Kapitel 34

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Luzy

Ein nervtötendes, schrilles Klingeln riss mich aus meinem Schönheitsschlaf, und ich will mich ja nicht beklagen aber ich hatte es echt mal nötig gehabt wenigstens einmal ausschlafen zu können.
In den letzten Tagen plagten mich immer und immer wieder die selben Träume, jedes Mal, kurz nach Mitternacht, wache ich auf und kann nicht mehr einschlafen, einfach so.
Weshalb ist mir nicht bewusst.
Stöhnend versuchte ich mit meinem Arm das Klingeln, welches immer lauter wurde, abzuschalten, doch jedes Mal traf ich ins Schwarze.
Ich rieb mir einmal kurz übers Gesicht ehe ich meinen müden Körper aufrichtete und dem Nervenkiller ein Ende setzte.
Meine Beine hingen über dem Bettrand und am Liebsten hätte ich mich wieder zurückgeworfen und weiter geschlafen, doch anscheinend hätte dies eh nichts gebracht.
Stattdessen beschloss ich erstmal unter die Dusche zu steigen um richtig wach zu werden.

Auf dem Weg ins Bad schnappte ich mir Pulli, Hose und frische Unterwäsche und schloss dann schon die Badezimmertür hinter mir.
Ich entledigte mich meiner Kleidung und ließ das warme Wasser über meinen Körper laufen.
Soviele Gedanken gingen mir durch den Kopf.
Und unter der Dusche konnte ich entweder einfach nur entspannen oder, wie jetzt auch, über alles einmal kurz nachdenken.
Das Aufeinandertreffen mit Dylan, in der Stadt, lag schon eine Woche zurück und bis heute hatte er sich nicht wieder bei mir gemeldet, obwohl er es auch gesagt hatte, kurz bevor wir gegangen sind.
Wie eine Irre saß ich 24/7 an meinem Handy und habe ungeduldig auf irgendein Zeichen von ihm gewartet.Ein Anruf oder eine SMS.
Doch es kam nichts.
Mein Bildschirm blieb schwarz und es schmerzte aus irgendeinem Grund sehr.
In dieser Zeit hatte ich das Gefühl, noch mehr für ihn zu empfinden.
Ich kann es nicht kontrollieren, es überkommt mich so plötzlich.
Und ich hatte Angst.
Angst, wie es mit unserer Freundschaft ausgehen wird.
Gefühle hatte er nicht für mich, das hatte er mir sogar selbst erklärt.
Aber als Freundin wollte er mich trotzdem nicht verlieren, genauso wenig, wie ich ihn als Freund nicht verlieren wollte.
Doch, kann sowas überhaupt gut ausgehen?
Kann so eine Freundschaft 'normal' sein, wenn der eine mehr empfindet wie der andere?
Denn ich hatte da schon meine Zweifel...
Wir beide wissen genau,dass das niemals klappen kann.
Ich mein, könnte mein Herz das ertragen ihn irgendwann einmal mit einer anderen an seiner Seite zu sehen?
Nein, könnte es nicht.
Dafür sind diese Gefühle ihm gegenüber zu stark um darüber hinweg sehen zu können.
Ich schüttelte diesen Gedanken schnell weg und stieg dann, nach gewisser Zeit, auch mal aus der warmen Dusche.

Ich trocknete meinen Körper, schlüpfte in die dunkle Jeans und darüber zog ich mir einen weiten, flauschigen Pulli über den Kopf, da die Temperatur draußen um einiges gesunken ist in den letzten Tagen.
Meine Haare föhnte ich kurz und machte sie zu einem hohen Zopf zusammen bei dem ich vorne ein paar Strähnen herauszupfte.
Da der Spiegel von der Feuchtigkeit beschlagen wurde, machte ich ihn schnell sauber und zum Vorschein kam mein Spiegelbild.
Dunkle Augenringe schmückten meine braunen Augen, mein Gesicht war blasser als sonst, ansonsten sah ich, für meine Verhältnisse, normal aus.
Die dunklen Schatten überschminkte ich mit Make Up und tuschte noch etwas meine Wimpern.
Nicht zu viel aber auch nicht zu wenig.

Ich schlüpfte, zufrieden mit dem Endergebnis, aus dem Bad und ging die einzelnen Stufen nach unten in die Küche, woher mir schon der köstliche Geruch von Rührei mit Speck in die Nase stieg.
Mit einem Lächeln im Gesicht betratt ich den Raum, wünschte den Mädels einen guten Morgen und steckte mir schon die erste Ladung Ei in den Mund.
Als mein erster Teller schon leer war und ich ihn mit einem unschuldigen Blick Lu entgegen reichte, schüttelte sie lachend den Kopf und schaufelte mir noch eine Portion drauf, welche ich dann genüsslich aß.
Lu reichte mir eine Tasse mit warmen, dampfenden Tee und ich seufzte kurz auf, als die warme Flüssigkeit meinen Hals hinunter floss.
Mein Körper war eh schon ein wenig unterkühlt, obwohl alle Heizungen im Haus an waren.

