Kapitel 43

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Laura

"Ist es einmal zu viel verlangt, im Unterricht gescheit mitzumachen?", werde ich schon die letzten 10 Minuten angeschnauzt von meiner lieben Mathelehrerin.

Missbilligend zuckte ich mit den Schultern und meine Lippen verzogen sich zu einem provokanten Grinsen.

Ich bin keinesfalls respektlos, vorallem gegenüber Lehrern aber bei ihr konnte man nicht anders. Sie war der Teufel höchstpersönlich und regt sich bei jedem, doch so kleinen, Furz auf.

Sie ist nicht sonderlich gut auf mich zu sprechen und ich auch nicht auf sie. Ich hasste diese Frau und sie mich, denn ihr Gesicht nahm schon die Farbe einer Tomate an. Oh oh, gleicht platzt sie.

"Holen sie mal tief Luft, nicht das sie noch platzen", meinte ich besorgt und sowohl sie als auch der Rest der Klasse, die übrigens unser kleines Spielchen verfolgen, wusste das ich es nie und nimmer Ernst meine.

Ihr kennt ja bestimmt die Personen in den Comics deren vor Wut schon Dampf aus den Ohren kommt, so in etwa sieht es auch bei ihr aus.
Ihre Hände zitterten vor Wut und sie versuchte das Stück Kreide in ihrer Hand in zwei Teile zu teilen, doch sie beherrschte sich.

Sie drehte sich mit dem Rücken zu uns um, suchte etwas in ihrer Tasche und hielt schließlich ein kleines weißes Döschen zwischen ihren Fingern. Beruhigungsmittel.
Sie nahm zwei davon in den Mund und schluckte diese mit Wasser runter.
Nachdem sie sich umgedreht hatte, atmete sie einmal tief ein und aus und war kurz davor ihren Unterreicht weiter zu führen als wäre nichts passiert.
Doch ich konnte mich mal wieder nicht beherrschen.

"Helfen die Tabletten wenigstens? Da es andere sind, gehe ich mal davon aus das sie um einiges Stärker sind als die davor. Nerve ich sie so sehr?"

Und genau jetzt kommt mir der Gedanke das ich einfach meine Klappe hätte halten sollen.
Denn jetzt saß ich in dem kleinen aber erstaunlicher weiße gemütlichen Sessel vor dem Schreibtisch meines Direktors.
Jap, die Gestörte hat mich doch glatt zum Direktor geschickt.

Seufzend nahm er seine Brille ab und legte sie vor sich hin. Er lehnte sich leicht nach vorne und verschränkte seine Finger ineinader.
Mit seinen weißen Haaren, dem vollen Bart und der dicken Kugel unter seinen Klamotten sah er einfach nur putzig aus.

Nicht falsch verstehen, er erinnert mich nur an meinen Opa und da mein Opa total süß ist, ist er es nunmal auch. Ok?

Wir können uns wirklich glücklich schätzen, ihn als Direktor zu haben. Ich kenn' Schulen deren Direktor jeden, der nur ansatzweise sich daneben benimmt, von der Schule schmeißt.
Unser dagegen lässt es bei nur einem Gespräch bleiben und wenn's hart auf hart kommt werden die Eltern kontaktiert.
Doch seinem Gesichtsausdruck nach zu Urteilen, glaub ich nicht, dass es nur bei einem Gespräch bleiben wird.

"Was stellst du bloß für Sachen an, Laura?", seine tiefe Stimme ließ mich aufsehen. Ja, was stell' ich bloß für Sachen an?

Ich zuckte mit den Schultern und sah auf meine Schuhe, die erstaunlicherweise einfach interessanter waren als das hier.

"Es wurden viele Beschwerden eingereicht, öfters von denselben Lehrern und..", ich sah wieder hoch, er rieb sich seinen Nacken und zögerte etwas bevor er weitersprach,"..vielleicht liegt der Grund, weshalb du so vorlaut gegenüber ihnen bist, an deinem Freundeskreis."

Ich musste mir echt ein spöttisches Lachen unterdrücken. Freundeskreis? Deren Ernst?!
Er weiss genau, dass ich an dieser Schule nicht wirklich Freunde habe, ich versteh' mich mit jedem aber daraus kann noch lange keine Freundschaft werden.
Es gibt nur eine einzige Person, die mir am wichtigsten ist und die meint er auch.
Er benutzt nur den Begriff 'Freundeskreis' um es bisschen schöner klingen zu lassen.

