Der Neue»n.h.

Kapitel 2

-Nici's Sicht-

Nun lag ich in meinem Bett und scrollte gelangweilt durch meine Facebook-Startseite. "Langweilig. Langweilig. Laaaangweilig", ertönte es einfach so aus meinem Mund. Ich schrak auf, weil ich das eigentlich nicht sagen wollte, aber irgendwie kam es so aus mir raus. Mein Hund saß am Boden und starrte mich mit geneigtem Kopf an. Ich fing an zu lachen, weil das ziemlich süß aussah. Er merkte, dass er mich zum Lachen brachte und sprang zu mir ins Bett. Er wedelte mit dem Schwanz und freute sich, kam auf mich zu und schleckte mein Gesicht ab. "Lass das, Spikey!", rief ich lachend. Daraufhin hörte er damit auf, legte sich bei meinen Beinen hin und fing an zu schlafen.

"Vergiss nicht, später noch mit dem Hund raus zu gehen!", ertönte eine männliche Stimme von unten, auf polnisch natürlich. Genervt sah ich erst zur Tür, daraufhin zu meinem Hund und rief zurück:"Jaha später!". Ich hatte nicht wirklich Lust, mit dem Hund raus zu gehen, aber ich hatte keine andere Wahl. Ich hatte meinem Dad damals, als ich meinen Hund kaufte, versprochen, dass ich mich um ihn kümmern würde und dazu gehört halt auch, mit ihm spazieren zu gehen.

Schon 17.00 Uhr. Wie schnell die Zeit verging. Draußen war es mittlerweile schon ein wenig dunkler geworden. Ich liebte es im Dunkeln raus zu gehen, weil ich mich nicht gerne zeigte, wenn es noch hell war. Mit ein bisschen Motivation klappte ich meinen Laptop zu, schaltete den Fernseher aus woraufhin mein Hund auch aufwachte und vom Bett sprang. Ich nahm mein Handy, mein Headset und den Haustürschlüssel, öffnete die Tür und begab mich ins Wohnzimmer, da Spikey's Leine dort irgendwo lag. Mein Dad und seine Freundin saßen auf der Couch und schauten Fern. Wieder mit einem Fakelächeln trat ich ins Wohnzimmer und sagte:"Ich geh jetzt mit dem Hund raus, Handy und Schlüssel hab ich, falls was sein sollte, ok?". "Ok" , bekam ich als Antwort. Ich nahm die Leine und rief den Hund. Ich legte ihm die Leine an und begab mich Richtung Haustür. Draußen war es schon kalt und ich zog meine dicke Jacke an und versteckte mich in meiner Kapuze, was ich immer tat, wenn ich raus ging. "Bis dann!", rief ich noch, bevor ich die Tür hinter mir schloss. Ich zog meine Schuhe an und ging los.

Meistens ging ich immer den gleichen Weg. Den Gehweg hinauf, dann nach links auf die Hauptstraße, diese eine Weile entlang und dann nach links den Gehweg zum Spielplatz runter. Dort setzte ich mich immer auf die Schaukel und verweilte dort ein bisschen. Daraufhin ging ich den Berg runter und war fast wieder zu Hause. Noch in der Einfahrt blieb ich stehen, weil mir ein leichter Schauer über den Rücken lief. Aber wieso? So kalt war es ja nicht und weit und breit war auch keiner zu sehen, der mir Angst machte. Was ging bloß in mir vor?

Vor einiger Zeit hatte ich einen Online-Test gemacht. Oder wie ich dazu sagte :'Psycho.Test'. Naja, es stellte sich heraus, dass ich Depressionen hatte. Ich begriff aber bis heute nicht was das wirklich bedeutete. Es hatte irgendwas mit Selbsthass und Selbstmordgedanken zu tun. Auch Selbstverletzung. Was alles auf mich zu traf. Ich fing an zu zittern und mir kamen die Tränen. "Was ist los mit dir, Nici?", fragte ich mich selbst. Ich senkte meinen Kopf, sah meine dicken Beine an und die erste Träne lief mir meine kalte rote Wange hinunter. Ich strich mich mit meiner Hand über meinen linken Oberschenkel, was ein wenig schmerzte, weil ich mich dort vor ein paar Tagen mit der Klinge aufgeritzt hatte. Ich verzog mein Gesicht, hob den Kopf und ging sehr langsam und in kleinen Schritten weiter. Mühsam bestieg ich den Gehweg mit der Hoffnung, dass ich auf dem kleinen Kies nicht ausrutschte. Als dies geschafft war, blieb ich kurz stehen und ließ meinen Blick zu Boden. Jetzt die Hauptstraße entlang. Dort ging ich meistens mitten auf der Straße. Dieser Ort hier war bekannt für seine Ruhe. Hier fuhr kaum ein Auto vorbei, weil es nach der Hauptstraße nicht weiter ging. Wenn man die Straße weiter fuhr, also den Berg hinauf, dann endete die Straße bei dem letzten Haus und ein Gehweg begann der in einen großen und dunklen Wald führte. Dort ging ich aber alleine nie hoch, weil ich es dort zu unheimlich fand. Manchmal ging ich auch auf die Wiese, die gegenüber des Gehsteiges lag. Erst war da ein Feldweg und daraufhin kam rechts eine Pferdekoppel. Ich mochte Pferde ja schon aber leider hatte ich eine Pferde Allergie.  Das machte mich manchmal traurig, da viele Freunde von mir reiteten und eigene Pferde hatten. Sie hatten eine enge Beziehung zu den Tieren und ich würde mir sehr wünschen, so etwas auch zu besitzen. Ein Pferd und einen Hund konnte man nicht vergleichen, aber ich gab mich mit meinem kleinen Freund zufrieden und genoss die Zeit mit ihm. Auf jeden Fall ging man den Feldweg entlang und an warmen wolkenlosen Sommerabenden war es am Schönsten. Man stellte sich zu dem Waldrand hin und beobachtete, wie die Sonne unterging.  Wenn man die Sonne dort nicht mehr richtig sah, ging man Richtung Stadt, denn hinter der Stadt waren große Hügel und dort ging sie dann unter und tauchte die Welt in Dunkelheit. Wenn man sich ganz vorne hinstellte, wo es schon bergab ging, dann konnte man den Sonnenuntergang richtig genießen. Das kleine Örtchen, wo ich wohnte lag außerhalb der Stadt auf einem mehr oder weniger steilen Hügel. Manchmal verzog ich mich auch alleine auf diese Wiese oder auf den Spielplatz, wenn ich mal keine Lust auf mein Zuhause habe. Ich war zufrieden mit dem Ort, wo ich wohnte, dennoch war er weit von der Stadt entfernt und viel war hier nicht los.

Richtig vertieft in meine Gedanken, vergaß ich schon meinen Hund, der es nicht abwarten konnte weiter zu gehen.

"Was ist denn da los?", fragte ich erstaunt meinen Hund, der mich bloß komisch ansah und ins Gras neben dem Gehweg hüpfte. Er schnupperte rum und erledigte sein Geschäft, während ich neugierig und überrascht auf das Geschehen blickte, das sich vor mir zutrug.