Ich saß im Park auf einer Bank und genoss die Sonne. Einige Fotografen lauerten in der Umgebung, doch sie trauten sich nicht, Fotos zu machen, weil mein Bodyguard James ihnen Angst machte. Konnte ich aber auch verstehen. So riesig und muskulös wie er war jagte er mir auch etwas Angst ein. Aber die paar Worte, die ich mit ihm gewechselt hatte, ließen ihn als einen sympathischen, netten Mann erscheinen.
Ein paar Kinder rannten an mir vorbei zum Spielplatz, den es hier gab. Lächelnd beobachtete ich sie und dachte an meine Kindheit. Früher war ich auch gerne auf diesem Spielplatz gewesen, auch wenn er damals noch etwas anders ausgesehen hatte. Mehr Holz, weniger Metall und Plastik...
Flashback:
"Mommy!", rief ich durchs ganze Haus, "Mommy! Ich möchte auf den Spielplatz!"
Ich rannte nach oben ins Schlafzimmer meiner Eltern und blieb in der offenen Tür stehen. Mom saß auf dem Sofa und knöpfte sich gerade die Bluse zu. Sie war ziemlich verwuschelt auf dem Kopf und hatte geschwollene Lippen. Hatte sie geschlafen?
Verwirrt legte ich den Kopf schief und kletterte dann auf ihren Schoss.
"Alles okay, Mommy?", fragte ich mit piepsiger Stimme, "geht es dir nicht gut? Oder hast du eben geschlafen?"
Sie lächelte mich warm an und strich mir über den Kopf.
"Mein kleines, süßes Mädchen," lächelte sie mich an, "du bist noch so jung und unschuldig... Mach bitte nicht die Fehler wie ich, ja, Spätzchen? Versprichst du mir das?"
Da ich nicht genau wusste, was sie meinte, nickte ich bloß und blickte Moms Chef an, der gerade aus dem Bad kam. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass er ins Haus gekommen war...
"Dann bis Morgen, Hanna," verabschiedete er sich von meiner Mutter und ging, während sie sich eine Träne von der Wange wischte und mit mir auf dem Arm aufstand.
"Lass uns spielen gehen," sagte sie und trug mich nach unten, "worauf hast du Lust? Puppen?"
Stumm schüttelte ich den Kopf und dachte an den Spielplatz. Doch so, wie Mommy gerade aussah, würde sie sicherlich nicht so fröhlich wie sonst sein...
"Lass uns schwimmen gehen!", schlug ich leise vor und lächelte leicht. Im Wasser war sie immer so viel glücklicher...
Flashback-Ende
Mittlerweile war dieser Tag achtzehn Jahre her. Heute verstand ich natürlich, was geschehen war. Außerdem hatte meine Mutter es mir erklärt. Dad wusste noch immer von nichts, doch wir hatten auch nicht vor, das zu ändern. Dafür wollten wir Moms ehemaligen Chef verklagen, sobald ich eine richtige Anwältin war. Immerhin hatte er sie zu Sex gezwungen, damit sie ihren Job behalten durfte...
Ich erhob mich und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Dann setzte ich meine Sonnenbrille auf und bedeutete James, dass ich weitergehen wollte. Er nickter und schleuste mir einen Weg durch neugierige Leute und Reporter. An der Straße öffnete er mir die Tür des wartenden Wagens, den Mason für mich gemietet hatte, und stieg auf den Beifahrersitz, nachdem ich eingestiegen war.
"Zurück ins Hotel bitte," sagte ich und schaute auf mein Handy.
Keine neue Nachricht.
Seufzend steckte ich das Handy also wieder in die Tasche und schaute aus dem Fenster. Auf dem Bürgersteig ging eine glückliche Familie spazieren. Der Vater trug ein höchstens fünfjähriges Mädchen auf den Schultern, die Mutter hielt die Hand ihres Mannes und lachte über etwas, wobei sie sehr glücklich aussah.
Ich lächelte und dachte darüber nach, wann meine Eltern je so glücklich gewesen waren...
Flashback
Dad stellte das Essen auf den Tisch und schlang die Arme um Mom, die gerade die Kerzen unseres Adventskranzes entzündete. Lächelnd beobachtete ich, wie liebevoll und zärtlich sie miteinander umgingen. So eine Ehe wollte ich auch einmal haben. Ein Mann, der mir regelmäßig Blumen mitbrachte, mich zum Essen ausführte oder selbst kochte, mich mit einem Kuss begrüßte und sich mit einem Kuss verabschiedete.
