraft, wenn ich es mit meiner Magie verstärke. Sie brachten mich zu Thranduil. Doch ich weigerte mich, ihn zu heilen, als er mich Monster und Bestie nannte und weil mir klar war, dass er mich danach töten würde. Daraufhin hielt er mich zwei Jahre gefangen, bis es ihm gelang, mich mit Gewalt zu einer Verwandlung zu bringen. Er holte sich mein Blut und heilte sich. Er hätte mich getötet oder für immer als Blutspende behalten, doch es gelang mir, mich zu verwandeln und in Menschengestalt zu fliehen. Und dann kam Gandalf. Er zwang Thranduil, mich gehen zu lassen und nicht nach mir zu jagen. Er erfuhr erst später die ganze Geschichte. Ich glaube, er fühlt sich schuldig, dass er nicht früher kam", erzählte Elraya leise. Kili hatte die Zähne zusammengebissen. "Schlaf jetzt. Ruh dich aus. Ich werde uns hier rausholen, ich verspreche es", murmelte er entschlossen. Elraya ließ den Kopf hängen und schloss die Augen. Sie konnte nicht schlafen, aber nach einer Weile fiel sie in einen trostlosen Dämmerzustand.

Arme Elraya. Ob sie es auch diesmal schafft, Thranduil zu entfliehen? Das erfahrt ihr bald! Feedback ist mir immer willkommen!

Fate ~Hobbit FF~ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt