Leises Vogelgezwitscher weckte Elraya. Sie öffnete langsam die Augen und sah einen Moment lang nur weiß. Langsam gewöhnten sich ihre Augen an die Helligkeit und sie sah ein rundes, helles Zimmer mit geschwungenen, großen Fenstern. Sie setzte sich auf und sah an sich herab. Sie trug ein elegantes, hautenges Kleid in hellem Blau. Sie mochte keine Kleider, aber dieses war wirklich hübsch und gar nicht mal zu unbequem. Vorsichtig zog Elraya den Stoff an ihrer Schulter zur Seite und warf einen Blick auf ihre Wunde. Ein dunkler, verkrusteter Fleck war zu sehen, mehr nicht. Wie lange bin ich schon hier? Und wo bin ich überhaupt?, fragte sie sich und stand auf. Leise lief sie auf die Tür zu. Daneben lagen ihr Bogen und Mor'ranr mitsamt Pfeilen. Sie beschloss ihre Waffen liegen zu lassen, denn sie ahnte wo sie sich befand. Sie öffnete die Tür und spähte nach draußen. Vor ihrer Tür war ein schmaler Gang und dahinter ein Innenhof. Sie kannte diesen Hof. Sie war in Bruchtal oder auch Rivendell, in Elronds Haus. Sie verließ ihr Zimmer, da kam jemand um die Ecke gebogen und auf sie zu. Elraya erkannte Gandalf. "Hättest du mir nicht sagen können, dass du zu den Elben gehst?", fragte sie wütend. Der Zauberer seufzte. "Ich weiß, dass du sie seit diesem Vorfall mit Thranduil nicht magst, aber es gab keine andere Möglichkeit. Herr Elrond hat für uns die Karte entschlüsselt. Und ich bin froh, dass du endlich wach bist. Elrond schätzt es nicht, dass er immer noch nicht weiß, was du bist und ich habe ihm gesagt, dass ich es ihm nicht erzählen werde. Jetzt wo du wach bist wird er dich ausfragen und nicht mich", erklärte Gandalf. Elraya runzelte die Stirn. "Welche Karte?" "Ein Erbstück von Thorin, sie weist den Weg zu einem anderen Eingang in den Erebor. Jetzt wissen wir auch wie wir ihn finden und öffnen können. Elrond hat darauf Mondrunen entdeckt", setzte Gandalf sie ins Bild. Elraya grummelte leise. "Nie erzählt mir jemand was. Wie geht es den anderen? Wie lange war ich weg?" Gandalf lächelte ihr zu. "Sieh mal einer an, die gleichgültige Schattentänzerin macht sich Sorgen um Zwerge und einen Hobbit. Es geht ihnen gut. Du warst zwei Tage bewusstlos und hast den Rest geschlafen. Es ist fast eine Woche vergangen. Ich denke, mittlerweile habe ich Thorin klargemacht, dass er dich mitnehmen sollte. Er wird wohl morgen in aller Frühe wegschleichen wollen", informierte er sie. Elraya nickte. Es gefiel ihr nicht, dass sie eine Woche nicht bei Bewusstsein gewesen war. "Sonst noch was?" "Nein. Thorin und die anderen haben ihre Räume ebenfalls hier, falls du sie suchen willst. Ich hoffe, dass du dich die nächsten Tage etwas schonst. Deine Schulter ist schnell geheilt, du hast nur wegen den Nachwirkungen des Giftes so lange geschlafen. Trotzdem solltest du es nicht übertreiben!", warnte Gandalf, dann verabschiedete er sich und ging. Elraya betrat den Innenhof und entdeckte sofort Bilbo, der auf der Wurzel eines Baumes saß und in den Himmel sah. "Was machst du denn hier, so ganz allein?", rief sie ihm zu, worauf der Hobbit sich umsah. Sobald er sie sah, breitete sich ein strahlendes Lächeln in seinem Gesicht aus. "Elraya, du bist wach!" Er sprang von der Wurzel und eilte zu ihr. Erstaunt und peinlich berührt verkrampfte Elraya sich, als er sie umarmte. Dann spürte sie Zuneigung. Sie kannte den Hobbit kaum, doch trotzdem hatte sie das Bedürfnis, ihn zu beschützen. "Ja, ich bin wach", sagte sie, als Bilbo sie losließ und zu ihr aufsah. "Kommst du mit in die Gärten? Sie sind wundervoll! Komm!", rief er eifrig. Elraya lachte leise und folgte ihm.
