Kapitel 50.

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Ich träumte. Träumte, dass ich zusehen musste, wie alle, die ich liebte, gefoltert und ermordet wurden. Wirklich alle. Meine Eltern, Victor, Mona, James, Mason, mein ungeborenes Baby...
Keuchend zerrte ich an den Fesseln, die mich im Traum hielten, und schrie. Schrie mir die Seele aus dem Leib.
Überall war Blut. Blut, Hautfetzen, Dinge, die ich nicht identifizieren konnte, es war einfach nur ekelerregend. Zitternd schloss ich die Augen, doch dann schlug mich jemand, weshalb ich sie rasch wieder öffnete.
War all das nur ein Traum? Oder war es real? Es fühlte sich so echt an... Verdammt, ich wollte hier weg! Ich wollte mir nicht ansehen, wie meine Freunde, meine Familie, litten...
"Rose!"
Die Stimme drang aus weiter Ferne an mein Ohr, genau in dem Moment, als ich ein helles Licht entdeckt hatte und meine Fesseln sich gelöst hatten. Das Licht zog mich wie magisch an, doch die Stimme hielt mich auf, in dem sie mehrfach meinen Namen rief. Oder kam die Stimme aus dem Licht?
Und plötzlich wurde ich erneut geschlagen und schnellte hoch.
Keuchend hielt ich mir die Wange, blinzelte und erblickte Mason, der direkt vor mir kniete. Er sah völlig panisch aus, wie er da in Schlafanzughose und weißem Shirt und mit weit aufgerissenen Augen vor mir saß.
Mein Blick glitt durchs Zimmer. Wir waren in einem Zimmer, das ich nicht kannte. Doch irgendwie erinnerte es mich an ein Krankenhauszimmer. Und in der Tür standen drei Bodyguards, alle eine Pistole in der Hand, und Dr. Heart.
Mein Blick glitt zurück zu Mason, der mich noch immer ziemlich panisch und nun auch besorgt anblickte. Zitternd schlang ich die Arme um seinen Hals und barg mein Gesicht an seinem Hals.
Beruhigend strich er mir über den Rücken und murmelte mir immer wieder ins Ohr, wie sehr er mich liebte.
Nach gefühlt tausend Minuten löste ich mich von ihm und schaute erneut zur Tür, doch bis auf Dr. Heart waren alle gegangen. Die Ärztin blickte auf das Klemmbrett in ihren Händen und notierte sich etwas.
"Tut mir Leid," sagte Mason da und ich blickte ihn fragend an, "dafür, dass ich dir eine Ohrfeige gegeben habe... Wir mussten irgendwie dafür sorgen, dass du aufwachst. Ich hab schneller gehandelt als gedacht..."
"Wo bin ich?", brachte ich krächzend zustande und deutete auf meinen Hals.
Sofort reichte mein Mann mir ein Glas Wasser, das ich gierig austrank. Während ich trank, kam meine Ärztin näher und lächelte mich an.
"Woran erinnern Sie sich noch, Roselyn?", erkundigte sie sich und setzte sich auf den Stuhl neben dem Bett, während Mason sich neben mich setzte und die Arme um mich legte.
"Robin, die mit einer Pistole auf mich zielte, ein Mann, der mir den Mund zu und meine Hände festhielt... und dann war alles schwarz...", murmelte ich und lehnte den Kopf erschöpft gegen Masons Schultern, woraufhin er mir einen Kuss auf den Scheitel gab.
"Sie wurde festgenommen," raunte er mir zu und ich spürte, wie er sich versteifte, "wenn dir etwas passiert wäre... Ich wäre untröstlich. Ich hätte nicht mehr leben können... Wieso habe ich nicht schon vorher erkannt, dass sie hinter allem steckt?!"
Beruhigend drückte ich seine Hand, die auf meiner auf meinem Bauch lag und blickte die Ärztin wieder an.
"Wieso bin ich hier?", fragte ich und nahm einfach mal an, dass ich im Krankenhaus lag, "das Baby..?"
"Dem geht es gut," beruhigte sie mich lächelnd, "man brachte Sie her mit Verdacht auf eine Gehirnerschütterung, aber ich denke, alles ist okay. Außerdem wollte ich noch einmal mit ihnen reden. Falls es etwas Neues gibt, was Sie mir erzählen wollen?"
Stumm schüttelte ich den Kopf. Die Ärztin nickte, versprach, in zwei Stunden nochmal nach mir zu sehen, falls es doch noch etwas gäbe, was ich erzählen wollte, und verließ das Zimmer.
Als die Tür geschlossen war, wandte ich mich wieder Mason zu und strich ihm sanft über die Wange, als ich sah, dass ihm eine Träne über die Wange rollte.
"Ich hätte dich fast verloren," wisperte er unter Tränen, "ich hätte dich schon wieder fast verloren... Du steckst nur wegen mir, wegen meinem Titel in solchen Schwierigkeiten. Es wäre wohl besser gewesen, ich wäre zurückgetreten, als ich mich in dich verliebte... Dann wärst du nicht in solcher Gefahr..."
"Sch," machte ich und gab ihm einen hauchzarten Kuss auf die Lippen, "sag doch so etwas nicht, Mason. Ich wusste, was auf mich zukommt, schon bevor ich deinen Antrag angenommen habe. Zwar hätte ich nie erwartet, dass es so extrem sein würde, aber das ist okay. Das gehört nun mal zu diesem Leben. Und ich würde es mir nie verzeihen, wenn du etwas aufgeben würdest, das du so liebst wie deine wohltätigen Zwecke, die du nur als Royaler ausführen kannst. Mason, ich liebe dich und ich liebe das Leben mit dir, trotz Tücken und Gefahren und allem. Etwas anderes will ich jetzt nicht mehr."
Erstaunt blickte er mich an und lächelte dann leicht. Er ergriff meine Hand, hob sie an seine Lippen und küsste meinen Handrücken.
"Und jetzt sagst du mir, wie man mich gerettet hat!", verlangte ich und rieb mir die Schläfen, "und besorgst mir vielleicht einen Kaffee?"
Mason lachte und stand auf.
Auf dem Weg zur Tür sagte er: "Gerade aus der Ohnmacht erwacht und direkt so herrisch! Schön, dass es dir gut geht! Ich schick deinen Retter rein."
Verwirrt hob ich eine Augenbraue, doch er war schon weg, bevor ich noch etwas fragen konnte. Doch einen Moment später kam die Antwort herein.
"James!", rief ich aus und blickte meinen Bodyguard schockiert an.
Er trug eine Armschlinge und hatte ein blaues Auge, doch ansonsten schien es ihm gut zu gehen, das sagte mir jedenfalls sein Lächeln.
"Schön, dass es dir gut geht," meinte er und trat neben das Bett.
Ich schlang die Arme um ihn und hauchte: "Danke!"
"Selbstverständlich," entgegnete er und setzte sich auf den Stuhl an meiner Seite, "das ist doch mein Job, oder nicht?"
Zähneknirschend verdrehte ich die Augen und drückte seine Hand. Nie hätte ich gedacht, dass er sich zwischen mich und eine Pistole werfen würde.
"Robin hat abgedrückt und ich konnte dich gerade noch rechtzeitig zu Boden schubsen. Leider etwas zu stark, wenn man dachte, du hast eine Gehirnerschütterung... Tut mir Leid. Naja, danach hab ich mit ihr gerungen, soweit das mit dem verletzten Arm ging und dann haben die anderen Bodyguards mir geholfen. Ich kann von Glück reden, dass nur mein Oberarm getroffen wurde und nicht mein Herz. Wobei das es wohl nicht überlebt hätte, wenn du gestorben wärst, oder dir in meiner Aufsicht etwas passiert wäre... Ich hoffe, du kannst mir verzeihen, dass ich nicht da war, um dich zu beschützen."
Er sah fürchterlich bedrückt aus. Es war doch nicht seine Schuld, dass eine Fortbildung in dem Moment gewesen war, in dem man mich angegriffen hatte! Er hatte nur seine Befehle ausgeführt...
"Oh James," seufzte ich und gab ihm einen Kuss auf die Wange, "hör auf mit diesem Quatsch! Da gibt es nichts, was ich verzeihen müsste! Es ist nicht deine Schuld und ich weiß, dass du ansonsten immer an meiner Seite bist und mich beschützen wirst!"
Er nickte und schniefte, doch mehr sagen konnte er nicht, da Mason mit einem Kaffeebecher in der Hand hereinkam. Rasch drückte ich James' Hand und nahm den Becher.
Nachdem ich einem Schluck Kaffee lehnte ich den Kopf gegen Mason's Schulter, da er sich wieder neben mich gesetzt hatte, und seufzte. Hoffentlich würde die Zukunft ab jetzt etwas ruhiger werden...

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