Ein Gespräch weckte mich. Ich lag noch immer auf dem Sofa, auf das ich mich am Vortag gelegt hatte, nur hatte jemand eine Decke über mir ausgebreitet.
Wer sprach konnte ich nicht sehen. Aber dafür umso besser hören. Es klang nach... Dr. Heart... James... Mona?... Victor?... und... noch eine Frau, deren Stimme mir bekannt vorkam, aber ich konnte sie nicht recht zuordnen. Fürs Erste war das aber egal. Mich interessierte nur das Thema.
Mona: "Wie geht es ihr? Mein Gott, was sie alles erlebt haben muss..."
Victor: "Ganz ruhig, Mona. Du hast genug geweint. Jetzt haben wir sie wieder..."
Dr. Heart: "Sie hat, seit sie zurück ist, kein einziges Wort gesprochen. Und das acht mir Sorgen. Es ist zwar normal, aber ich kann nur helfen, wenn sie mich lässt."
Mona: "Tun Sie einfach, was sie können, Doc. Und noch mehr. Ich will meine beste Freundin zurück..."
James: "Ist es normal, dass sie so viel schläft?"
Dr. Heart: "Durchaus, ja. Ich würde ihnen allen gerne etwas mitteilen, will die Arme aber auch nicht alleine lassen. Robin, würden Sie bitte einen Moment bei ihr bleiben?"
Robin? Was machte dieses Miststück denn hier?
"Selbstverständlich, Dr. Heart," zwitscherte die sonst so arrogante Robin in einem niedergeschlagenen Ton, "ich passe auf unser Dornröschen auf, bis Sie soweit sind."
Schritte erklangen und dann erschien die Brünette in meinem Blickfeld. Ihre Augen musterten mich kalt, dass ließ sie sich an meinen Füßen nieder und verschränkte die Arme vor der Brust.
Wie immer war sie perfekt gestylt und alles saß so, wie es sollte.
Als sie bemerkte, dass ich wach war, lächelte sie. Doch es war kein warmes, freundliches Lächeln, sondern ein kaltes, gehässiges. "Hättest du nicht länger weg bleiben können?", zischte sie und verengte die Augen, "es war alles so perfekt geplant... Oder vielleicht sind die Sicherheitsleute einfach besser als gedacht... Ich hatte so einen guten Plan, Mason zurückzuerobern, wenn du für tot erklärt worden wärst. Aber natürlich musst du mir wieder alles versauen. Wie schon die ganze Zeit!"
Stumm starrte ich sie an und wandte dann den Blick ab. Was sollte ich dazu denn sagen? Vielleicht war sie in alles verwickelt, vielleicht auch nicht. Vielleicht träumte ich das hier auch nur, vielleicht saß sie wirklich neben mir. Mir war das egal. Mir ging es einfach nur scheiße. Und die Übelkeit wurde immer schlimmer.
Ich hörte, wie sie Luft holte, um noch etwas zu sagen, doch sie wurde von Dr. Heart unterbrochen: "Kommen Sie, Robin, ich begleite Sie nach draußen und sage Ihnen, was Sie der königlichen Familie mitteilen können."
Robin erhob sich und verließ mit Dr. Heart die Wohnung. Meine Freunde kamen um das Sofa herum und lächelten mich besorgt an, als sie meine offenen Augen bemerkten. Mona setzte sich dort hin, wo Robin eben gesessen hatte und ergriff meine Hand, während Vic sich auf den Boden neben das Sofa setzte und die Stirn an meine legte. James blieb stehen und verschränkte lediglich die Arme vor der Brust.
"Hey, Süße," flüsterte Mona und lächelte mich liebevoll an, "wir haben uns solche Sorgen um dich gemacht... fühlst du dich etwas besser? Hast du Hunger oder so? Wir wollen dir helfen..."
In ihren Augen konnte ich lesen, wie besorgt sie um mich war. Verübeln konnte ich es keinem der drei. Victor und Mona kannten mich ihr ganzes Leben und waren meine besten Freunde und James hatte Gefühle für mich. Ich lag ihnen am Herzen... anders als Mason, denn sonst wäre er hier bei mir...
Seufzend senkte ich den Blick und schluckte die Tränen, die in mir aufstiegen, einfach herunter. Ich hatte in Gefangenschaft genug geheult. Jetzt wollte ich einfach... ja, was wollte ich eigentlich?
"Er darf nicht kommen, Rose," raunte Victor mir zu, nachdem er sich von mir gelöst hatte, "keiner der königlichen Familie soll den Palast verlassen. Aber sie schicken regelmäßig jemanden, der nach dir schaut. Neben Dr. Heart meine ich..."
Und dann schickte man Robin. Na klasse. Dieses Miststück hatte mich noch gefehlt, wo es mir eh schon so schlecht ging...
Mona erhob sich und eilte kurz in die Küche. Einen Moment später kam sie mit einer großen Packung Eis und vier Löffeln wieder. Aufmunternd hielt sie mir die Packung und einen der Löffel hin, woraufhin ich mich aufsetzte und beides nahm. Sie wusste immer, was mir half. Jedenfalls war es bisher immer so gewesen.
Vorsichtig öffnete ich die Packung und steckte mir dann einen Löffel voll Eis in den Mund. Es war zwar höllisch kalt, aber das war egal. Mein Blick suchte James' und ich hob die Hand und deutete mit dem Daumen an, dass ich mein Handy wollte. Der große Bodyguard schüttelte allerdings den Kopf und seufzte.
"Tut mir leid," erwiderte er ruhig und lehnte ab, als Victor ihm Eis anbot, "ich darf es dir nicht geben."
Nun blickten ihn drei Paar Augen groß an. Wieso durfte ich mein Handy nicht haben? Durfte ich nicht wenigstens meinen Eltern sagen, dass ich am Leben war... dass es mir...
Mit hochgezogener Augenbraue nahm ich den Löffel aus dem Mund und räusperte mich, ehe ich fragte: "Darf ich wenigstens meine Eltern benachrichtigen?"
Nun begannen die drei, zu lächeln und Victor zog mein Handy aus seiner Hosentasche hervor. Natürlich hatten sie mich dazu bringen wollen, zu reden. Daran hätte ich denken sollen...
"Danke," murmelte ich und nahm es. Bisher hatte ich einfach nicht das Bedürfnis gehabt, etwas zu sagen. Es gab wirklich wichtigeres als zu reden.
Ich schaltete es ein und löschte die Benachrichtigungen, dass ich von diesem eine Nachricht dort, von jenem eine Nachricht da und so ähnliches bekommen hatte. Dann schrieb ich meiner Mutter, dass ich in Sicherheit und in guten Händen war, damit sie sich nicht zu große Sorgen machen musste. Nachdem ich abgeschickt hatte, schwebte mein Handy über dem Chat mit Mason. Ich traute mich irgendwie nicht, ihm zu schreiben oder ihn anzurufen, auch wenn er mir fehlte. Er trug zwar keine Schuld an meiner Entführung, doch sie war nur passiert, weil ich seine Verlobte war. Es könnte also jederzeit wieder passieren... Und ich wusste nicht, ob ich das riskieren wollte. Ich wusste generell nichts mehr, ob das Leben im Palast das war, was ich wollte. Ich wusste nicht, ob ich überhaupt noch zurecht kommen würde. Ob ich noch lebensfähig war...
"Eis?"
Erschrocken zuckte ich zusammen und blickte Mona mit riesigen Augen an, obwohl diese mir nur das Eis entgegen hielt. Ich holte tief Luft, schloss kurz die Augen und nahm es dann entgegen, um noch ein wenig zu essen. Ich würde mich noch daran gewöhnen müssen, jetzt so schreckhaft zu sein.
"Ganz ruhig," meinte Victor und legte schützend einen Arm um mich, "wir tun dir nichts. Wir sind es doch nur. Wir, deine Freunde, deine Familie."
"Hab euch lieb," murmelte ich und kuschelte mich in seine warme Umarmung, in der ich mich schon in frühster Kindheit sicher und geborgen gefühlt hatte.
"So, wir sorgen jetzt mal für Ablenkung!", sagte Mona und grinste breit, "Filme und Serien schauen wir schon mal nicht, wenn du so schreckhaft bist, wie ein Reh. Wir können dir ein wenig erzählen, dann hast du noch ein wenig Ruhe, um dich zu entspannen."
Stumm nickte ich und beobachtete fasziniert, wie begeistert Mona von Dingen erzählen konnte. Es tat gut, sie in meiner Nähe zu haben. Ihre fröhliche Art ließ mich für den Moment vieles vergessen...
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Royal Love
RomanceRoselyn ist Jurastudentin, hat aber auch eine Ausbildung zur Profitänzerin, weshalb sie in der Tanzschule ihres besten Freundes als Tanzlehrerin aushilft. Als dann eines Tages der gut aussehende Mason zu ihr kommt und Privatunterricht möchte, sagt s...