Kapitel 43.

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Als ich wieder aufwachte, war bereits der nächste Tag angebrochen. Mein Magen knurrte und ich hatte auch richtig Appetit, anders als gestern. Daher stand ich direkt auf, streckte mich und ging duschen. Danach ging in in den Kleiderschrank und schaute mir die Sportsachen an. Irgendwie hatte ich Lust, heute Sport zu betreiben. Ich zog also eine schwarze, hautenge Jogginghose und einen schwarzen Body an und nahm mir noch nagelneue Nike's, wobei ich noch nicht wusste, ob ich sie benutzen würde.
Nachdem ich mich umgezogen hatte, zog ich in meinem Zimmer die Vorhänge auf, die irgendjemand gestern Abend zugezogen hatte, und verließ dann mein Zimmer. Vor der Tür erwartete mich James.
"Guten Morgen, Dornröschen," begrüßte er mich grinsend und gab mir eine Umarmung, "was hast du denn heute vor? Und wie geht es dir?"
Ich erwiderte die Umarmung und bat ihn, mich zur Küche zu bringen, ehe ich antwortete: "Hast du die Vorhänge gestern zugezogen und mein Mittagessen raus gebracht? Joa, mir geht es soweit ganz okay. Hast du etwas von Mason gehört?"
Denn ich hatte überhaupt nichts von meinem Ehemann gehört. Und wenn ich jetzt den Palast verlassen müsste, damit er wieder sauer wurde, und dann mit mir schimpfte, war es mir sowas von egal. Ich wollte mit ihm sprechen. Es konnte doch nicht sein, dass ich seit fast zwei Tagen nichts mehr von ihm gehört hatte...
Wir betraten die Küche und alle Angestellten hoben die Köpfe. Ich lief rosa an, da es mir dann doch etwas unangenehm war, nach Essen zu fragen, wenn ich es mir doch eigentlich selbst zubereiten hätte können.
"Lass uns gehen," wisperte ich James zu und zog ihn wieder aus der Küche raus.
Lachend begleitete er mich zu einem der Seitenausgänge und sagte: "Ach, Rose. Das muss dir nicht peinlich sein, wirklich. Du musst dich nun mal daran gewöhnen. Aber jetzt sag mir mal, was du vor hast, damit ich notfalls noch jemanden mitnehmen kann."
Ich räusperte mich und erwiderte: "Ich will mich bewegen. Tanzen, Joggen, einfach irgendetwas machen. Nur im Zimmer und im Palast sitzen macht mich noch verrückt. Daher will ich raus. Wenn ich mich nicht bewege fange ich an zu schreien und die Wand einzuschlagen. Gibt es hier in der Nähe vielleicht ein Boxstudio?"
Mein Bodyguard hob eine Augenbraue und nickte: "Ja, gibt es. Willst du da hin?"
Augen verdrehend schlug ich ihn spielerisch gegen die Schulter und begleitete ihn nach draußen, wo ich erst einmal tief Luft holte. Hier draußen fühlte ich mich wirklich besser als hinter mir im Palast. Dann rollte ich mit den Schultern und blickte James fragend an. Ich hatte keine Ahnung, wo das Boxstudio lag und wie wir dorthin kommen konnten, doch ich war mir sicher, er wusste es genau.
"Das ist Mike," stellte er mir einen dunkelhaarigen Mann vor, der aus dem Nichts aufgetaucht war, "er unterstützt mich dabei, dich zu beschützen."
Nach einem kurzen Lächeln von mir stieg ich in den Wagen, dessen Tür Mike mir aufhielt, und rollte erneut mit den Schultern. Die Bodyguards stiegen vorne ins Auto und schon verließen wir das Palastgelände.
Ich hatte das Bedürfnis, auf irgendetwas einzuschlagen, deswegen war Boxen wohl jetzt am besten, bevor ich noch irgendjemanden verletzte.
Seufzend zog ich mein Handy aus meiner Hosentasche und wählte Monas Nummer. Hoffentlich
ging sie ran. Irgendwie brauchte ich meine beste Freundin jetzt.
Nach dem zehnten Klingeln ging sie ran: "Da du es normal nie länger als fünf Mal klingeln lässt, ist es wohl dringend. Bitte sag mir, dass du noch nicht die Scheidungspapiere eingereicht hast! man kann eure Ehe bestimmt noch irgendwie retten!"
Schmunzelnd strich ich mir eine Haarsträhne aus den Augen und erwiderte: "Vielen Dank für so viel Vertrauen, M. Das du glaubst, dass meine Ehe so schnell zerbricht, das baut mich jetzt wirklich sehr auf."
