Kapitel 29

9.3K 341 23
                                    

Wo war ich? Wie lange war ich schon hier? In meinem Kopf war nichts außer ein stechender Schmerz.

Meine Hände waren mit Handschellen gefesselt, sodass ich sie nur zusammen bewegen konnte. Daher war es auch etwas kompliziert, an meinen Hinterkopf zu kommen. Aber ich schaffte es und zuckte zusammen, als ich eine Wunde berührte. Ich spürte getrocknetes Blut und verklebte Haare. Na super...

Ich seufzte und ließ die Hände wieder in meinen Schoss sinken. Es war dunkel und ich konnte nicht mal Umrisse erkennen. Meine Nase sagte mir allerdings, dass ich mich in einem Keller befand. So feucht und erdig, wie es hier roch. Die Matratze, auf der ich saß, war ich nicht mehr die Neuste.

Ich wusste nicht, was ich fühlen sollte. Wusste nicht, was ich tun sollte. Okay, tun erledigte sich sowieso, da meine Hände und meine Füße gefesselt waren. Aber auch sonst wusste ich nicht weiter. Sollte ich mich hilflos fühlen, ängstlich? Irgendwie war ich zu verwirrt um irgendetwas zu fühlen.

Das Einzige, was ich wusste, war, dass ich hier weg wollte. Dass ich zurück zu Mason wollte. Doch das würde sicherlich nicht so einfach werden...


Mason:

Noch immer kein Fortschritt. Langsam verlor ich die Geduld. Ich musste im Palast sitzen und durfte nichts tun. Keiner meiner Familie durfte das Gelände verlassen. Immerhin könnte man ja hinter uns her sein.

Die besten der Besten unseres Sicherheitsteams kümmerten sich um die Suche nach Rose. Allerdings erhielten wir kaum noch Informationen.

Liz war die meiste Zeit bei mir und versuchte, mich irgendwie abzulenken. Polo, Billard, Dinge, die mir sonst Spaß machten. Doch sie war selbst nicht ganz bei der Sache, das merkte man ihr sofort an. Sie mochte Rose und hatte sich darauf gefreut, endlich eine Schwester zu haben. Daher machte ihr der Gedanke, dass Rose entführt worden war, Angst. Ebenso mir.

Wäre ich kein Prinz, wäre all das nicht passiert. Oder war es passiert, weil ich nun Kronprinz war? Wäre James nicht zurückgetreten, wäre Rose dann noch hier?

Wieso meldete James sich eigentlich nicht? Seit er zurückgetreten und danach abgereist war, hatte ihn niemand mehr gesehen oder mit ihm gesprochen. Wir wussten nicht einmal, wo er war.

Es klopfte. Auf ein mürrisches "Herein!" meinerseits ging die Tür auf und Robin kam herein. Sie trug zwei große, dampfende Becher und setzte sich neben mich aufs Sofa.

"Hier," sagte sie und reichte mir einen der Becher.

Ich blickte die heiße Schokolade, die sich im Becher zusammen mit Sahne und Zimt befand, an und lächelte dann leicht.

"Danke," murmelte ich und trank einen Schluck.

Früher, als wir noch ein Paar gewesen waren, hatten wir häufig einen Filmabend mit heißer Schokolade gemacht. Oder wir hatten bloß auf dem Sofa gesessen und geredet.

"Hör mal," sagte Robin da und blickte mich unsicher an, "ich weiß, eigentlich sollte ich das zu Rose sagen, aber... naja... Jedenfalls wollte ich mich für mein scheußliches Verhalten ihr gegenüber entschuldigen. Das war nicht fair. Ich wollte einfach nicht einsehen, dass das mit uns wirklich und endgültig zu Ende ist."

Sie hatte Recht. Diese Entschuldigung sollte sie nicht mir, sondern Rose sagen. Und sie hatte sich scheußlich verhalten, doch das würde ich ihr nicht unter die Nase reiben.

"Was geschehen ist, ist geschehen," erwiderte ich ruhig und zuckte mit den Schultern, "und entschuldige dich bitte nicht bei mir."

Sie nickte un blickte auf ihre wie immer perfekt manikürten Hände.

Dann fügte sie hinzu: "Ich bin für dich da, Mason. Das sind wir alle. All deine Freunde. Du musst uns nur sagen, was wir tun sollen. Wir wollen wir helfen."

Damit erhob sie sich, strich mir mitfühlend über die Schulter und verließ mein Zimmer. Manchmal kam sie mir doch nicht wie eine falsche Schlange vor, die sie normaler Weise war. Ich vertraute ihr dennoch nicht.

Seufzend stellte ich die Schokolade zur Seite und legte mich aufs Sofa. Sie hatte allerdings Recht damit, was meine Freunde anging. Sie waren bisher immer für mich dagewesen und schrieben mir jetzt auch täglich um zu fragen, wie es mir ging. Doch was sollte ich ihnen antworten? Und vor allem, was sollten sie schon tun?! Im Moment wurde noch versucht, alles geheim zuhalten. Daher konnten sie nichts tun...

Royal LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt