Kapitel 9.

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Mason saß auf dem Sofa und las sich eins seiner Medizinbücher durch. Ich hatte meinen Kopf auf seinen Schoss und die Beine über die Armlehne gelegt und döste etwas. Unser Date war nun schon ganze zwei Wochen her. Es war so wundervoll gewesen...

Wir waren bei einem total noblen Italiener gewesen, wo wir sogar einen Raum ganz für uns alleine bekommen hatten, und hatten sehr teuer gegessen. Dabei hatten wir uns über alles mögliche unterhalten und einfach unseren Spaß gehabt. Natürlich hatte er viel von seinen Pflichten uns so erzählt, doch dabei hatte ich in seinen Augen gesehen, dass sie ihm ziemlich wichtig waren und er sie nicht nur tat, weil er musste. Am besten fand ich natürlich die Tieraufzuchtstation, die er unterstützte. Und die Tanzschule für Leute, die zu arm waren, um Unterricht bezahlen zu können.

Nach dem Essen waren wir noch eine Weile spazieren gegangen. Da keiner der Reporter mitbekommen hatte, wohin wir gefahren waren, hatten wir sogar unsere Ruhe gehabt. Naja, mehr oder weniger. Immerhin hatten wir zwei Bodyguards im Schlepptau gehabt. Dennoch hatten wir uns oft geküsst, Händchen gehalten und solche Sachen. Und dann hatten wir sogar im Brunnen des Parks getanzt. Es hatte total Spaß gemacht. Auch wenn es ja eigentlich verboten war...

Wieder bei ihm im Haus angekommen, hatte er sich mit einem zärtlichen Kuss verabschiedet und war ins Arbeitszimmer gegangen, da er noch mit seinem Vater hatte telefonieren wollen. Ich war in "mein" Gästezimmer gegangen und hatte mich bettfertig gemacht. Eingeschlafen war ich dann mit einem fetten Lächeln auf...

"Was grinst du so?", riss Mason mich aus meinen Gedanken und ich schlug die Augen auf. Dass er sein Buch weggelegt hatte, hatte ich gar nicht bemerkt. Stattdessen blickte er mich neugierig an und legte den Kopf schief.

"Ich muss bloß an unser Date denken," erwiderte ich und ergriff seine Hand, die er mir hinhielt, "es war so schön. So normal würde ich schon fast sagen." Er lächelte und nickte. Dann drückte er mir einen Kuss auf die Fingerknöchel und stand auf. Seufzend setzte ich mich auf und beobachtete, wie er sich in der Küche ein Glas O-Saft einschenkte und trank. Mein Handy leuchtete auf. Mona.

SHOPPEN???????????

Zögernd blickte ich vom Handy zu Mason und zurück. Sollte ich zusagen? Mir würde schon nichts passieren, oder? Ach egal. Rasch sagte ich also zu und stand auf. Dann ging ich nach oben und zog mich um, da ich nur Jogginghose und ein weites Shirt trug. Stattdessen zog ich einen kurzen, blauen Rock und eine weiße Bluse an, dazu hellblaue Pumps und eine kleine, weiße Umhängetasche, in die ich mein Handy und meinen Geldbeutel packte.

Dann ging ich nach unten. Mason blickte mich verwirrt an und fragte: "Wohin willst du? Du hast doch gesagt, du hättest nichts mehr vor?"

"Mona und ich wollen Shoppen gehen," erwiderte ich ruhig und lächelte, "bin auch nicht so lange weg. Shoppen dauert bei uns nur so drei Stunden. Außer wir verquatschen uns beim Kaffee. Dann können es auch fünf werden."

Er runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. "Du kannst nicht gehen," sagte er schlicht und setzte sich wieder aufs Sofa. Vollkommen überrumpelt stand ich in der Tür zwischen Flur und Wohnzimmer und starrte seinen Hinterkopf an. Hatte ich mich gerade verhört oder hatte er sich versprochen?!

