24. Kapitel

1.3K 76 9
                                    

Dumpfe Stimmen weckten Elraya. Kraftlos hob sie den Kopf und blickte sich verwundert um, während sie den Schmerz an ihrem Handgelenk zu ignorieren versuchte. Dann fiel ihr Blick auf Bilbo, der mit einem Schlüsselbund das Gitter zu öffnen versuchte. "Bilbo...", stammelte Elraya überrascht. "Sch, spar deine Kraft", murmelte Kili neben ihr. Endlich hatte Bilbo den richtigen Schlüssel gefunden und eilte zu ihr, während er einen kleinen, separaten Schlüssel aus der Tasche zog. Vor ihr ging er in die Knie und schloss hastig den Armreif auf. Sobald er nicht mehr ihre Haut berührte, entspannte Elraya sich voller Erleichterung, spürte ihre Flügel schrumpfen und schließlich verschwinden. Der Schmerz war fort. Doch die kleinen, kaum sichtbaren, silbernen Schuppen an der Stelle, an der die magische Fessel sie berührt hatte, waren noch da. Tränen traten in Elrayas Augen, als sie das sah. Dafür wirst du büßen, Thranduil, dachte sie mit einem Hass, der ihrer Drachenhälfte alle Ehre machte. "Kannst du laufen?", fragte Kili besorgt. Mühsam kämpfte sie sich hoch. "Natürlich!", schnappte sie. Dann bemerkte sie Bilbos kummervollen Blick. "Ich hab gesehen, was passiert ist. Und ich hab das hier für dich gesucht", sagte er leise und reichte ihr Mor'ranr. Erleichtert packte Elraya das Schwert, das bei der Berührung kurz aufflammte und Kraft in ihren müden Körper sandte. "Wir müssen gehen!", zischte eine Stimme vor der Zelle. Erschöpft verließ Elraya diese und sah die anderen Zwerge. Sie alle sahen teils entsetzt, teils wütend oder besorgt aus, doch es war Thorin, der Elraya sorgenvoll musterte und den gleichen Ausdruck im Gesicht trug wie Bilbo. Schweigend wandte die Halbdrachin den Kopf ab. Bilbo winkte ihnen und ging voraus, tiefer hinein in Thranduils Reich. Elraya folgte ihm und hatte Mühe, sich auf den Beinen zu halten. Kili wich ihr nicht von der Seite. Bald kamen sie in den Weinkeller. Sie achtete nicht auf den Protest der Zwerge, als Bilbo sie in die Fässer schickte und tat es einfach. Sie vertraute dem Hobbit. Und dann setzte sich das Fass plötzlich in Bewegung und sie fiel. Bis sie lautstark in eisiges Flusswasser klatschte. Das kalte Wasser weckte ihre Lebensgeister wieder und sie setzte sich auf und sah sich um. Die anderen Zwerge in ihren Fässern paddelten Richtung Ausgang. Es dauerte einen Moment, dann fiel Bilbo aus einem Loch in der Decke und landete in ihrer Nähe. Elraya half ihm, in ihr Fass zu klettern. Dann paddelten auch sie den Zwergen nach, wobei Bilbo mehr paddelte als Elraya. Schnell wurden sie von der Strömung gepackt und mitgetrieben. "Weißt du, wo wir rauskommen?", fragte sie den Hobbit, der unsicher mit den Schultern zuckte. Großartig. Der Fluss floss immer schneller, trieb sie schließlich aus dem unterirdischen Gewölbe heraus ans Tageslicht. Elraya klammerte sich krampfhaft fest, als sie zwei kleine Wasserfälle runtergespült wurden und verlor kurz die Orientierung. Sie merkte, wie das Fass ruckartig stehen blieb, rieb sich das Wasser aus den Augen und stellte fest, dass sie unter einer steinernen Brücke gemeinsam mit den anderen Zwergen an einem geschlossenen Wassertor festhing. Verflucht! Frustriert drehte Elraya sich um und erstarrte. Ein Ork brach nicht weit entfernt aus dem Unterholz und kam brüllend auf sie zugerannt. Schreie ertönten und animalisches Gebrüll. "Orkangriff!", rief jemand. Und da kletterte Kili plötzlich an Land. "Kili! Nicht!", rief Elraya und verfluchte ihre Schwäche, da sie ihm nicht helfen konnte. Nicht einmal ihren Bogen hatte sie! In diesem Fass war Mor'ranr völlig nutzlos. Da tauchte auf einmal genau über ihr ein Ork auf der Brücke auf, starrte auf sie herab und hob seine hässliche Axt. Bilbo schrie auf. Mit einem Mal ertönte ein wildes Brüllen, voller Wut und Entschlossenheit. Erleichtert erkannte Elraya Fyrns Stimme. Und dann tauchte der Bodendrache über ihr auf und sprang den überrumpelten Ork an, packte seinen Kopf zwischen die Kiefer und brach mit einem Ruck sein Genick. Elegant landete er am Boden und verschwand aus ihrem Blickfeld, als er sich auf weitere Orks warf. Und plötzlich öffnete sich das Tor und die Fässer wurden weitergeschwemmt. Kili ließ sich in eines fallen. Da sah Elraya, dass er verletzt war. Ein Pfeil in seinem Bein brach bei dem Aufprall und Kili stöhnte schmerzerfüllt auf. Panisch wandte sie sich in seine Richtung, doch das Fass drehte sich, als sie unter der Brücke herausgetrieben wurden. Am Ufer brach Fyrn gerade rasend vor Wut mit der Keule an seinem Schwanzende einem Ork den Brustkorb, ehe er einem weiteren die Kehle aufriss. "Fyrn! Hier!", rief Elraya. Der Bodendrache schaute auf und erkannte seine alte Wegbegleiterin in dem Fass. Doch ihre Müdigkeit war ihr deutlich anzusehen. Erbost darüber fuhr er herum und ließ seine Wut an einem ziemlich erschrockenen Ork aus, der offensichtlich nicht damit gerechnet hatte, gegen einen flügellosen, pferdegroßen und sehr wütenden Drachen kämpfen zu müssen und förmlich in der Luft zerfetzt wurde. Keiner der Zwerge war in der Lage wegzusehen, der Anblick wirkte eine grausame Faszination auf sie aus. Sie hatten ihn ja noch nie wirklich kämpfen sehen. Elraya wusste, dass sie sich keine Sorgen um ihn machen musste und konzentrierte sich deshalb darauf, nicht im Fluss zu landen. Sie merkte, dass die Zwerge weiter vorne von den Fässern aus kämpfen mussten, doch Fyrn hielt jeden Feind von Bilbos und ihrem Fass fern. Er war so wild, dass er sogar fast den Fluss vergaß, obwohl er eigentlich panische Angst vor Wasser hatte. Allerdings hielt er trotzdem einen Sicherheitsabstand. So wurden sie immer weiter getrieben, während die Orks und Fyrn ihnen am Ufer folgten. Und auch Legolas folgte ihnen. Der Elb kämpfte, wie sie es noch nie gesehen hatte und insgeheim bezweifelte sie, dass er ein Elb war. Er sah aus wie ein Valar, wie er so von Ufer zu Ufer sprang und Pfeile in einem Tempo schoss, das schon fast unmöglich war. Nur wenige verfehlten ihr Ziel. Weil Elraya ihn beobachtete, verpasste sie den Tod des letzten Orks. Legolas blieb stehen und blickte ihnen nachdenklich nach. Da bemerkte sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung. Instinktiv rief sie nach Fyrn. Der Bodendrache hob den Kopf von einer blutigen Orkleiche, sah die Bedrohung und machte einen mächtigen Satz. Legolas sah ihn kommen und duckte sich erschrocken, doch Fyrn flog über ihn hinweg und landete geradewegs auf einem angreifenden Ork, der unter ihm kreischend zusammenbrach, bis Fyrn ihm die Kehle durchbiss. Dann folgte er weiter den Fässern, ohne den entsetzten Prinzen auch nur eines Blickes zu würdigen. Bald verschwand dieser hinter einer Flussbiegung.

Da hat Fyrn wohl mal ordentlich aufgeräumt. Ich verspreche euch, dass er für noch mehr Kampfaction sorgen wird :). Ich würde mich sehr über Feedback freuen :p

Fate ~Hobbit FF~ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt