Kapitel 42.

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Ich saß auf meinem Bett und starrte die Decke an. Sicher lag ich schon seit mindestens drei Stunden so da, doch ich hatte keinen Anlass gehabt, aufzustehen oder mich zu bewegen. Ich trug meinen Kummer-Kuschel-Pulli mit einer von Masons Pyjamahosen und pinke Kuschelsocken um mich warm zu halten.
Neben mir lag ein Buch zum Thema Etiquette, das ich lesen sollte. Ganze 1500 Seiten... Anne hatte es mir heute Morgen vorbeibringen lassen, doch da ich heute Nacht kaum geschlafen hatte, konnte ich mich nicht darauf konzentrieren, es zu lesen.
Seufzend setzte ich mich auf und blickte den Becher an, der auf dem Nachttisch neben mir stand. Kalter Tee, super. Ich würde jetzt einfach aufstehen und mir was zu essen machen. Und dann überlegen, wie ich den Rest des Tages verbringen wollte.
Gerade als ich meinen Pulli zurecht zupfte, klopfte es und die Tür ging auf. Ein Butler kam herein und stellte ein riesiges Tablett auf dem Tisch vor meiner Sitzecke ab.
„Mit besorgten Grüßen seiner Hoheit Prinz Mason," teilte er mir mit, verneigte sich und ging rückwärts aus dem Raum.
Verwundert blickte ich ihm nach und seufzte dann. Natürlich. Ich konnte mir ja kein eigenes Essen mehr machen... jetzt wurde ja alles für mich gemacht...
Zähne knirschend ließ ich mich auf der Couch nieder und blickte auf das Essen. Dampfendes Steak mit Kartoffeln und frischen Salat.
Nichts, worauf ich Lust hatte. Nicht mal auf den frischen Brownie hatte ich Lust.
Daher ließ ich alles unberührt stehen und setzte mich an meinen Schminktisch. Mein Blick fiel auf meine dunklen Ringe unter den Augen. Man sah ich unausgeschlafen aus. Aber so fühlte ich mich auch...
Und für Etiquette war ich eindeutig zu müde. Doch was sollte ich sonst machen? So wie es aussah würde ich den Palast fürs Erste nicht verlassen dürfen...

Wir betraten das Büro des Königs und mein Blick fiel auf die Bücher. Ich hatte noch nie so viele, so alte Bücher an einem Ort gesehen. Wie gerne ich mir alle mal in Ruhe anschauen würde. Da waren bestimmt einige Erstauflagen oder Originale dabei!
Doch jetzt war das Wichtigste, was Edward zu sagen hatte. Denn irgendwie machte mir sein ernster Gesichtsausdruck Angst, beziehungsweise bereitete er mir Sorge...
Unsicher blickte ich Mason an, der allerdings keine Regung im Gesicht zeigte. Zögernd ließ ich mich auf einem der Sessel vor dem Schreibtisch nieder und spürte einen Moment später, wie Mason hinter mich trat und mir die Hände auf die Schultern legte. Er war zu angespannt, als das er sich setzen würde.
"Danke, dass ihr so schnell kommen konntet," sagte Edward erschöpft und rieb sich den Nacken, "es ist etwas wichtiges, was ich euch sagen möchte. Ich weiß, ihr seid erst seit einem Tag verheiratet, und das auch noch nicht offiziell für alle, aber diese Entscheidung, die ich euch gleich mitteilen möchte, habe ich schon vor einigen Wochen getroffen."
Mason hinter mir spannte sich noch mehr an, was mir noch mehr Sorgen bereitete. Es konnte keine gute Entscheidung sein. Doch was würde es wohl sein? Sollte die Monarchie abgeschafft werden? Nein, das war eher eine gute Neuigkeit. Würde Edward den Thron an jemand anderen übergeben? nein, das war auch eher eine gute Nachricht für uns. Was könnte es nur sein?
Mein Kopf funktionierte nicht wirklich, da ich erstens zu müde nach letzter Nacht war und mich zweitens zu unwohl fühlte, als dass ich nachdenken konnte.
"Ihr macht mir Angst," wisperte ich und strich mir eine Haarsträhne aus den Augen.
"Entschuldige, meine Liebe," erwiderte mein Schwiegervater und lächelte mich entschuldigend an, "ich mach es einfach schnell: Ich werde bald abdanken. Bevor ich das aber tue, wollte ich mit euch besprechen, wann ihr bereit seid, mein Amt zu übernehmen."
Masons Finger gruben sich fest in meine Schultern und ich konnte nicht anders, als "Au!" auszurufen. Sofort lösten sich seine Finger von mir und als ich den Kopf zu ihm drehte, sah ich, dass er einige Schritte zurücktrat. Sein Gesichtsausdruck hatte sich von angespannt in verängstigt und entsetzt verwandelt.
Ohne etwas zu sagen wirbelte er dann herum und stürmte aus dem Raum. Ich erhob mich, um ihm nachzulaufen, doch Edward hielt mich auf: "Rose."
Ich wandte mich ihm wieder zu, obwohl ich lieber meinem Mann folgen wollte. Doch sein Gesichtsausdruck ließ mich innehalten.
"Er wird auf dich hören," teilte er mir mit ernster und dennoch sanfter Stimme mit, "ich hätte diese Entscheidung nie getroffen, wenn ich nicht wüsste, dass er bereit ist. Mach ihm klar, dass er bereit ist. Überzeuge ihn davon. Auf mich wird er nicht hören. Und mit dir an seiner Seite hat er eine starke Partnerin. Sowohl in diesem Amt als auch im restlichen Leben. Du hast Jura studiert, daher bin ich mir sicher, dass du eine gute, gerechte Königin sein wirst und Mason bei all seinen Entscheidungen mit Rat und Tat zur Seite stehen wirst. Er braucht eine Stütze wie dich im Leben. Ohne Anne wäre ich als König untergegangen. Und du selbst musst dir keine Sorgen machen, dass du noch nicht soweit bist. Du musst die ganzen Regeln nicht lernen und perfekt ausführen. Das Volk liebt dich, weil du so bist, wie du bist. Mehr braucht es nicht, wirklich. Die Regeln würden dein Verhalten verändern und damit auch dich. Und das wäre ein Fehler. Verstehst du? Ihr seid bereit, das Land zu regieren. Das muss mein Sohn nur einsehen."
Ich verstand, was er mir sagen wollte, und nickte stumm. Dankbar nickte Edward mir zu und rasch verließ ich das Büro. Unsicher schaute ich mich um und lief dann zu unserm Zimmer zurück, in der Hoffnung, Mason dort zu finden.
Natürlich war er nicht in den Zimmern. Doch wo könnte er sonst sein? Selbst wenn ich um Hilfe bat, ihn zu finden, würde ich nicht wissen, ob er wirklich dort sein würde. Ich war noch keine zwei Stunden hier! Woher sollte ich also wissen, wohin er nach so einer Neuigkeit verschwinden würde?
Unter Tränen brach ich auf dem Teppich vor meinem Bett zusammen. Wieso hatte Mason nicht einfach auf mich gewartet? Ich war seine Frau! Wir hatten uns gestern erst geschworen, in guten und in schlechten Zeiten für einander da zu sein. Wieso sprach er dann nicht einfach mit mir? Es würde mehr helfen als einfach zu verschwinden...

Seufzend öffnete ich die Augen. Das war gestern passiert. Und seit dem hatte ich Mason weder gesprochen, noch mit ihm geschrieben oder ihn gesehen. Und da ließ er mir Essen bringen, weil ER besorgt war? Da lief doch etwas falsch... Das konnte ja nicht sein Ernst sein...
Zähne knirschend stand ich auf und ließ mich wieder auf meinem Bett fallen. Was sollte ich jetzt tun? Während ich darüber nachdachte, spürte ich, wie meine Augenlider schwerer wurden, und ich dann einschlief.

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