"Fawn, wenn du so müde bist, dann geh früher schlafen", meckerte ich meine Zwillingsschwester beim Frühstückstisch an. Ihre braunen Haare waren wirr auf ihrem Kopf verteilt. Sie standen förmlich in alle Richtungen. Sie hatte, wie ich schulterlanges Haar, wobei ihres braun glänzte. Ich hatte meine Haare in einen gräulich, weißen Ton gefärbt. Ihre verträumten Augen starrten in die Schüssel. Bald würde sie mit ihrem Gesicht, die mich begrüßen, da sie so tief herunter gebeugt war.
"Ja..", murmelte sie und stopfte sich das Essen in den Mund. Ich sah sie fragend an, da ich vermutete, dass sie noch etwas sagen wollte. Sie kaute zu Ende und wanderte mit ihren müden Augen zu mir hoch. Ihre braunen Augen sahen trüb in meine.
"Geh du schonmal vor, du musst doch früher da sein..", murmelte sie und verlor fast ihren Halt, da sie mit ihrer Hand ihr Kinn stützte."Ja okay, schaffst du es Teller in die Spühlmaschiene und die Frühstückssachen in den Kühlschrank zu räumen?", fragend sah ich sie an. Keineswegs würde ich ihr das nicht zu trauen, diese Tätigkeiten zu erledigen, jedoch war ihr Zustand wirklich fragwürdig. Ich sollte mich wohl eher fragen, ob sie es schafft, nicht einzuschlafen... Mit einem lieblosen Nicken beantwortete sie meine Frage und ich legte meinen Kopf schief.
Ein kleiner Seufzer entwich mir, dass ich ein bisschen älter war, sah man, zwar nicht vom Aussehen aber von dem Verhalten. Natürlich ist mir bewusst, dass Zwillinge, wie ich und Fawn keinen Altersunterschied aufwiesen. Jedoch rieb ich ihr es unter die Nase, dass ich einige Stunden eher gekommen war, als sie. Und somit fühlte ich mich auch. Ich war ihre größere Schwester, auch wenn nur ein paar Stunden und sie war meine kleine Schwester. Ich ging in den Flur von unserem Apartment und zog mir die Schuhe an. Ich stellte mich aufrecht hin und drehte mich in die Richtung der Küche."Okay, Bis dann...", rief ich ihr misstrauisch zu und verließ danach die Wohnung. Die warme Luft empfing mich sofort und ich atmete einmal tief ein und aus. Die Sonne wärmte mein Gesicht, welches mir wohlige Wärme spendete. Ich trat meinen Weg zur U-Bahn an, die mich zur Schule führte. Wie erwartet, war kein Sitzplatz mehr frei, doch ich störte mich nicht daran. Ich steckte meine Kopfhörer in meine Ohren und schloss kurz meine Augen.
Neues Schuljahr. Ich komme.
Da ich die Schülersprecherin war, musste ich bei der Begrüßung der Neuen dabei sein und ihnen am Eingang einen Zettel überreichen. Auf diesem Zettel war unter anderen ein Plan von unserer Schule abgebildet, damit sie sich zurecht finden konnten.
Deshalb sollte ich auch früher da sein- heute ist sozusagen die 'Einschulung' und deshalb haben die Meisten anderen Schüler, die erste und die zweite Stunde frei bekommen. So etwas nannte ich Luxus. Jedoch gab es in den oberen Klassen eine Ausnahme. Die Schüler, die schon die Oberstufe besuchten, sollten zum Unterricht antreten. Leider gehörte, unter anderem, meine Schwester dazu. Als ich am Schultor ankam, stellte ich meine Tasche an den Stand, den wir gestern aufgebaut hatten und nahm ein paar Zettel entgegen, nach dem ich alle begrüßt hatte. Nachdem der Ansturm von Neulingen sich gelegt hatte, ging ich in die Aula und ließ den Rest der Zettel von zwei Mädchen austeilen. Natürlich bedankte ich mich bei ihnen, die sich sehr hilfsbereit zeigten.In dieser Aula musste ich dann auch ein paar Worte zu den Neuen sagen. Nicht nur die Lehrer sollten die Neulinge willkommen heißen, sondern auch die Schüler, die ich repräsentierte.
"Willkommen auf der Highschool Rosehill. Ich bin Macy Clarks! Es freut uns, dass soviele sich für unsere Schule entschieden haben. Ich bin die Schülersprecherin und wenn ihr irgendwelche Fragen habt, könnt ihr mich gerne ansprechen. Natürlich könnt ihr auch andere Schüler ansprechen, falls ihr Hilfe benötigt. Wir hoffen auf eine gute Zusammenarbeit!", alle klatschten und ich ging mit einem Lächeln von der Bühne. Ich hatte nicht mit einem Wort erwähnt, dass diese Begrüßung lang sein musste. Ich sollte ihnen ein wenig Mut zu sprechen.
"Macy, das hast du gut gemacht!", ein Mädchen das sich freiwillig zum helfen gemeldet hatte, sprach mich an. Es war wirklich nicht der Rede wert, jeder könnte diesen einen Satz sagen, doch ich nahm das Kompliment dankend an.
"Dankeschön, aber ich habe auch für deine Unterstützung zu danken", sie hatte sich nämlich um das Mikrofon gekümmert. Sie wurde rot und nickte lächelnd. Ich sah auf die Bühne und hörte der Schulleitung zu, wie sie in einer etwas längeren Rede die jungen Schüler Willkommen hieß. Man kannte mich hier auf der Schule schon. Ich war seit Jahren zur Schülersprecherin gewählt geworden und viele sahen auch zu mir hoch. Ich möchte nicht eingebildet klingen, dennoch könnte man meinen, dass ich auf dieser Schule beliebt war. Aber es hat mich sehr lange Zeit gekostet, um diese Position in der Schule zu erreichen. Hier war ich die Perfekte, Schlaue und das Idol- aber wie ich wirklich bin? Natürlich verstellt man sich bei Fremden Menschen immer ein Stück. Man möchte einen guten Eindruck verschaffen, weshalb man sich erwachsener oder vornehmer benahm. Ich hatte mir diese Art angewöhnt, sobald ich das Gelände betrat. Man könnte sagen, dass ich mich verändert habe in den Jahren. Wo ich mich wirklich zeigen konnte, wie ich bin, war in Anwesenheit meiner besten Freundin, Avril. Bedauerlicherweise geht sie nicht auf meine Schule, doch dies soll sich, wenn dieses Halbjahr vorbei ist ändern. Die Schulleitung sprach ihren letzten Satz und nachdem das Ganze vorbei war, begab ich auf den Weg in meine Klasse. Die zweite Stunde hatte bereits begonnen, weshalb ich ein wenig hektisch um die Ecke bog. Dadurch erkannte ich zu spät, die größere Person vor mir und wir prallten gegeneinander. Reflexartig sah ich zu dem Jungen hoch. Schnell entschuldigte ich mich und sah dann lächelnd nach oben. Auch er sah mir in die Augen, nur mit einem ausdruckslosen Gesicht- nach ein paar Sekunden, in der er mich einfach nur angeschaut hatte, ging er an mir vorbei in die andere Richtung.Verwundert schaute ich ihm hinter her. Er sah so aus, als ob er in meinem Alter wäre. Ich schüttelte meinen Kopf. Ohne weitere Gedanken an den Fremden zu verschwenden, führte ich meinen Weg fort.
(bearbeitet 14. April. 2020)
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Only Human
Teen FictionDas beliebteste Mädchen der Schule zu sein ist nicht einfach. Man darf nichts falsch machen und immer musst Du lächeln und nett sein. Macy ist so ein Mädchen- Sie lebt hinter ihrer Fassade, die schon garnichtmehr aus ihrem Alltag wegzudenken ist. ...