"Studio in vierzig," tippte ich heimlich unter meinem Tisch, während ich meinem Professor lauschte, an Mason. Eine meiner Lesungen fiel aus, da die Professorin krank geworden war, sodass ich früher nach Hause, beziehungsweise zum Studio kam. Und da ich Mason seit zwei Wochen immer wieder auf einen anderen Tag hatte vertrösten müssen, wollte ich wenigstens heute mit ihm beginnen.
Im Hintergrund nahm ich war, wie mein Professor und sagte, was wir lesen sollten, doch ich war bereits dabei, meine Tasche zu packen und meine Jacke anzuziehen. Dann, als alle sich langsam auf den Weg machten, verließ ich in größter Eile den Saal und lief zu meinem Wagen. Jetzt konnte ich nur hoffen, dass auf den Straßen nicht zu viel los war...
Am Studio angekommen erwartete Mason mich bereit, in der Hand eine Tüte von Starbucks. Ich grinste und schloss die Tür auf. "Hereinspaziert," sagte ich und hielt ihm die Tür auf, doch er schüttelte den Kopf. "Ladys first," entgegnete er und hielt die Tür fest. Verdammter Brite. Innerlich musste ich grinsen. Schon irgendwie... süß.
Also betrat ich das Studio und schloss den kleinen Tanzsaal auf. Dann setzte ich mich dort auf den Boden und zog meine Schuhe aus. Mason tat es mir nach und holte ein Paar Sportschuhe aus seiner Tasche. "Nein!", stoppte ihn ihn energisch, "keine Sportschuhe! entweder richtige Tanzschuhe oder barfuß! Ich mag es nicht, wenn mein Partner so klobige Schuhe anhat und mir andauernd auf die Füße tritt!"
Entschuldigend lächelte er und packte sie wieder ein. Dann schaute er mich fragend an. "Kennst du schon irgendwelche Grundschritte?", fragte ich und sprang auf. Verlegen schüttelte er den Kopf und stand ebenfalls auf. "Wie gesagt: Außer Walzer kann ich nichts," entgegnete er.
"Dann lass uns mit dem Walzer starten," seufzte ich und steckte mein Handy an die Musikanlage. Meine eigene Musik fand ich bei Weitem besser als die Musik des Studios. Dann drehte ich mich zu ihm um und ergriff seine Hand.
Wir gingen in Anfangsposition und als die Musik begann, schwebten wir direkt durch den Saal. Während des Tanzes hielt er die ganze Zeit Augenkontakt und lächelte immer wieder leicht, ehe er sich wieder auf seine Füße konzentrierte, aber den Kopf gerade ließ.
Walzer konnte er auf jeden Fall, so viel stand fest. Und zwar richtig gut, auch wenn er sich konzentrieren musste. Aber das würde mit der Zeit schon besser klappen. Wir stoppten mit der Musik und ich trat einen Schritt nach hinten, ehe ich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich und meinte: "Das war gut. Da gibt es wenig, was man verbessern könnte. Und um direkt mal ein Kompliment zu machen: Ich hatte noch nie einen Partner, der mir beim ersten Mal Walzer tanzen mit mir nicht auf die Füße getreten ist."
Mason grinste und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. "Freut mich," entgegnete er, "womit willst du jetzt weitermachen?" Ich schmunzelte und band mir die Haare hoch. Dann nahm ich aus meinem Schrank meine Tanzschuhe und schlüpfte hinein. "Da wir jetzt gerade den Langsamen Walzer getanzt haben, kommt jetzt der Wiener," erwiderte ich und schaltete die passende Musik ein, "schaffst du das?" Er nickte und ging in Position. Rasch veränderte ich noch eine Kleinigkeit und ergriff seine Hand.
"Und wieder so schwebend wie eben, wenn ich bitten darf," meinte ich und ließ mich von ihm führen. Der Wiener Walzer lag ihm nicht so sehr wie der Langsame, doch das war kein Problem, da ich so schneller erkannte, wo seine Schwächen lagen.
Nach drei weiteren Runden Wiener Walzer machten wir erst einmal eine Pause. Während ich uns in der Küche Kaffee kochte, packte er die Starbuckstüte aus. Darin befanden sich ein Blaubeermuffin, zwei verschieden belegte Bagel und ein großer Schokocookie. Ich reichte ihm einen Becher Kaffee und setzte mich dann zu ihm an den Tisch, der in der Ecke des Saals stand.
"Erzähl mal," meinte ich und schnappte mir den Cookie, "was treibt einen Londoner nach Atlanta? Und wieso lernt er hier tanzen?" Nach einer Weile hatte ich erkannt, welchen Akzent er hatte. Und da ich schon einmal in London gewesen war, war es nicht so schwer gewesen.
Mason lächelte leicht und erwiderte: "Ein Auslandssemester. Ich studiere Medizin und habe mir gedacht, wieso sollte ich die ganze Zeit in London bleiben. Daher bin ich hier. Es ist eine schöne Stadt. Und das mit dem Tanzen kam durch Zufall. Mehr oder weniger. Meine Mom wollte sowieso, dass ich es irgendwann mal lerne... Und was studierst du?"
Ich kaute lächelnd zu ende und sagte dann: "Jura. Zwar habe ich mit meiner Profitänzerausbildung einen guten Job, doch das ist irgendwie nicht ganz was für mich. Mit Mitte dreißig nur noch als Tanzlehrer arbeiten zu können. Daher habe ich mich entschieden, noch zu studieren." Ich zuckte mit den Schultern und fügte hinzu: "Hast du dich schon spezialisiert?"
Der Nachmittag würde sicherlich nett werden. Wir könnten uns kennen lernen und ich würde ihm später schon mal die Grundschritte für Cha-Cha-Cha beibringen...
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Royal Love
RomanceRoselyn ist Jurastudentin, hat aber auch eine Ausbildung zur Profitänzerin, weshalb sie in der Tanzschule ihres besten Freundes als Tanzlehrerin aushilft. Als dann eines Tages der gut aussehende Mason zu ihr kommt und Privatunterricht möchte, sagt s...