"Ryan hat damit überhaupt nichts zu tun!", entgegnete ich schroff, doch mein Tonfall war mir im Moment egal. Wie konnten sie indirekt glauben, Ryan sei ein schlechter Umgang für mich?! Denn das stimmt nicht.

"Woher..?", fragt er verwirrt.

"Ach kommen Sie, Sie wissen genau wie die Beziehung zwischen Ryan und mir ist und Sie wissen genau, dass ich die anderen Schüler hier nicht als Freunde bezeichnen kann. Also, war es klar wen sie meinen."

"Hör zu, das war nicht so gemeint, wie du denkst. Es ist nur so, du warst vorher nicht so respektlos.", er versuchte sich rauszureden, doch die Chance hatte er verpasst.

"Sie wissen nicht einmal, wie ich war. Sie wissen gar nichts über mich und auch nicht über Ryan. Keiner weiss das so genau. Ryan ist kein schlechter Umgang für mich, nur weil ich ein paar Mal Laut geworden bin. Wenn die Lehrer ihren Unterricht so langweilig gestalten, kann ich ja nichts für. Und das sie dann auch noch alles auf Ryan schieben ist echt das Letzte!", mit diesen Worten marschierte ich raus auf den Schulflur.

Die Rufe ignorierend steuerte ich auf den Ausgang zu, auch wenn ich jetzt noch 2 Stunden Unterricht gehabt hätte.

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"Nochmal, du hast den Unterricht gestört, wurdest dann zum Direktor geschickt und bist einfach so abgehauen?", Lilly saß vor mir, die Arme verschränkt und die Beine übereinander geschlagen und sah mich verwirrt an.

"Ja" Was ist daran schwer zu verstehen?
"Aber mit Grund!"

"Und der wäre?", sie zog eine Augenbraue fragend nach oben.

Ich schnaubte kurz auf.
"Die denken ernsthaft, Ryan wäre ein schlechter Umgang für mich!"

"Das haben die gesagt?", fragt sie überrascht.

"Nein", murmelte ich leise und spielte mit dem Saum meines T-Shirts,"aber indirekt schon!"

"Indirekt?"

"Ja, von wegen Freundeskreis und so aber dabei ist ja klar das sie auf Ryan hinaus wollten", weiter eingehen wollte ich jetzt nicht mehr.

Ich war genervt, wütend, müde und hatte dazu noch enorm großen Hunger.

Es ist einfach anders, wenn die Mädels nicht da sind.
So ruhig, irgendwie.
Aber übermorgen sind sie ja wieder da.

Ich stand auf und ging in die Küche um uns was zu essen zu kochen.

Während ich das Fleisch in der Pfanne braten lies, dachte ich nach.

Stimmt es vielleicht? Hat mich Ryan verändert?
Ja, das hatte er.
Aber positiv. Nicht negativ.
Er macht mich glücklich, liebt mich wie ich bin, respektiert mich, ist für mich da und die liebevollste Person die ich kenne.
Die haben doch keine Ahnung, alle nur Neider.
Genau. Neider.

"Lass das Fleisch nicht verbrennen, Tagträumerin!"

Erschrocken sprang ich zur Seite und ließ meinen Blick erst auf Lilly ruhen und dann zum Essen.

Der Tisch ist gedeckt und ich will ja nicht angeben aber ich habe mich mal wieder selbst übertroffen was das Essen betrifft.
Es schmeckt einfach zu geil.

Wir beide waren so sehr in unserem Essen vertieft, dass wir nicht einmal mitbekamen wie es an der Tür klingelte.

Lilly stand auf und kam dichtgefolgt von Ryan wieder rein.

Er gab mir einen Kuss und setzte sich zu uns an den Tisch.

"Wo warst du die letzten beiden Stunden?", fragt er mich besorgt.

Und das soll schlecht für mich sein?
Pahh!
Geht euch vergraben.

"Mir ging's nicht gut, bin früher gegangen", ich wollte ihn eigentlich nicht anlügen aber das er sich grundlos aufregt wollte ich auch nicht.
Also, belassen wir es einfach dabei.

Minuten später ertönte wieder das Geräusch der Klingel und ließ uns aufhorchen.

Ich stand auf, fragte mich wer noch um 8 Uhr abends bei uns klingelt und ging mit schnellen Schritten zur Tür.

Verwundert blickte ich meinen Eltern entgegen.

"Mom? Dad? Was macht ihr hier?"

Ohne ein Wort zu sagen, gingen sie an mir vorbei.

Wortlos und noch verwirrter als vorher schloss ich leise und in Zeitlupe die Tür und folgte ihnen.

Real Shit?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt