Kapitel 40

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-Nici's Sicht-

Wir gingen im schnellen Gang ins Krankenhaus, zogen uns passend an bzw. ich und begaben uns zum Bus. Mit diesem fuhren wir zur Eishalle. Ich war noch nie Eislaufen. Das hatte ich Nialler aber noch nicht gesagt. Er würde es eh merken, wenn ich meinen ersten Schritt aufs Eis mache. Vor dem Eingang blieben wir noch stehen und betrachteten das große Gebäude. Es lag eher am Stadtrand, aber die Größe überwältigte mich trotzdem. Nialler scheint es schon gewöhnt zu sein, gibts etwa in Mullingar auch so große Hallen oder Häuser oder whatever?

Mich würde es sowieso mal interessieren, wie es in seiner Geburtsstadt so war. Hatte er viele Freunde? Oder sogar Freundinnen? Über sowas hatten wir noch nie so richtig gesprochen. Auch wenn wir uns seit fast Ewigkeiten kennen. Das war mir eigentlich garnicht aufgefallen. Ich war so tief in Gedanken versunken, dass ich nichtmal merkte, dass ich immernoch vor dem Eingang stand und in die Luft starrte. Ich spürte dann bloß noch einen leichten Griff am Handgelenk und einen kleinen Ruck und schon waren wir drinnen. Es war nicht wirklich was los, die Eingangshalle war leer und an der Kasse war auch keine Schlange. Ein Mann, der hinter dem Tresen stand, empfing uns mit einem netten Gesichtsausdruck und Nialler übernahm das Reden.

Er bekam zwei Karten in die Hand gedrückt und der Mann wies uns in den Gang, der neben der Kasse weiterführte. Am Ende des Ganges war eine Tür. Niall nahm meine Hand und öffnete mir der Anderen die Tür. Ich blinzelte erstmal, weil der lange Gang ziemlich dunkel war. Jetzt standen wir in einer riesigen Halle, die Außenrum von einer Scheibe abgetrennt war. Außen waren Stühle, Bänke und ein kleiner Imbiss. Daneben der Schlittschuhverleih. Niall zog mich in diese Richtung und redete mit dem Mann, der wieder hinter dem Tresen stand.

Dieser reichte ihm dann 2 Paar Schlittschuhe, worauf Nialler mir ein Paar weiterreichte. Wir begaben uns zu den Bänken, neben der Tür, die direkt aufs Eis führte und ich bekam Bange. Wie ich da alle fahren sah, stellte ich mir schon vor, wie ich meinen ersten Schritt machen würde und gleich am Eis liegen würde. Peinlich, peinlich. Ich ließ es mir aber nicht anmerken. Sollte ich es ihm sagen? Er würde bestimmt lachen. Da laufen kleine 5 jährige Kinder Schlittschuh, als ob sie in ihrem Leben nichts Anderes gemacht hätten und ich mit 15? Ich kriegte echt Nichts zu Stande.

Ich schnürrte die Schuhe langsam zu, weil ich Zeit schänden wollte. Niall stand erwartungsvoll vor mir und meine Bewegungen wurden immer langsamer. Die zweite Schlaufe war fertig, scheiße. Ich sah zu ihm auf und er schaute mich mit einem Grinsen an. "Ist was?", fragte er mich nach einigen Sekunden besorgt, als er meinen ängstlichen Blick sah. Ich weiß, es ist kein drama, aber ich hasste es, mich zu blamieren. Sowas kann ich nicht leiden. Alle stehen um einen und lachen einfach. Und du liegst oder stehst da und wünschtst dir einfach nichts sehnlicher, als zu sterben.

Er reichte mir die Hand, ich legte meine in Seine. Ich zitterte. Er warf mir einen schockierten Blick zu. "Was ist los?", fragte er noch besorgter als davor. "Ich.. ehm. kann nicht.. hm. Schlittschuh laufen..", stotterte ich vor mich hin. Das war wirklich kein Drama, aber ich bin so ein Mensch, ich machte hald ein Drama draus. Ich mach aus vielem ein Drama. Ich bin so. Bei mir musste alles organisiert sein. Und wenn ich was Neues machen sollte, dann wollte ich es einfach alleine machen, um mich nicht blamieren zu müssen. Ich hasste solche Situationen.

Auf seinem Gesicht bildete sich ein Lächeln. Na toll, gleich würde er mich auslachen. War klar. Ich spürte schon, wie meine Wangen langsam heiß wurden. Ich blickte zu Boden und wartete, bis er anfing zu lachen. Ich wartete und wartete, aber da kam nichts. Ich blickte zu ihm auf. Er hielt immernoch meine Hand und lächelte. "Du darfst jetzt lachen, ich kenns ja nicht Anders", sagte ich mit einer ironischen Stimme. "Ich will aber nicht lachen, ich will mit dir Spaß haben und einen schönen Tag verbringen. Ich werde dir helfen, mach dir keine Sorgen", erwiderte er immernoch schmunzelnd. Er bückte sich leicht und hinterließ auf meinen Lippen einen sanften Kuss.

Der Neue»n.h.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt