31. Kapitel

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Tiamat blickte über das Land vor dem Erebor. Sie dachte an alles zurück, was sie hier erlebt hatte. Das Schicksal hat mich hierher gebracht. Ich werde hier nicht bleiben. Ich werde gehen. Aber vorher gibt es noch Dinge, die ich erledigen muss. Es dauerte nicht lange, dann landete Elraya neben ihr auf dem Berg. Tiamat hatte sie erwartet. Sie musterte das schwarze Drachenweibchen und ihr Herz schmerzte, als sie die Ähnlichkeit zu Sarnira entdeckte. Sie sieht ihrer Drachenmutter wesentlich ähnlicher als Smaug. "Ich habe dich erwartet. Wir haben viel zu besprechen", begrüßte sie die Tochter ihres Partners. Elraya blickte sie mit leeren Augen an und schlang den Schwanz eng um ihren Körper. Sie sah genauso mitgenommen aus wie Tiamat sich fühlte. "Woher kommst du?", fragte sie. "Von weit her. Ich kam auf der Suche nach den letzten unserer Art. Ich fand nur Smaug." "Deiner. Deiner Art. Ich bin kein Drache. Aber ich bin auch kein Mensch. Ich gehöre nirgendwohin." Tiamat hörte den bitteren Unterton und musterte Elraya. Es musste schwer für die Halbdrachin gewesen sein. Kein richtiger Zweibeiner, aber auch kein richtiger Mensch. Sie war genauso einsam wie ich, wurde Tiamat klar. "Du bist ein Drache. Und ein Zweibeiner. Du bist nicht geringer als die anderen Zweibeiner oder als ich. Du bist etwas besonderes. Glaubst du an Schicksal, Elraya? Denn das muss es sein, was uns zusammengeführt hat", sprach sie feierlich. Die schwarze Halbdrachin ruckte kurz mit dem Kopf und warf ihr einen seltsamen Blick zu. "Kennst du die wahre Geschichte der Drachen?", erkundigte Tiamat sich. Elraya nickte. Dann fragte sie zögerlich: "Was hast du in Smaug gesehen?" Schmerz überkam Tiamat. Sie wandte den Blick ab und starrte in die Ferne. Lange dachte sie nach. Dann antwortete sie schließlich: "ich weiß es nicht. Ich habe in ihm einen starken Drachen gesehen. Ich habe mich von meiner Einsamkeit und dem Gefühl hinreißen lassen, dass ich nicht viel Zeit hätte. Ich glaube, ich habe nur das Gute in Smaug gesehen und dabei seine böse Seite übersehen, bis es schon zu spät war. Er hat meinen Menschenfreund verbrannt." "Hieß dieser Freund zufällig Cliff?" Überrascht blickte Tiamat sie an. Elraya legte den Kopf schief und sagte sanft: "Er lebt. Er hat mich gebeten, dich zu verschonen." Erleichterung überkam Tiamat und sie brummte leicht voller Freude, dass Cliff Smaugs Angriff überlebt hatte. Doch dann fiel ihr Blick auf die Überreste der Seestadt und ihr Mut sank. Wie konnte er den letzten Angriff überlebt haben? "Du bist anders. Bist du wirklich ein freier Drache?", fragte Elraya. Als Tiamat nickte, weiteten sich ihre Augen ehrfürchtig. "Ich bin vielleicht die letzte. Und die Zweibeiner wissen nichts von der wahren Geschichte der Drachen. Sie werden uns so schnell nicht akzeptieren. Sie werden uns jagen", sagte Tiamat unglücklich. Elraya senkte zustimmend den Kopf. Eine Weile lang schwiegen sie, dann fragte Elraya: "Ich glaube, du kennst einen Großteil meiner Geschichte. Wie ist es mit deiner?"

Sie unterhielten sich viele Stunden. Elraya und Tiamat fühlten sich beide sehr wohl im Umgang miteinander. Elraya hatte das Gefühl, endlich jemanden gefunden zu haben, der sie ohne Fragen akzeptierte. Zu dem sie gehörte. Und Tiamat sah in Elraya eine vernachlässigte Drachenseele. Sie hatte Mitleid mit ihr und hatte auch einen leichten Mutterinstinkt ihr gegenüber. Aber das schob sie auf andere Gründe. Sie vertraute der Schwarzen ihre Pläne an, weit weg in den Bergen ein Zuhause zu suchen und nach kurzem Zögern fragte sie sie, ob sie nicht gemeinsam gehen wollten. Elraya zögerte und ihre Augen flackerten zum Erebor. Sie kann doch nicht hierbleiben wollen?, dachte Tiamat überrascht, doch dann kam ihr ein Gedanke. Sanft fragte sie: "Kann es sein, dass auch du dein Herz verloren hast?" Beschämt wich Elraya ihrem Blick aus, doch dann nickte sie. "Lass mich raten. Es ist einer der Zwerge, von denen wir eben gesprochen haben. Kili? Du hast so merkwürdig über ihn geredet", schlug Tiamat vor. Elraya nickte wieder leicht und starrte auf das Gestein zwischen ihren Krallen. Einem Instinkt folgend beugte Tiamat sich vor und berührte sacht Elrayas Stirn mit ihrer Schnauze. "In diesem Fall wünsche ich dir mehr Glück, als es Smaug und mir vergönnt war." "Heißt das, wir müssen jetzt Abschied voneinander nehmen?" Elraya klang traurig. Tiamat schüttelte sorgenvoll den Kopf. "Ich kann noch nicht gehen." Auf Elrayas fragenden Blick hin fuhr sie fort: "Ich hatte einen Traum. Ich glaube, es war ein Ausblick in die nahe Zukunft. Ich habe eine angreifende Menge an sogenannten Orks gesehen. Und einen Kampf. Hier." Sie deutete mit ihrem Flügel auf die Landschaft um sie herum. Elraya musterte sie von der Seite. "Du willst kämpfen. Auf welcher Seite?" Tiamat begegnete ernst ihrem Blick. Diese Frage hatte sich ihr noch nie gestellt. "Auf der richtigen. Auf der Seite, die gegen das Böse kämpft. Und du sicher auch." Elraya brummte bestätigend. Tiamat schaute auf den Erebor. "Eine Zeit lang war er mein Zuhause. Aber offenbar ist es keinem Drachen bestimmt, dort glücklich zu werden. Dieser Ort gehört den Zwergen. Ich würde es ihnen gern selbst sagen, aber ich glaube, sie wollen mich nicht in der Nähe des Berges haben", stellte sie fest. "Du hast recht. Thorin hasst Drachen zu sehr. Aber ich werde es ihnen ausrichten. Weißt du, wann dieser Kampf stattfinden wird?", versprach Elraya. "Ich sah, was kommen wird, aber nicht wann." Elraya neigte leicht den Kopf. "In Ordnung. Wir müssen uns trotzdem vorbereiten. Ich sollte wohl zurückkehren. Wir sehen uns", verabschiedete Elraya sich. Tiamat sah ihr nach, als sie langsam, widerwillig, auf den Erebor zuflog. Wir werden gemeinsam kämpfen. Ich bin nicht allein. Vielleicht hat meine Reise mich doch zu einem weiteren Drachen geführt. Die Frage ist nur, war es all das wert? War es die Zukunft wert, die ich haben werde?

Nun, alles bereitet sich auf die Schlacht der Fünf Heere vor. Wie das ausgehen wird? Seid gespannt!

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