Ihr Lachen erklang und dann, als sie wieder ernst war, meinte sie: "Jetzt mal im Ernst. Ist alles okay bei euch?"
"Keine Ahnung," erwiderte ich und blickte aus dem Fenster, nur um die Straßen Londons an mir vorbeiziehen zu sehen, "Edward hat uns gesagt, dass er zurücktreten wird, und dass Mason dann bald König sein wird. Und seit er aus dem Zimmer geeilt ist, habe ich ihn weder gesehen noch gesprochen. Und das war vor zwei Tagen, Mona. Das ist doch nicht normal, oder? Mona, die Ehe kann doch nicht so sein... Mason weiß doch, dass er mit mir reden kann. Über wirklich alles..."
Am anderen Ende der Leitung herrschte Stille. Unruhig kaute ich mir auf der Unterlippe herum und wartete darauf, dass Mona mir antwortete, doch sie schien es damit nicht sehr eilig zu haben.
Es dauerte zwei Minuten, bis sie schließlich sagte: "So, Ticket gebucht. Ich bin in zehn Stunden bei dir! Und dann trete ich Mason in den Arsch und nehme meine besten Freundin fest in den Arm, ehe ich ihr auch in den Arsch trete. Verdammt nochmal, Roselyn! Du bist eine selbständige Frau! Such ihn und sprich mit ihm, anstatt darauf zu warten, dass er auf dich zu kommt. Eine Ehe funktioniert nur, wenn beide Parteien daran arbeiten. Und so, wie das für mich klingt, hast du bisher nichts gemacht, richtig?!"
Und wieder einmal konnte ich nur sagen, dass ich Mona für ihre Direktheit und Offenheit liebte. Sie schubste mich damit immer zurück auf die richtige Spur.
"Danke," sagte ich leicht schmunzelnd und bemerkte, dass wir langsamer wurden und vor einem Sportstudio hielten, "ich weiß schon, wieso ich dich als beste Freundin habe."
"Genau. Und jetzt beweg deinen süßen Arsch und kümmere dich um deine Ehe, bevor sie zerbricht, bevor sie überhaupt angefangen hat," schimpfte sie lachend, "ich muss los. Ich stand bis eben nämlich unter der Dusche. Bis dann, Küsschen!"
Damit hatte sie auch schon aufgelegt und ich stieg mit einem Grinsen auf den Lippen aus. James hielt mir die Tür des Studios auf und führte mich dann ins erste Stockwerk, wo Mike bereits wartete. Sicherlich hatte er gecheckt, dass wirklich niemand hier war. Nicht, dass es mich störte, wenn jemand außer uns hier war, aber meine Sicherheit ging nun mal vor, blablabla...
Während ich mir passende Boxhandschuhe suchte, zog James seine Jacke aus und griff ebenfalls nach einem Paar.
"Kickboxen?", erkundigte er sich und griff nach dem Polster, auf das Kickboxer beim Training normalerweise einschlugen oder eintraten, "ich kann dir helfen, wenn du möchtest."
Lächelnd nickte ich und begann, mich zu dehnen und aufzuwärmen. Das Training würde bestimmt anstrengend werden, aber so hatte ich wenigstens Ablenkung. Und so könnte ich wenigstens über die gesamte Situation nachdenken.


Vier Stunden später saß ich vollkommen erschöpft im Auto und war auf dem Weg zurück zum Palast. Auf mein Handy hatte ich überhaupt nicht mehr geschaut, doch ich hatte auch nicht das Bedürfnis danach gehabt. Jetzt gerade war mein Bedürfnis nach einer Dusche um einiges größer als alles andere. Und danach kam Hunger. Ich hatte richtig Kohldampf! Und all das nur, weil ich mich ein wenig angestrengt hatte. Okay, ein wenig war untertrieben. Wir hatten richtig viel gemacht und ich war wirklich ausgelaugt, aber es ging mir jetzt immerhin besser.
Während der Fahrt bekam ich mit, dass James einen Anruf bekam, doch ich war viel zu müde, um zu lauschen. Wahrscheinlich ging es mich eh nichts an.
Doch als wir den Palast erreichten und ausstiegen, griff er nach einem Arm und bedeutete mir, ihm zu folgen. Verwirrt begleitete ich ihn zu Alexander, wo bereits der Rest der königlichen Familie wartete. Sogar Mason war da. Er schenkte mir ein vorsichtiges Lächeln, doch ich ging nicht darauf ein, sondern runzelte die Stirn und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Was ist los?", fragte ich und hob eine Augenbraue.
Es musste schließlich einen Grund geben, wieso wir alle hier waren. Und wie eine gewöhnliche Sitzung zum Thema Sicherheit sah es nicht aus.