Allerdings war mir aufgefallen, dass Mom und Dad meistens zur Weihnachtszeit so harmonisch und glücklich waren. Vielleicht kam mir das aber auch nur so vor, da wir außerhalb der Weihnachtszeit seltener alle gleichzeitig Zeit hatten und ich es daher nicht so mitbekam, wenn sie miteinander sprachen.
"Wir wollten wir etwas sagen, Spätzchen," meinte Mom und legte ihre Hände auf Dads, die auf ihrem Bauch ruhten.
Erwarteten wir ein Baby? Vorfreudig biss ich mir auf die Zunge, um nicht laut zu jubeln. Immerhin wusste ich ja nicht, ob es stimmte. Es war ja nur ein Verdacht meinerseits...
"Wir wollen umziehen," teilte Dad mir mit, "nach Amerika. Ich habe dort ein super Jobangebot bekommen und kann direkt zum 05.01 anfangen. Wir würden nur gerne wissen, was du davon halten würdest."
Ich wusste, dass egal, was ich jetzt sagen würde, es war eh schon beschlossene Sache. Deswegen hatte Dad vor ein paar Tagen versucht, Umzugskartons heimlich ins Haus zu schaffen, was ich von meinem Zimmer gesehen hatte. Amerika war ja an sich cool, aber die Frage war natürlich, wohin wir genau ziehen würden. Norden, Süden, Westen, Osten?
Lächelnd straffte ich die Schultern und nickte.
"Okay," sagte ich nur und trank dann ein wenig von meinem Kakao.
Den Gesichtern meiner Eltern entnahm ich, dass sie eine andere Reaktion erwartet hatten. Aber das war mir gerade egal. Entschieden war entschieden. Oder etwa nicht?
Flashback-Ende
Wir hielten vor dem Hotel und ich ließ mir von James aus dem Wagen helfen und runzelte die Stirn. Wer war die junge Frau, die da geradewegs auf mich zu kam? Und die nicht von James aufgehalten wurde? Er musste sie scheinbar kennen...
Sie blieb vor mir stehen und warf die dunkelbraunen Haare zurück. Sie trug ein hautenges, leuchtend blaues Kleid und hautfarbene Pumps, wobei sie eher meiner Hautfarbe als ihrer entsprachen. Sie war nämlich etwas dunkler und lächelte mich nun gekünstelt freundlich an.
"Guten Tag, Miss Adams," sagte sie und hielt mir eine perfekt manikürte Hand hin, "mein Name ist Robin Gemma Andrew. Ich bin eine der Kammerzofen der Prinzessin. Und heute bin ich im Auftrag ihrer Majestät der Königin hier. Ihre Majestät die Königin wünscht, Sie zum Tee im Palast empfangen zu dürfen."
Verdattert blickte ich sie an, schüttelte ihre Hand und erwiderte: "Hallo... Ähm... Ja, gerne."
Sie lächelte, drehte sich schwungvoll um und stolzierte zu einer schwarzen Limousine, in die sie einstieg.Ich warf James einen Blick zu, der daraufhin sagte: "Miss Andrew war ein Mal nicht sehr weit davon entfernt, Prinzessin zu werden. Eine Ex-Freundin von Prinz Mason. Nun muss sie sich mit einem Kammerzofenjob abgeben, hofft allerdings, den Prinzen wieder für sich zu gewinnen. Und Tee wird im Palast für gewöhnlich um vier Uhr eingenommen. Sie sollten sich also noch umziehen gehen, Miss Adams."
Dankbar nickte ich ihm zu und machte mich auf den Weg zu meiner Suite. Das war also eine von Masons Ex-Freundinnen... Sollte ich ihm schreiben, dass ich sie kennengelernt hatte? Nein, erst einmal nachforschen, wer genau sie war. Denn scheinbar würde sie ja so etwas wie eine Konkurrentin für mich sein...
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Royal Love
RomanceRoselyn ist Jurastudentin, hat aber auch eine Ausbildung zur Profitänzerin, weshalb sie in der Tanzschule ihres besten Freundes als Tanzlehrerin aushilft. Als dann eines Tages der gut aussehende Mason zu ihr kommt und Privatunterricht möchte, sagt s...