10. Kapitel

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Am frühen Morgen schlich Elraya mit ihren Sachen dorthin, wo sich die Zwerge sammelten. Bilbo begrüßte sie freundlich, als sie zu ihnen trat. Sie machten sich sofort auf den Weg auf einen schmalen Pfad, der in die Nebelberge führte. Elraya mied Kili, denn sie war immer noch wütend auf ihn, und unterhielt sich stattdessen leise mit Bilbo. "Ich verstehe nicht, warum wir nicht auf Gandalf warten", seufzte er, blieb stehen und schaute zurück auf Bruchtal. "Weil er uns einen Vorsprung gibt, damit die Elben uns nicht aufhalten. Und jetzt komm", drängte sie sanft. Bilbo hatte ihr gestern erzählt, wie unwohl er sich manchmal unter den Zwergen fühlte. Gandalf war vermutlich die einzige vertraute Person in der Gemeinschaft. "Trödelt nicht so!", herrschte Thorin die beiden von vorn an. Meine Güte, der kann's aber auch nicht lassen.
Der Weg wurde immer schmaler, bis sie nur noch hintereinander weitergehen konnten. Elraya fühlte sich ziemlich unwohl und ließ immer wieder den Blick schweifen. Sie wanderten den ganzen Tag ohne Pause, als sie einen Wetterumschwung fühlte. Ihre Haut kribbelte. Es verdunkelte sich rasch. "Wir sollten einen Unterschlupf suchen!", brüllte Balin, als es plötzlich donnerte. "Hier ist es nicht sicher genug! Wir müssen weiter!", brüllte Thorin zurück. Sie liefen weiter, als es begann zu regnen. "Na wunderbar", murrte Elraya und erntete ein zustimmendes Gemurmel von Bifur, der vor ihr lief. Der Sturm entfaltete sich direkt über ihnen, als plötzlich etwas über ihre Köpfe hinweg flog und an der Felswand zerschellte. "Das ist kein Donnergrollen! Das ist eine Donnerschlacht! Seht!", rief Balin. Elraya folgte seinem Blick und keuchte auf. Eine riesige Gestalt aus Stein bewegte sich zwischen den Bergen und schleuderte einen riesigen Felsbrocken auf einen weiteren Steinriesen. "Es gibt sie wirklich!", staunte Bofur und wurde gerade rechtzeitig in den Schutz der Felswand zurückgerissen, sodass er nicht von fallenden Steinbrocken getroffen wurde. Ein Beben durchfuhr den Boden, Elraya spürte es zuerst. "Lauft!", schrie sie, doch es war schon zu spät. Sie standen mitten auf einem Riesen, der jetzt aufstand. Sie waren auf seinen beiden Knien, sodass die Gemeinschaft getrennt war. Elraya klammerte sich am Gestein fest und hielt den nächstbesten Zwerg davon ab, abzustürzen. Und plötzlich kam der Boden erstaunlich schnell näher. "Springt!", befahl sie und sprang. Sie knallte hart auf einen Felsvorsprung und um sie herum landeten die Zwerge. Sie rappelte sich rasch auf und sah ehrfürchtig zu, wie der Riese in die Tiefe fiel. Sie hatte schon von Steinriesen gehört, hatte allerdings noch nie einen gesehen. Da rannten die restlichen Zwerge heran. Alle waren erleichtert, dass niemandem etwas passiert war. Aber Elraya merkte, dass jemand fehlte. "Wo ist Bilbo?", fragte sie besorgt und sah sich um. Da stürzte Bofur zum Rand des Vorsprungs und griff nach jemandem. Elraya sprang ebenfalls an den Rand und erblickte den Hobbit, der sich krampfhaft an die Felskante klammerte. Sie packte Bilbos Hand, gerade als er abrutschte. "Hab dich!", keuchte sie und zog ihn hoch. "Danke", stammelte Bilbo, der reichlich blass war. "Fast hätten wir unseren Meisterdieb verloren", sagte Dori und klopfte Bilbo auf die Schulter. "Er ist schon verloren, seit wir aufgebrochen sind. Er hätte nie mitkommen sollen, er gehört nicht zu uns", grollte Thorin und wandte sich ab. Elraya starrte wütend seinen Rücken an, dann murmelte sie Bilbo zu: "Nimm es dir nicht zu Herzen." "Eine