"Also", fing Lu an und meine Aufmerksamkeit lag ganz bei ihr,"was machen wir heute?"

Als Antwort zuckte ich nur mit den Schultern und sie gab Liss einen leichten Schlag auf ihren Arm und fragte sie nochmal, doch, genauso wie ich, zuckte sie nur mit den Schultern und widmete sich wieder ihrem Getränk.
Sie schaute nachdenklich aus den Fenster und etwas sagte mir das sie sich große Sorgen machte.
Kein Wunder, Tyler hatte ihr knallharte Dinge an den Kopf geworfen und sie allein gelassen, die ganze vergangene Woche hatten wir nichts mehr von ihm gehört.
Sie versuchte es zu überspielen, sich nichts anmerken zu lassen, wie verletzt sie eigentlich ist.
Doch ihre Fassade konnte nicht immer halten, sodass sie Nachts anfing zu weinen und einer von uns sie trösten musste.

"Ich bin dafür, das wir wieder shoppen gehen", unterbrach Lu mich aus meinen Gedanken und ich schenkte ihr meinen Ist-das-dein-Ernst Blick.

"Was ist? Guck mich nicht so an", schmollte sie und dies lockte mir ein Schmunzeln auf die Lippen.

"Wir brachen Sachen für London", sie versuchte weitere Argumente zu finden.

"Weisst du wie es letztes Mal ablief?!", nörgelte ich rum, doch sie verdrehte nur die Augen.

"Das war etwas anderes, außerdem, willst du mit Sommersachen nach London?!"

"Warum nicht?!", erwiderte ich schulterzuckend.

"Du bist unmöglich, weisst du das?", grinste sie kopfschüttelnd.

Grinsend nickte ich und wollte mir zusätzlich noch ein Brot mit Nutella schmieren, doch daraus wurde nichts.
Lu packte sowohl mein, als auch Liss' Handgelenk und zog uns Richtung Haustür, nahm unsere Jacken vom Kleiderständer und die Schuhe warf sie uns achtlos entgegen.

"Anziehen!", befahl sie uns und macht sich grad selber an ihre Jacke und Schuhe.

Widerwillig zogen wir sie an und ich wollte noch schnell mein gemachtes Brot holen, ich mein, sowas muss gegessen werden.
Lu kann froh sein, dass ich ihre keine runtergehauen hatte, nachdem sie mich dabei unterbrochen hat.
Doch Lu hatte andere Pläne, denn, sie zerrte uns wortwörtlich mit zum Auto und nahm auf dem Fahrersitz Platz.

"Hallo?! Ich wollte noch was essen?!", gab ich empört von mir und verschränkte die Arme vor der Brust.

"Was für Essen?! Du hattest schon zwei volle Teller Ei mit Speck gehabt,meinst du nicht, das es reicht?!"

"Nein?!", geschockt sah ich sie an.Wie konnte sie nur meinen das Essen irgendwann auch mal genug sei?
Essen und ich, perfekte Lovestory...

Ich beließ es dabei und lehnte meinen Kopf an die kalte Fensterscheibe.

***

"Wusstest du eigentlich, dass ich dich hasse?", mit zuckersüßem Lächeln betrachtete ich Lu von der Seite, doch ihr Blick war starr auf ihren Kaffee gerichtet.
Seit gefühlten Stunden laufen wir durch alle Läden, wir wurden sogar fündig.Jetzt saßen wir vor einem kleinen, gemütlichen Café und trinken etwas.

"Nein, du liebst mich.Sogar sehr", verteidigte sie sich und lachte leise.

Sie hob ihren Kopf und blickte mich siegessicher an als ihr Blick danach etwas hinter mir fixierte.
Verwirrt blickte ich über meine Schulter und konnte erst niemanden erkennen, doch in mein Sichtfeld schlichen sich plötzlich zwei Personen und ich wusste, das Lu sie gesehen hatte.

Ein paar Meter weiter vor uns lief Dylan mit irgendeinem Mädchen an seiner Seite durch das Center.
Schön und gut, aber er hatte einen Arm uns sie gelegt.
Dieser Anblick verletzte mich sehr, klar, wir waren nicht zusammen, doch ich liebte ihn wie verrückt.
War sie seine Freundin?
Vielleicht hatte er sich deshalb nicht bei mir gemeldet, er hatte Zeit mit ihr verbracht, während ich pausenlos auf irgendetwas von ihm gewartet habe, hatte er sich mit ihr vergnügt, oder wie?!
Oder war sie vielleicht auch seine Cousine?
Obwohl das schon bisschen absurd klingt, fragt mich nicht wieso.

Als hätte er meinen durchdringenden Blick, in ihre Richtung, gespürt, warf er kurz einen Blick nach hinten und blieb abrupt stehen als er mich erblickte.
Sein Arm sank von ihrer Schulter und auch sie blickte erst verwirrt zu ihm, dann zu mir.
Ich wusste nicht was ich machen sollte.
Wie perplex saß ich auf meinem Stuhl und als er sich in Bewegung setzte stand ich auf und ging.

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