30. Kapitel

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Smaug landete hart auf Tiamat, die einen Moment lang nicht verstand, was passiert war. Dann bemerkte sie den Pfeil in Smaugs Brust. Nein. Entsetzt stieß sie ihn von sich und rappelte sich auf. Ihr Herz raste. Langsam beugte sie sich über ihren Partner. Er regte sich nicht. Seine Augen waren leer und tot. Sein Herz schlug nicht mehr. Er war tot. Es war, als hätte jemand auch Tiamat einen Pfeil ins Herz gebohrt. Reglos kauerte sie blutend inmitten der brennenden und zerstörten Stadt und starrte ihrem toten Partner an. Ich wusste, dass es so enden musste. Aber es tut weh, so weh. "Tiamat?" Die goldene Drachendame drehte langsam den Kopf. Elraya blutete aus vielen Wunden. Kraftlos hockte sie ein Stück entfernt. Um einen ihrer Vorderläufe wand sich ein dünnes Band silberner Schuppen, von denen etwas Dunkles auszugehen schien. Die Halbdrachin musterte sie unsicher und wusste offensichtlich nicht, wie sie sich verhalten sollte. Er ist tot. Mein Partner ist tot. Oh, ist denn jeder Drache in meiner Nähe dem Tode geweiht? "Er hat es verdient. Für das, was er deiner Familie antat. Aber er war mein Partner. Ich habe ihm geliebt", murmelte Tiamat schwach. Sie hielt es einfach nicht mehr aus. Sie wandte sich ab und breitete schwerfällig die Flügel aus. "Es tut mir leid. Ich muss weg", brachte sie heraus, dann stieß sie sich schwungvoll vom Boden ab und entfernte sich mühsam mit schmerzendem Körper von der Stadt. Von der Zerstörung. Von Smaug. Was soll ich denn jetzt tun?

Elraya sah dem goldenen Drachen nach. Sie verstand Tiamat, auch wenn sie nicht wusste, was ihre Mutter und sie in Smaug gesehen hatten. Sie selbst hatte immer nur ein Monster gesehen. Er hatte ihr Leben zerstört, ihre Familie. Und jetzt war er tot, dennoch fühlte sie sich nur leerer als zuvor. Rache ist Gift. Es treibt dich an und wenn du zu demselben Monster geworden bist wie das, das die Rache geweckt hat, lässt sie dich ohne einen Grund zu leben zurück, wurde ihr nun klar. Mühevoll richtete Elraya sich auf und spreizte die Schwingen. Sie brauchte mehrere Versuche, ehe es ihr gelang, sich in die Luft zu erheben. Sie nahm Kili wahr, der nicht weit entfernt gerade außerhalb des Dorfes war. Doch sie ignorierte ihn. Ich bin ein Monster. Ich habe versucht, meinen eigenen Vater zu töten. Was wird er von mir denken? Mit einem lauten Klageschrei flog sie fort von dem Zwerg, der ihr Herz gestohlen hatte und über den See, zum entgegengesetzten Ufer, weit weg vom Erebor. Dort war sie geschlüpft. Und dort lag der Fluch ihrer Familie. Sind wir denn dazu bestimmt, uns alle gegenseitig abzumetzeln? Elraya landete hart. Kaum war sie rutschend zum Liegen gekommen, versuchte sie erneut, sich aufzurappeln. Es gelang ihr nicht. Hoffnungslos ließ sie sich zu Boden fallen und schloss erschöpft die Augen.

Als sie wieder erwachte, war es hell. Elrayas ganzer Körper schmerzte, aber sie fühlte sich nicht mehr so schwach und verzweifelt wie zuvor. Auf einmal durchfuhr sie Entsetzen. Ich habe Fyrn vergessen! Knurrend kämpfte sie sich auf die Beine und zwang ihren steifen Körper in die Lüfte. Sie flog so schnell, wie es ihr möglich war. Dabei fragte sie sich, wo Tiamat war. Sie war genauso schnell verschwunden, wie sie aufgetaucht war. Vielleicht findet zumindest sie ihren Frieden. Elraya landete ein ganzes Stück vom Erebor entfernt und starrte diesen einfach nur an. Hier ist meine Mutter gestorben. Langsam lief sie auf den zerstörten Eingang zu und schnüffelte an einigen herabgestürzten Steinen. Voller Schmerz schloss sie die Augen. Ich bin wieder da, Sarnira. Sie hob den Kopf und gab ein langgezogenes Brüllen von sich, ein Ruf voller Trauer und Leid. Von der Ferne erklang eine melodische Antwort, zweifellos war Tiamat noch in der Nähe. Mit hängendem Kopf betrat Elraya den Berg. Sie lief direkt in Richtung der Goldhalle. Sie hatte nicht die Kraft sich zu verwandeln. Sie hatte auch das Gefühl, sie müsste als Drache durch ihre ehemalige Heimat laufen. Es fühlte sich richtig an. Als sie die gefüllte Halle betrat, kümmerte sie das Gold überhaupt nicht. Sie folgte ihrer Erinnerung dorthin, wo sie als Jungdrache die Leiche ihres Bruders gesehen hatte. An der Säule klebte immer noch ein wenig Blut. Umaroth. Oh mein armer, tapferer Bruder... Unglücklich legte sie ihren Kopf auf den Boden und schloss kurz die Augen. Das Geräusch von Schritten ließ sie aufblicken. Erleichterung breitete sich in ihr aus, als sie Fyrn sah. Der Bodendrache summte leise und kam zu ihr gehumpelt. Alles in allem wirkte er wohlauf. Elraya stupste ihm sachte mit ihrer Schnauze an. Dann hob sie den Blick und sah Bilbo an, der ein Stück weit entfernt stand und sie mitfühlend ansah. "Es tut mir leid, Elraya", rief er ihr zu. Sie schnaubte sanft. Dann schaute sie noch ein letztes Mal auf die Stelle, an der ihr Bruder ihr Leben gelassen hatte. "Ich glaube, ich muss eine Runde fliegen. Anders halte ich das nicht aus", sagte sie zu dem Hobbit und machte sich auf den Weg zurück zum Eingang. "Der goldene Drache ist wieder da. Er sitzt ein Stück weit entfernt auf dem Rabenberg. Thorin hat mir befohlen, dir zu sagen, dass du ihm verjagen sollst. Er traut ihm nicht", berichtete Bilbo ihr aufgeregt. Sie blieb stehen. Fyrn humpelte voraus. Auch er wollte keinen Augenblick länger in diesem Berg bleiben. "Sie. Der goldene Drache ist ein Weibchen. Und ich glaube ich weiß, warum sie hier ist. Wegen mir." Besorgt schaute Bilbo zu ihr auf. "Ist das schlecht?", wollte er wissen. Elraya stapfte weiter auf den Ausgang zu. "Nein, ist es nicht. Ich denke, sie wird mir endlich einmal Antworten geben. Wartet nicht auf mich. Ich habe viele Fragen." Damit ließ Elraya den Hobbit hinter sich zurück.

Jetzt werden sich Tiamat und Elraya mal gründlich aussprechen. Und trotz Smaugs Tod ist Ihnen beiden nicht nach Triumph. Was haltet ihr davon? Schreibt's in die Kommentare!

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