Höhle!", rief da Dwalin und deutete auf ein Loch im Gestein. Elraya drängte sich vor und betrat die Höhle. Sie witterte und sah sich um. "Es scheint sicher zu sein", entschied sie schließlich. Zu ihrer Überraschung gab sich Thorin damit zufrieden und sie schlugen in der Höhle ihr Lager auf. Elraya breitete gerade ihren Mantel am Boden aus, als Kili zu ihr trat. "Ich würde gerne mit dir reden", sagte er. Elraya stand auf. "Ich schaue draußen nach dem Rechten", rief sie Thorin zu, schnappte ihren Mantel und verließ die Höhle. Schweigend kundschaftete sie den Weg aus, dann kehrte sie zur Höhle zurück. Sie setzte sich draußen auf einen Felsen und starrte in den Regen. Es machte ihr ausnahmsweise sogar nichts aus, nass zu werden. Sie fragte sich, warum sie immer noch wütend auf Kili war. Sie verstand sich selbst nicht. Weshalb störten sie die Worte eines betrunkenen Zwergs? Sie dachte noch darüber nach, als sie plötzlich einen Aufschrei hörte. Ruckartig fuhr sie auf. Die Zwerge schrien in der Höhle durcheinander. Elraya rannte nach drinnen, dann blieb sie wie angewurzelt stehen, als sie sah, dass sich der Boden aufgetan hatte. Die Zwerge fielen in die Tiefe, dann schloss sich der Boden wieder. Elraya starrte darauf, dann fluchte sie laut, lief hin und her und versuchte, irgendwie den Boden zu öffnen. Sie ging sogar so weit, mit Mor'ranr auf den Boden einzuschlagen, doch es geschah nichts. "Elraya! Was machst du hier? Wo sind die Zwerge?", rief jemand. Sie drehte sich um und sah Gandalf im Eingang stehen. "Ich war einen kurzen Moment weg und als ich wiederkam, hat sich der Boden geöffnet und sie sind alle runtergefallen!", erklärte sie atemlos. Gandalf murmelte etwas vor sich hin, dann trat er zu ihr und untersuchte den Boden. "Eine Goblinhöhle, natürlich. Komm, ich brauche deine Magie", sagte er. Elraya trat neben ihn und legte die Hand an seinen Stab. Gandalf rief einen Zauber und stieß den Stab zu Boden. Das Gestein erzitterte, dann öffnete es sich. Elraya unterdrückte einen Aufschrei, als sie auf einer Felsrutsche in die Tiefe rauschte und hart in einem Auffangkäfig aus Knochen landete. Gandalf landete natürlich auf seinen Füßen. Das ist ja wieder mal typisch! "Hättest du mich nicht vorwarnen können?", jammerte sie. "Keine Zeit! Beeil dich!" Gandalf eilte über mehrere Brücken durch die riesige, unterirdische Schlucht, immer auf die lauten Stimmen von Goblins zu. Sie kamen an den Rand eines großen Plateaus. Auf einem Thron saß ein unglaublich fetter und unglaublich hässlicher Riesengoblin und sang so grauenvoll, dass Elraya am liebsten in die Tiefe gesprungen wäre. Und davor krabbelten Unmengen von Goblins über die Zwerge. Doch plötzlich schrie einer von ihnen laut auf und sofort wichen die Goblins vor irgendetwas zurück. "Der Orkspalter! Zerfetzt sie!", schrie der fette Goblin und die restlichen Goblins stürzten sich erneut auf die Zwerge. "Augen zu", warnte Gandalf und Elraya schloss sie gerade rechtzeitig, um nicht von Gandalfs gleißendem Lichtstrahl geblendet zu werden. Als es wieder dunkel wurde, öffnete sie wieder die Augen. Sowohl die Zwerge, als auch die Goblins lagen besinnungslos auf dem Boden. "Euch kann man keine Minute allein lassen!", schimpfte sie. "Nehmt eure Waffen! Kämpft! KÄMPFT!", rief Gandalf. Elraya zückte Mor'ranr und stieß einen Kampfschrei aus, dann griff sie an.

Die Gemeinschaft hat mittlerweile das Königreich der Goblins erreicht. Aber werden sie auch entkommen? Und was passiert, wenn sie auf Azog treffen? Seid gespannt! ;D

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