Kapitel 29

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Lilly

Sanft wurde ich an meiner Schulter wachgerüttelt, zumindest versuchte es die Person.
Nach paar, nichtgelungenen, Versuchen seufzte sie genervt auf und ich öffnete meine Augen einen Spalt.Langsam und Bedacht das er es nicht merkte.
Seine schwarzen Haare klebten in seiner Stirn und einzelne Tropfen fielen ihm vom Kopf was mich wieder auf den Gedanken brachte das es wieder regnete.
Seine Körperhaltung war aufrecht und durch sein weißes Oberteile konnte man die Umrisse eines gut trainieren Oberkörpers erkennen was mich fast sabern ließ, wobei ich missbilligend und völlig überrumpelt meinen Kopf schüttelte und mich aufrichtet um ihn anzusehen.

Seine Augen trafen meine und er half mir aus dem Auto, währenddessen hatte ich versucht meinen Kopf nicht anzustoßen.
Das würde jegliche Art von Peinlichkeit übertreffen.Aber es hatte geklappt.Worüber ich echt froh war.
Er begleitete mich noch zur Haustür und reichte mir meine Tasche welche ich mit einem leisen Danke entgegennahm.
"Ich habe echt überlegt dich reinzutragen wenn du nicht aufgewacht wärst", sein raues Lachen ging mir durch Mark und Bein, es klang wie Musik in meinen Ohren und mein Puls stieg um auf 180.

Ich versuchte, so gut es ging, meine rotwerdenen Wangen hinter meinem Haar zu verstecken doch er bemerkte dies und strich mir einzelne Strähnen hinters Ohr während er mich amüsiert musterte.
Ich schmolz bei seinem Anblick dahin, seine großen, warmen Hände auf meinen Wangen platziert, sein durchbohrender, intensiver Blick der mich jegliches Zeitgefühl vergessen ließ.
Er dachte scharf über etwas nach, das verriet mir seine gerunzelte Stirn.
Bevor ich nachdenken konnte, worüber er sich so sehr den Kopf zerbrach, spürte ich etwas warmes und weiches auf meiner Wange ehe er sich mit einem Lächeln von mir abwandt und grinsend zu seinem Auto schlenderte. Mit einem Zwinkern seinerseits stieg er ein und fuhr los.

Meine Hand wanderte automatisch zu meiner Wange und ich konnte das Kribbeln nur noch deutlicher spüren.Ein lächeln schlich sich auf meine Lippen und entpuppte sich letztendlich zu einem dämlich, kranken, Dauergrinsen welches nicht verschwand.
Ich betrat das Haus und wohlige Wärme umhüllte mich von Kopf bis Fuß.
Die Haustür fiel laut ins Schloss und sofort kehrte Stille ein.Aber sie war auszuhalten denn das Grinsen wich nicht von meinen Lippen.Eher im Gegenteil, es wurde immer breiter.
Langsam beugte ich mich nach unten um meine Füße von den Schuhen zu befreien doch ich hielt inne und dachte über diesen Kuss nach.
Ok, es war ein kleiner Kuss auf die Wange, mehr nicht.
Trotzdem hatte es dieses furchtbare aber gleichzeitig auch wunderbare Gefühl in mir freigesetzt, welches ich immer noch nicht zuordnen konnte.
Ich wusste nicht wie lang ich so gebeugt da stand,wenn jetzt jemand an mir vorbei laufen würde hätte diese Person wahrscheinlich verwirrt zu seinem Handy gegriffen und die nächstbeste Klinik angerufen die mich hätten abholen sollen.
Also, klar wäre es, ist ja auch völlig normal einem Mädchen über den Weg zu laufen welches sich runter beugt und so einige Minuten verharrt, wohlbemerkt das fette Grinsen im Gesicht.

Plötzlich ertönte eine laute Stimme dicht neben meinem Ohr:
"Warum grinst du so blöd?"
Da ich immer noch gebückt da stand und ich mich nebenbei übertrieben erschrocken habe flog ich mit einem Ruck nach vorne und bereitete mich schon mal darauf vor den Boden zu küssen.
Mit einem lauten Aufprall klebte mein Gesicht am eiskalten Boden und ich bahnte mir langsam einen Weg in die Realität zurück.
Ich regte mich nicht sondern hörte wie die Person neben mir in schallendes Gelächter ausbrach.
Ich spürte eine warme Flüssigkeit meine Nase hinunterfließen und somit bestätigte es das ich Nasenbluten hatte.
War auch klar das sowas nur mir passieren kann.Anstatt das ich mich hätte abfangen können mit den Händen, nein, flieg ich mal so direkt auf die Nase.
Meine Finger berührten die pochende Stelle und ich zuckte schmerzerfüllt zurück da es doch mehr wehtat als ich dachte.

Ich richtet mich langsam auf und schlurfte genervt in die Küche wo ich versuchte die Blutung irgendwie zu stoppen.
Eine rot angelaufene, vor Lachen fast erstickende, Laura gesellte sich zu mir und brauchte etwas länger bis sie sich beruhigt hatte.
Doch kreuzten sich unsere Blicke fing sie wieder an zu lachen.
"Hast du dich bald ausgelacht? Nicht das du mir hier verreckst", zischte ich bemerklich.
Sie wischte sich ihre Tränen ,die sich durch das Lachen gebildet hatte, weg und sah mich belustigt an:
"Ist ja gut, fahr deine Krallen wieder ein, Tiger"
Ich schnaubte und wandt mich meiner verletzten Nase wieder zu.
Es blutete zwar nicht mehr aber der Schmerz war geblieben.
"Tut es sehr weh?", sie versuchte erst gar nicht besorgt zu klingen, stattdessen stand sie kurz vor ihrem nächsten Lachanfall.
Und wie sich herausstellte lag sie paar Sekunden später vor lachen auf dem Boden.
Ist ja nicht so das wegen ihr meine schöne Nase drunter leiden muss.
Ist ja nicht so, das sie wegen ihr höllisch weh tat.
"Musst du nicht zu Ryan, oder so?", ich verdrehte genervt die Augen und warf die duzend Taschentücher in den Müll.
Sie antwortet, so gut es auch ging, mit einem knappen nö.
Verwirrt schossen meine Augenbrauen in die Höhe und ich sah sie misstrauisch von oben bis unten an.
"In 10min holt er mich ab", das war die Antwort auf die ich gewartet hatte.
Sie erhob sich, nach Luft schnappend, vom Boden und setzte sich auf einen der vielen Stühle um unsere kleine Kücheninsel.
Ihr Blick entging mir dabei nicht.
"Was ist?"
"Es ist Luke, stimmt's?", sie hob allwissend ihre eine Augenbraue und sah mich mit dem Blick an, der heißen soll Leugnen is zwecklos.
Ich seufzte auf und sie sprang sofort vom Stuhl und zeigte mit dem Finger auf mich:
"Ich wusste es!"
Ich ignorierte sie einfach und ging mit langsamen Schritten zur Treppe und ließ sie, vor Freude tanzend, allein in der Küche.

Ich klopfte an eine bestimmte Tür und nachdem ein dumpfes herein zu hören war betrat ich ihr Zimmer und setzte mich auf ihr Bett, direkt neben sie.
"Was los, Lilly?", Luz hatte ihren besorgten Blick aufgesetzt und doch schien mir aufgefallen zu sein das auch sie etwas belastete aber ich fragte nicht danach.
Ich atmete einmal tief ein und aus und erzählte ihr die Sache mit Luke.Die Gefühle die sich sammelten, welche ich aber nicht richtig deuten konnte.
Nach meiner 'Erzählung' hatte sich ein leichtes Lächeln auf ihren Lippen gebildet.
Fragend sah ich sie an, was soll das jetzt heißen?

Vielleicht bemitleidet sie dich, weil du so blöd bist, mein kleines Ich, sowie ich sie auch nannte, hatte es so mit ihrem Sarkasmus.

Und was soll DAS jetzt heißen?

Na, hör selber!

Ich sah sie weiterhin mit einem fragenden Blick an und wartete auf ihre Antwort.Ihr Grinsen wurde noch breiter und eigentlich wäre jetzt der Punkt gekommen an dem einfach aufstehen und gehen sollte hätte sie nichts dazu gesagt.
Das gesagt wovor ich eigentlich so große Angst hatte.
Angst, wie lächerlich das klingt, warum sollte man sich vor sowas auch fürchten?

"Du liebst ihn!"

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