"Es wurde eingebrochen," stellte Alexander fest und rieb sich die Schläfen, "letzte Nacht. Wir konnten den Kerl weder fassen noch konnten wir ein gutes Bild von ihm über die Sicherheitskameras erhalten. Die meisten wurden nämlich gehackt, was eigentlich nicht hätte möglich sein dürfen. Soweit gecheckt wurde, wurde nichts gestohlen und der Einbrecher war nur in einem einzigen Raum."
Sein Blick fiel auf mich und irgendwie wusste ich, dass das bedeutete, dass der Einbrecher bei mir im Zimmer gewesen war, als ich tief und fest geschlafen hatte.
ich schluckte schwer und zog die Augenbrauen zusammen. Wenn jetzt die Frage kommen würde, ob ich mich an etwas erinnern konnte, musste ich leider Nein sagen. Immerhin hatte ich so fest und tief geschlafen...
Nachdenklich knirschte ich mit den Zähnen und knetete meine Hände vor meinem Bauch. Dann fiel mir doch etwas auf. Am Morgen hatte ich eine dünne, rote Linie am Hals bemerkt, etwa auf Höhe meiner Kehle. Doch ich hatte mir nichts dabei gedacht, vielleicht hatte ich mich im Schlaf selbst gekratzt oder so, aber nun machte es mir dann doch etwas Angst.
Daher berichtete ich es Alexander, der eine Augenbraue hob und schwer seufzte.
"Wenn ich ehrlich bin," stellte er dann fest, "hatte ich so etwas schon erwartet, Wir sind so kurz davor, ihre Entführer zu fassen, Prinzessin Roselyn, dass ich schon erwartet hatte, dass dieser oder diese versuchen würde, Sie zu töten, bevor Sie ihn identifiziere können. Allerdings hatte ich nicht gedacht, dass ich richtig lag."
Liz trat neben mich und legte die Arme um mich. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich zitterte. Mason tat überhaupt nichts. Sein Gesicht war wie eine versteinerte Maske, die keine Emotionen zeigte, was mich verletzte. Was war auf einmal los mit ihm?
"Die Sicherheitsmaßnahmen werden jetzt verstärkt, oder?", erkundigte sich Anne, doch ich war mir sicher, dass sie für sich selbst fragte und nicht für mich.
Alexander nickte und beantwortete all ihre und Edwards Fragen, während ich immer schwächer wurde.
"Du bist ganz bleich," wisperte Liz mir zu, "komm, Süße, ich bring dich hier weg."
Auf sie gestützt verließ ich das Büro des Sicherheitschefs und ließ mich auf mein Zimmer bringen. Dort erwarteten mich schon meine beiden Bodyguards mit drei neuen Kollegen. Es war sogar eine Frau dabei.
"Wir werden dich jetzt rund um die Uhr im Auge behalten," teilte James mir finster mit - er war sicherlich nicht glücklich darüber, was letzte Nacht geschehen war - und deutete auf seine Kollegen, "einer von uns wird immer nachts bei dir im Zimmer sein. Jedenfalls bis der Entführer geschnappt ist. Du wirst nirgends mehr alleine hingehen können. Ich weiß, wie kostbar dir deine Freiheiten sind, aber..."
"Meine Sicherheit geht vor, ich weiß," seufzte ich und setzte mich auf mein Bett, "ich muss mich jetzt an dieses Leben gewöhnen. Und viele Sicherheitsleute gehören nun mal dazu. Vielen Dank, zusammen. Ich würde mich jetzt allerdings gerne ausruhen. Mir geht es gerade nicht sehr gut..."
Alle nickten und verließen den Raum. Naja, bis auf Liz und James alle.
"Ich werde bleiben," teilte Liz mir mit und setzte sich neben mich aufs Bett, "du siehst nicht gut aus und ich mach mir Sorgen. Bis Mason kommt, bleibe ich. Vorausgesetzt, das ist dir recht?"
Stumm nickte ich, kuschelte mich unter meine Decke und schloss die Augen. Doch schlafen konnte ich nicht. Zu viele Gedanken schwirrten in meinem Kopf herum, Erinnerungen von der Entführung, die Stimmen, die Berührungen, all das kam wieder aus meinem Gedächtnis und raubte mir den Schlaf, den ich jetzt bräuchte.
Mir war nicht klar, wie viel Zeit vergangen war, bis ich Masons Stimme hörte: "Da liegt das Messer von letzter Nacht. Los, beweise deine Loyalität!"
Erschrocken wollte ich mich aufsetzen, doch etwas wurde mir auf dem Mund gepresst und ich verlor innerhalb von Sekunden das Bewusstsein.

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