Kapitel 25

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Lissa

Leise praselte der Regen an mein Fenster und die Äste knarrten im Wind. Typisches Herbstwetter.

Ich lag zusammengekauert in meinem Bett, gefühlte 100 Decken um mich geschlungen, und betrachtete die einzelnen Regentropfen die grad an meinem Fenster nach unten flossen.
Ich lag mindestens drei mal daneben welcher Tropfen wohl eher unten ankommen würde, bis ich mich endlich zusammenraffte und mich aus meiner gemütlichen Schlafposition aus meinem mollig warmen Bett quälte.

Mit langsamen Schritten schlurfte ich meinen schlaffen Körper in Richtung Bad.
Sollte ich einen Blick in den Spiegel riskieren?
Wollte ich es überhaupt?

Jetzt mach, scheiße bist du eh schon gewohnt, murmelte meine Innere Stimme verschlafen und mit genervtem Unterton in der Stimme.

Auch dir einen guten Morgen, Süße!, sang ich gespielt freundlich und wartete auf irgendeine Beleidigung ihrer Art.
Doch es blieb still.

Ich hob meinen, vorher noch gesenkten, Kopf nach oben und stand nun paar Zentimeter vor meinem Spiegelbild und suchte mein Gesicht auf irgendwelche verlaufene Scheiße ab.
Doch ich fand nichts.

Ich sah eigentlich 'normal' aus, sowie ein völlig ungeschminktes Mädchen am Morgen nun mal aussah, doch wieso?
Sollte ich nicht eigentlich vollkommen entstellt aussehen, sowie nach einer normalen Party man am nächsten Tag eben aussah?

Ich versuchte mich an den gestrigen Abend zu erinnern, irgendwelche Bruchstücke müssten doch aufzufinden sein in meinem Kopf.
Doch ich fand nichts.Keine einzige kleine Erinnerung.

Immer noch in Gedanken versunken spritzte ich mir etwas kaltes Wasser ins Gesicht um wieder klar denken zu können.
Und nun? Immer noch pure Leere in meinem Kopf!

War so oder so nie was gescheites drinnen, meinte sie laut gähnend.

Halt einfach die Klappe, ich versuch mich zu konzentrieren!, fauchte ich sie zornig an und rieb mir die Schläfen.
Wie ich Kopfschmerzen liebte, Hallelujah.

Also willst du nicht wissen was gestern passiert ist?, meinte sie desinteressiert und ließ mich aber dafür aufhorchen.

Wie, du weißt was? Spuck's aus!, drängte ich sie neugierig.

Du hast gemeint, ich solle die Klappe halten, also, viel Spaß beim scharf nachdenken, Süße!, das Wort 'Süße' betonte sie extra stark und mit lautem Gelächter verstummte sie mal zu mal mehr, bis es schließlich ruhig war in meinem Kopf.

War das jetzt ihr Ernst?
Offensichtlich.

Aber, warum hatte ich keine Erinnerungen an letzte Nacht? Ich hatte doch nur eine Cola getrunken und...Kyle, Tyler...

Ich stolperte schon fast in mein Zimmer zurück und steuerte gleich auf den Berg von Klamotten zu der auf meinem Stuhl lag.
Man nennt ihn einfach 'Der Stuhl' und alle wissen was damit gemeint ist.

Nach und nach flogen meine Sache in meinem Zimmer herum, verteilten sich auf meinem Bett, meinem Boden,doch die Jacke, die ich endlich in der Hand hielt,blieb unversehrt.
Es war sie, Tyler's Jacke die er mir gestern noch überreicht hatte...nachdem Kuss.

Der Kuss? Oh, der Kuss!
Aber natürlich, nach und nach wurden meine Gedanken in verschiedene Teile abgetrennt, bis sie schließlich einen kleinen "Film" produziert hatten der sich nun vor meinen Augen abspielte.

Das Gespräch mit Kyle, die ganze Wahrheit, der Kuss und schließlich wie wir die völlig aufgelöste Luzy nach Hause fuhren.
Jetzt gab das alles einen Sinn.

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