Kapitel 34.

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Am Morgen weckte mich schreckliche Übelkeit. Erschöpft quälte ich mich aus dem Bett und schleppte mich ins Bad. Dort übergab ich mich erst einmal und hockte zitternd und schwach auf dem kalten Fußboden.

Ich hatte nicht mal eine Ahnung, wieso es mir so schlecht ging. Irgendwie fühlte ich mich einfach schwach und müde. Und mir war so schrecklich übel.

Hatte ich am Abend etwas schlechtes auf dem Ball gegessen? Nein, ich hatte fast nichts gegessen, nur zwei Gläser Champagner getrunken und sonst nur Wasser... Daran konnte es also nicht liegen.

Ich schloss die Augen und lehnte die Stirn gegen die Wandfliesen. Verdammt wieso war ich so fertig? Wieso ging es mir so schlec... Scheiße! Da schlich sich ein furchtbarer Gedanke in meinen Kopf...

"Rose?"

Mason? Nein, diese Stimme war zu rau, zu tief. Victor würde es auch nicht sein. Er war arbeiten, soweit ich wusste... Also blieb nur noch James übrig.

Zitternd erhob ich mich und ging zur Badezimmertür. James stand in meinem Schlafzimmer und blickte mich besorgt an.

"Alles okay?", erkundigte er sich und hob mein Ballkleid vom Boden auf, dass ich gestern achtlos fallen gelassen hatte.

"Wann kommt Dr. Heart?", entgegnete ich und strich mir eine Haarsträhne aus den Augen, "ich muss sie... etwas fragen..."

Mit der linken Hand hielt ich mich am Türrahmen fest und mit der Rechten strich ich unbewusst über meinen Bauch. Mein Freund verfolgte die Bewegung und seine Augen weiteten sich kurz, ehe er seufzte und mir die Hand hinhielt.

Zögernd ergriff ich sie und ließ mich zum Bett führen. Ich ließ mich darauf nieder und kuschelte mich unter meine Decke.

"Wenn du fragen willst, ob du... Das kann ich dir beantworten. Sie hat es uns vorgestern gesagt, doch ich... ich kam noch nicht dazu, es dir zu sagen," erwiderte er und lächelte mich gequält an, "du weißt ja sicher, dass du vergewaltigt wurdest... Und, naja... es... du..."

Er wusste eindeutig nicht, wie er es ausdrücken sollte. Doch ich hatte meine Antwort, dass reichte mir eigentlich. Zitternd zog ich die Beine an und schlang die Arme um sie. Dann schloss ich die Augen und holte tief Luft.

"Weiß Mason, dass ich schwanger bin? Oder jemand anderes aus dem Palast?"

Meine Kehle fühlte sich an wie zugeschnürt und ich spürte ein Stechen im Herzen. Es gefiel mir nicht, dass ich von jemand anderen als Mason schwanger war. Auch wenn ich nicht schuld daran war, fühlte ich mich so, als hätte ich ihn betrogen...

Wie durch Watte nahm ich wahr, dass James mir antwortete, doch irgendwie kam nichts bei mir im Kopf an. Ich hörte nichts mehr.

Wieder einmal breitete sich in mir die Leere aus, die irgendwann während der Entführung angefangen hatte. Das Gefühl, dass mir niemand helfen konnte. Dass mir alles egal war. Dass ich woanders besser aufgehoben wäre... Woanders... Was war, woanders?

Völlig gefühlslos erhob ich mich und ging ins Bad. Dort schloss ich mich ein und griff nach dem Wasserhahn der Wanne. Baden würde mir jetzt wahrscheinlich helfen... Das könnte mich aus allem befreien... Von wirklich allem.

Ein dumpfes Geräusch sagte mir, dass James klopfte, doch wirklich hörte ich es nicht. Die Watte in meinem Kopf war noch immer da...

Als die Wanne sich füllte, zog ich mich aus und stieg in das warme Wasser. Meine Muskeln entspannten sich augenblicklich, auch wenn es keine Situation war, in der ich mich entspannen konnte.

Ich ließ mich zurückgleiten und tauchte mit dem Kopf unter. Meine Haare schwammen an der Oberfläche und ich schloss die Augen. Dunkelheit half mir zwar nicht, aber es machte es um einiges angenehmer. So sah ich wenigstens nicht, was oberhalb des Wassers geschah.

In der Dunkelheit war ich alleine. Alleine hatte ich zwar Angst, aber alleine war dann doch irgendwie gut. Alleine spürte ich den Schmerz, den man mir zugefügt hatte. Die Misshandlung, die Vergewaltigung, die Angst, all diese Dinge spürte ich nun wieder. Die Erinnerungen überschwemmten mich regelrecht und ich schluchzte auf.

Sofort floss mir Wasser in den Mund und ich überlegte, was ich tun sollte. Es einfach geschehen lassen oder versuchen, mich zu retten.

Doch was würde mir das bringen? Natürlich, ich hatte einen Mann, der mich über alles liebte, Freunde, die mich vermissen würden und die ich nicht verletzen wollte, eine Familie, der ich mehr schuldete als ich je aufbringen könnte, und eine Zukunft, die noch ungewiss war.

Sollte ich all das hinter mir lassen? Sollte ich alles einfach so beenden?

Noch mehr Wasser füllte meinen Körper und ich spürte, dass meine Lider zitterten. Doch ich wollte die Augen nicht öffnen. Die Dunkelheit gefiel mir mehr und mehr...

Royal LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt