4. Kapitel

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Ein weiterer Warg stürzte aus dem Dickicht hinter Kili, doch Thorin warf seine Waffe und tötete das heranstürmende Tier. Einen Moment lang hielten alle inne und lauschten. In der Ferne heulte es erneut, aber in der Nähe schien sich kein Warg zu befinden. Gandalf trat zu Thorin. "Wem hast du alles von deinem Vorhaben erzählt!", fuhr er ihn an. "Niemandem", antwortete Thorin. Gandalf schien ihm nicht zu glauben, denn er fragte erneut eindringlich: "Wem?" "Niemandem! Was hat das zu bedeuten?", betonte Thorin wütend. Gandalf wechselte einen Blick mit Elraya. Sie verstand, dass die Gemeinschaft jetzt ein großes Problem hatte. "Man macht Jagd auf uns", sagte der Zauberer ernst. Da rannte Ori zu ihnen. "Die Ponys sind weg!", berichtete er ganz außer Atem. Thorin fluchte unterdrückt. "Ich führe sie weg!", verkündete plötzlich Radagast. Elraya sah ihn besorgt an. "Das ist zu gefährlich", widersprach Gandalf. "Das sind Gundabad-warge, denen entkommst du nicht!" "Und das sind Rhoskobel-Kaninchen! Die sollen's ruhig mal versuchen!"

Und so rannten sie zu sechzehnt möglichst leise, was bei den Zwergen nicht so ganz klappte, über eine steinige Grasebene, immer hinter Gandalf her. Elraya bildete die Nachhut. Viermal rettete sie Bilbo davor hinzufallen. Immer wieder beobachtete sie Radagast, voller Sorge, die Warge könnten ihn einholen, aber er hielt immer einen guten Vorsprung und ließ sie quer über das Gras jagen. Mehrmals musste die flüchtende Gemeinschaft die Richtung ändern und jedes Mal entging Elraya nur knapp der Entdeckung durch die Warge. Plötzlich stürzten sich die Zwerge unter einen Felsüberhang und drückten sich an die Wand. Elraya folgte ihnen, dann hielt sie die Luft an, als über ihr ein Warg mit klackernden Krallen und lautem Schnüffeln auf den Felsen sprang. Thorin gab Kili ein Zeichen, worauf dieser vorsprang und einen Pfeil auf den Warg schoss. Der heulte laut auf und Elraya hätte am liebsten lautstark geflucht. Kili hätte im Versteck bleiben müssen. Ein weiterer Pfeil und ein Axthieb brachten den Warg und seinen Orkreiter zum Verstummen, allerdings zu spät. Elraya sah, wie die restlichen Warge von Rhadagast abließen und genau in ihre Richtung stürmten. "Lauft!", brüllte Thorin und alle rannten so schnell sie konnten los. Kili schoss Pfeile und Elraya schloss sich ihm an, aber sie waren schnell eingekreist. Rasch zückte sie Mor'ranr und hielt das Schwert ins Licht. In der alten Sprache der Drachen, die von allen Tieren einigermaßen verstanden wurde, rief sie: "Lauft fort und lasst von uns ab, oder ihr werdet es nicht überleben!" Die Warge blieben stehen und winselten. Die Orks auf ihren Rücken schrieb und trieben sie an, aber ihre Reittiere weigerten sich Elraya und ihre Begleitung anzugreifen, denn in der Alten Sprache konnte man nicht lügen. "Wo ist Gandalf?", rief jemand. "Er hat uns im Stich gelassen!", zischte Thorin. Sie waren umzingelt. Die Warge wollten nicht angreifen, aber auf die Orks hatte die Drachensprache keine Wirkung. Jeden Moment würden sie angreifen. "Hierher, ihr Narren!", rief da Gandalf. Der Zauberer war aus dem Nichts neben einem Stein aufgetaucht und winkte sie zu sich. Ein Zwerg nach dem anderen sprang in ein Loch neben dem Stein, bis nur noch Kili und Elraya übrig waren, die den Rückzug sicherten. Elraya beobachte die Orks, während Kili losrannte. Und dann bemerkte sie, wie einer von ihnen einen Bogen spannte und auf Kili richtete. Der war noch zu weit vom Loch weg und sah die Gefahr nicht. Elraya rannte los. Der Pfeil verließ die Bogensehne und raste auf Kili zu. Elraya warf sich dazwischen und stieß Kili dabei in das Loch. Ein kräftiger Ruck durchfuhr sie und mit einem Aufschrei stolperte sie nach hinten und fiel in das Loch. Ihre Schulter brannte wie Feuer, wo der Pfeil in ihrem Fleisch steckte. Hart landete sie auf der Seite in einem steinigen Gang und richtete sich mühsam auf. "Was...?", wollte Kili wissen, verstummte aber, als er den Pfeil erblickte. "Jetzt hab ich Euch zum zweiten Mal den Hals gerettet", brachte Elraya zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Draußen wurde Hufgetrappel laut. Ein Ork rollte in das Loch und landete halb auf ihr, weshalb sie erneut vor Schmerz zischte. Gandalf drängte sich vor und hockte sich vor sie, während Thorin den toten Ork untersuchte. "Es geht schon", wehrte Elraya den Zauberer ab und rappelte sich langsam auf. "Elben!", spuckte Thorin aus und stand auf. Dann sah er Elraya finster an. "Ich wusste, dass eine Frau es nicht weit schafft", merkte er an. Sie schnaubte. "Ich habe Eurem Neffen das Leben gerettet! Das hätte ich ja nicht tun müssen, also haltet Euch zurück!" Thorin achtete nicht auf sie und nickte Bofur zu. "Hilf ihr", befahl er. Bofur lächelte Elraya leicht an und stützte sie, als die Gemeinschaft hinter Gandalf einem schmalen Pfad zwischen hohen Felswänden folgte. Elrayas Schulter pochte bei jedem Schritt und ihr Kopf dröhnte. Bofur sagte etwas, aber ihre Ohren rauschten so laut, dass sie es nicht hörte. Sie wurde langsamer und ließ den Kopf hängen. Plötzlich standen Fili und Kili vor ihr und sahen sie besorgt an. Und dann drängte Gandalf sich zu ihnen durch. Vor Elrayas Augen tauchten schwarze Punkte auf, die rasch größer wurden. Dumpfes Gemurmel drang an ihr Ohr und sie blinzelte heftig. "Gandalf...", begann sie und zögerte, als sie ihre eigene Stimme nicht hören konnte. "Ich glaube, der Pfeil war vergiftet", brachte sie noch heraus, dann wurde ihr schwarz vor Augen.

Wird Elraya es schaffen? Und wie werden die Elben reagieren, wenn sie auf sie treffen? Das erfahrt ihr bald! ;)

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