Sie verbrachte den ganzen Tag mit Bilbo, unterhielt sich mit ihm und lauschte seinen Geschichten vom Auenland. Auch sie erzählte ein paar Dinge, die sie erlebt hatte, als sie mit Gandalf unterwegs war, achtete aber darauf, nicht zu viel von sich selbst preiszugeben. Trotzdem genoss sie es, mit dem unbeschwerten Hobbit umherzustreifen. Am Abend packte sie ihre wenigen Habseligkeiten zusammen, als es klopfte. Sie trat zur Tür, öffnete und entdeckte einen sturzbetrunkenen Kili auf der Schwelle. "Wuhups, false Dür", lallte der Zwerg. Elraya zog eine Augenbraue hoch. Irgendwie fand sie es lustig, wie Kili hin und her wankte. "Zu viel Elbenwein? Tja, der ist eben ein wenig härter als euer Zeug", neckte sie ihn. "Elben! Ja, dsie sin' echt schön, dene kannst du nich' ds Waser reichen. Isch glaub, ich heirate mal eine, hicks, Elbin!", verkündete der betrunkene Zwerg stolz. Irgendwie verletzten seine Worte Elraya. Sie wusste nicht warum, aber es störte sie, dass er Elben so sehr schätzte. "Dann geh doch zu ihnen!", blaffte sie und schlug ihm die Tür vor der Nase zu. Frustriert setzte sie sich aufs Bett. Was war mit ihr los? Was kümmerte es sie, wenn Kili eine Elbin heiraten wollte? Sollte er doch! Sie dachte an ihr Gespräch mit Bilbo zurück. Er war ihr sympathischer als jedes menschliche Wesen zuvor, außer Radagast und Gandalf vielleicht. Er war ein guter, netter, offener Kerl. Er war fast so etwas wie ein Freund. Elraya war mittlerweile ernsthaft verwirrt. Sie hatte sich bisher nie mit jemandem wirklich angefreundet, außer eben Radagast und Gandalf. Und dann auch noch ihre Wut über Kilis Worte. Sie fühlte sich überfordert. Und zu allem Überfluss klopfte es nun erneut. Vorsichtig öffnete sie die Tür und erblickte Elrond. Der Elb lächelte kurz, dann fragte er: "Habt Ihr Schmerzen in der Wunde oder dergleichen?" "Nein, es ist alles in Ordnung", antwortete sie. Elrond sah sie ernst an. "Ihr habt wirklich eine ungewöhnlich gute Selbstheilung. Nur Hobbits erholen sich, wie ich höre, ähnlich schnell." Sie war genervt. Will der jetzt auch noch herausfinden, was ich bin? Dazu hab ich jetzt wirklich keine Zeit! "Ich bin kein Hobbit und auch mit keinem verwandt und sei es auch noch so entfernt!", grollte sie. Elrond nickte langsam. "Wie Ihr meint. Es ist spät, ich lasse Euch jetzt ruhen", sprach er und ging. Erleichtert schloss Elraya die Tür wieder. Den Rest der Nacht wurde sie nicht gestört.
Warum Elraya wohl so auf Kili reagiert hat? Das erfahrt ihr bald! Über Feedback freue ich mich immer!
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Fate ~Hobbit FF~
FanfictionVor langer Zeit, noch vor den dunklen Jahren, lebten die Drachen frei in Mittelerde. Sie beherrschten den Himmel, waren respektiert und geehrt. Aber die Jahrhunderte des Friedens zwischen allen Völkern endete, als ein Drachenei an das Böse geriet. D...