Empört verschränkte ich die Arme vor der Brust und räusperte mich. Als er nicht reagierte, tat ich es erneut, diesmal lauter und verständlicher. Er drehte den Kopf und blickte mich fragend an. "Wie bitte?", fragte ich mit säuerlicher Stimme. Ich konnte es nicht leiden, wenn man mit etwas ohne Erklärung verbat.

"Du kannst nicht gehen," wiederholte er und fügte, auf meinen auffordernden Blick hin, hinzu: "Dich kann keiner meiner Bodyguards begleiten. Und ohne lasse ich dich nicht aus dem Haus, damit dir nichts passiert und auch keine Fotos von dir in der Zeitung landen."

Ich nahm die Tasche von der Schulter und ließ sie achtlos zu Boden fallen. Dann ging ich ums Sofa herum, stemmte die Hände in die Hüfte und blickte finster auf ihn hinunter. "Hast du sie noch alle?", fauchte ich, "ich bin kein Baby, dem du Aufpasser hinterher schicken musst! Außerdem habe ich kein Problem mit der Presse! Auch sonst wird mir schon nichts passieren, keine Sorge. Mein Vater hat darauf bestanden, dass ich drei Selbstverteidigungskurse besuche, als ich zehn wurde!"

Mason legte sein Buch zur Seite und blickte mich an. "Darum geht es doch gar nicht," seufzte er, "ich weiß, dass du dich verteidigen könntest, wenn nötig. Nur wenn jemand dich mit einer Pistole bedroht, kannst du nichts tun. Erik zum Beispiel schon. Er..."

"Sag nicht, er würde sich vor mich werfen, um die Kugel selbst abzubekommen!", sagte ich schrill, "ich erlaube niemandem, sein Leben für meins zu opfern! Das ist doch verrückt! Wenn es soweit ist, ist es soweit. Das kann man selbst mit den besten Sicherheitsleuten nicht ändern! Ich will und brauche niemanden, der mich beschützt!"

"Rose..." "Komm mir nicht mir Rose!", knurrte ich, "Gott! Ja, ich weiß, dass du ein fucking Prinz bist. Und das man jetzt wahrscheinlich durch mich leichter an dich und deine Familie herankommen kann. Aber das ist nicht meine Welt! Ich möchte mein Leben weiterleben wie gehabt. Ich möchte mit Freunden ausgehen und Spaß haben. Ich möchte arbeiten gehen, ohne erst jemanden um Erlaubnis fragen zu müssen. Ich möchte Hobbys außerhalb dieser vier Wände haben! Man muss mir Freiraum lassen, sonst werde ich noch verrückt!"

"Heute kann ich es dir aber nicht erlauben!", blaffte er und stand ebenfalls auf, "heute nicht! Oder besprich es vorher mit mir! Für heute haben ich den zwei nämlich frei gegeben! Sie verdienen auch mal etwas Ruhe. Und ja, ihre Aufgabe ist es, sich vor dich zu werfen, damit du nicht stirbst! Was erwartest du denn?! Und verdammt noch mal, gewöhn dich an die verringerte Freiheiten! Du wirst eine ganze Weile damit leben müssen!"

Ich starrte ihn an. Er erlaubte es nicht. Was bildete er sich ein? Ich war volljährig! Und auch keine der Leute, die er einfach so rumkommandieren konnte! Ich war seine Freundin oder nicht? Wütend kniff ich die Augen zusammen, drehte mich um und hob meine Tasche auf. "Roselyn," begann er warnend, doch ich achtete gar nicht auf ihn. Stattdessen stapfte ich die Treppe wieder nach Hause und pfefferte die Tür meines Schlafzimmers lautstark zu. Dann schloss ich noch ab und schleuderte Tasche und Schuhe in die Ecke.

Beleidigt, verletzt und vor allem wütend ließ ich mich aufs Bett fallen und starrte die Decke an. Dann nahm ich mein Handy und rief Mona an. Irgendwo musste ich jetzt Dampf ablassen...


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