Zwei Hände packten meine Schultern und zerrten mich aus den Wasser. Sofort reagierte mein Körper und begann, all das Wasser aus meiner Lunge zu pumpen, das dort nicht hingehörte.
Zitternd krümmte ich mich auf dem kalten Fliesenboden und spuckte Wasser. Immer mehr Wasser und Wasser und Wasser...
Hustend und spuckend und zitternd lag ich da und schlang dann die Arme um den Oberkörper, während mir jemand etwas um die Schultern legte.
"Rose!", erklang es wie durch Watte, "Rose, Rose, Rose!"
Jemand rüttelte an meinen Schultern, erst sanft, dann energischer. Meine Lider waren schwer, doch sie flatterten. Langsam fiel Licht in meine Augen, bis ich sie schließlich ganz aufschlug und noch einige Male blinzelte, um meine Sicht zuschärfen.
Als ich wieder scharf sah, erkannte ich James und Mason. Beide sahen mich schockiert an.
Ich schluckte und begann, mich auszurichten, doch Mason versuchte, mich aufzuhalten. Schwach, aber bestimmt schob ich seine Hände weg und stand auf. Dann wickelte ich das Handtuch um mich und taumelte ins Schlafzimmer. Dort verkroch ich mich im Bett und versteckte mich unter der Decke.
Die beiden würden eine Erklärung erwarten. Was hatte ich für eine Erklärung? Oder war die Entführung und all das, was dabei geschehen war, Erklärung genug?
Zitternd rollte ich mich zu einer Kugel zusammen und schlang die Arme um meine Beine, die ich angezogen hatte. Mir war schlecht, ich war erschöpft und ich wusste nicht, was ich fühlen sollte, weil man mich dabei erwischt hatte, wie ich versucht hatte, mir das Leben zu nehmen.
Eine Hand legte sich auf meinen Rücken und ich zuckte zusammen. So hatten sich einige Männer bemerkbar gemacht, wenn ich geschlafen hatte und sie zu mir hatten kommen wollen. Sie hatten mich am Rücken berührt, mich dann an der Schulter gepackt und zu sich umgedreht. Und dann hatte alles begonnen... All diese Qualen, die Schmerzen, das Leiden.
"Rose," hörte ich Masons sanfte Stimme, "Darling... sprich mit mir..."
Er litt. Selbst wenn ich seine Stimme nur gedämpft durch die Decke wahrnahm, ich hörte es raus. Leid, Selbstkritik, Selbstvorwürfe.
Machte er sich Vorwürfe, weil es soweit gekommen war? Weil er mich in dieses Leben gezerrt hatte? Weil er dafür verantwortlich war, dass mich viele tot sehen wollten?
"Darling..." Es war nur ein Flüstern.
Ich zog die Decke ein Stück runter und spähte zu ihm. Seine wundervollen Augen blickten mich besorgt, verletzt und angsterfüllt an.
Zitternd schloss ich die Augen und griff nach seiner Hand. Unsere Finger verflochten sich automatisch und sanft malte Mason Muster auf meine Haut.
"Sprich mit mir..."
Die Bitte brach mir auf irgendeine verdrehte Weise das Herz. Daher schlug ich die Augen wieder auf und blickte ihn an. Nachdem der Ball so wunderschön gewesen war, tat es mir so schrecklich Leid, dass er das nun hatte mit ansehen müssen. Wir hatten kein Wort gesprochen außer, dass wir uns liebten. Wir hatten nur getanzt und dann einen langen Spaziergang gemacht. Schweigend, da ich nicht gewusst hatte, was ich hätte sagen sollen. Und ihm war es sicherlich auch so ergangen.
"Ich will das nicht," schluchzte ich und spürte, wie mir Tränen über die Wangen liefen, "ich will es nicht! Ich fühle mich so schmutzig... so benutzt... so schrecklich... Oh Gott, Mason! Ich kann das nicht... Holt es aus mir raus... nehmt es weg..."
Mason schlang die Arme um mich und zog mich an sich. Weinend klammerte ich mich an ihm fest und barg mein Gesicht an seiner Schulter.
Tröstend strich er mir über die Haare und wiegte mich sanft hin und her. Er wusste, was ich meinte. Er wusste zwar nicht, wie ich mich fühlte, aber er wollte mich unterstützen. Er wollte mir diese Last abnehmen, den Schmerz aus meinem Gedächtnis streichen und all meine Wunden heilen.
"Dr. Heart wird dir bestimmt sagen, wann es... gemacht werden kann," erwiderte er leise und küsste mich auf die Wangen, "du musst dich nicht so fühlen, Darling... Es ist nicht deine Schuld, mein Engel... Wenn überhaupt ist es meine Schuld. Ohne mich wäre das nicht passiert. Wäre ich nicht, könntest du ein normales Leben führen. Ohne in Gefahr zu laufen, entführt zu werden oder ähnliches..."
"Oh Mason," sagte ich und seufzte, "nichts ist deine Schuld. Ich habe mich dafür entschieden, ein Teil deines Lebens zu werden. Und diese Entscheidung würde ich immer wieder treffen, wenn ich müsste. Ich liebe dich, Mason, mein Schatz. Ich gehöre zu deinem Leben und du zu meinem, das wird nichts ändern. Und das eben... ich kann den Schmerz nicht beschreiben, den ich mit mir trage. All das Leid... es ist unvorstellbar... Du musst verstehen, dass..."
"Du musst mir nichts erklären, Roselyn," meinte er und küsste mich liebevoll, "wie gern ich dir helfen würde. Du weißt nicht, wie sehr es mir weh tut, dich so zu sehen. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll, außer dass es mir Leid tut... Es ist so viel geschehen, das ich ungeschehen machen möchte..."
Ich schüttelte den Kopf. Er konnte nichts ungeschehen machen. Seufzend schlang ich die Arme um ihn und schmiegte mich an ihn. Sofort schloss er die Arme enger um mich und und küsste mich auf den Scheitel. Diese Nähe brauchte ich jetzt. Seine starken Arme, die er um mich geschlungen hatte. Die versuchten, mich zu beschützen. Die mich halten würde, was auch immer passieren würde.
Am späten Nachmittag, nachdem Mason und ich Arm in Arm eine Weile geschlafen hatten, kam Dr. Heart zu Besuch und Mason musste wieder in den Palast. Die Termine der königlichen Familie hatten wieder begonnen und daher war viel zu tun.
Nun saß ich also mit der Ärztin im Wohnzimmer und starrte auf meine Hände. Von James und Mason hatte sie erfahren, was passiert war. Daher hatte sie mich erst einmal untersucht und festgestellt, dass alles okay war. Dennoch wollte sie nicht, dass ich zu lange alleine war.
Und nun redeten wir. Besser gesagt, ich redete und sie machte sich Notizen und nickte gelegentlich. Ich sprach über das Erlebte. Irgendwie wollte ich es jemandem erzählen. Auf einmal. Keine Ahnung, was den Schalter umgelegt hatte, der dafür sorgte, dass ich darüber sprechen wollte, aber es war auf irgendeine Weise... erleichternd...
Und während ich ihr alles erzählte, weinte ich, zitterte ich, schrie ich. Ich ließ all meinen Emotionen einfach freie Fahrt und lag nun einfach nur zitternd und erschöpft auf dem Sofa.
Dr. Heart machte sich eine letzte Notiz und packte dann alles ein. Bevor sie ging, ergriff sie meine Hand und drückte sie.
"Ich weiß nicht, was Sie dazu bewegt hat, es mir heute zu erzählen, Rose, oder was das vorhin in der Wanne war, aber ich mache ihnen auch keinen Vorwurf deswegen," sagte sie und lächelte mich freundlich und warm an, "ich bin froh, dass Sie es mir erzählt haben. Ob Sie es glauben oder nicht, es wird ihnen helfen, alles zu verarbeiten. Und morgen kümmern wir uns um das kleine Problem, das Sie noch haben. Danach können Sie wieder in den Palast. Man erwartet Sie dort sehnsüchtig."
Sie drückte meine Hand ein weiteres Mal und verließ die Wohnung. Kaum fiel die Tür zu, kam James und setzte sich vor mir auf den Boden.
"Es tut mir Leid," flüsterte ich müde und strich ihm kurz über die Wange, "ich wollte..."
Er schüttelte den Kopf und schaute dann weg. Ich hatte ihn mit meinem versuchten Selbstmord verletzt. Ich hatte ihn sehr verletzt...
Ehe ich reagieren konnte, war er aufgestanden, hatte mich hochgehoben und trug mich nach oben ins Schlafzimmer. Dort legte er mich vorsichtig auf dem Bett ab, schloss die Vorhänge und setzte sich auf eine Sessel in einer Ecke. Er würde kein Auge zu machen. Von jetzt an würde er mich wohl nie wieder aus den Augen lassen...
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Royal Love
Roman d'amourRoselyn ist Jurastudentin, hat aber auch eine Ausbildung zur Profitänzerin, weshalb sie in der Tanzschule ihres besten Freundes als Tanzlehrerin aushilft. Als dann eines Tages der gut aussehende Mason zu ihr kommt und Privatunterricht möchte, sagt s...