Kapitel 1

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"Du lebst!"
Meine Zwillingsschwester umarmte mich stürmisch. Lachend drückte ich sie fest.
"Schön das du endlich wieder da bist!" Ashley hielt mich eine Armlänge von sich entfernt und lächelte mich an.
Wir hatten uns jetzt ein ganzes Jahr nicht gesehen, da ich gerade von einem Austausch auf einer Highschool in Australien kam.
Mir hatte diese Zeit sehr gefallen, aber ich freute mich auch wieder Zuhause zu sein. Vom Nashville'r Flughafen dauerte es nur noch eine Stunde mit dem Auto nach Hause.

Ashley half mir mein Gepäck in den Kofferraum zu verfrachten, dann stieg ich ein und sie fuhr los.
"Und du bist dir sicher, dass du mich nur bei unseren Eltern absetzen willst und dann gleich weiter fährst? " hakte ich nach.
Meine Schwester verstand sich leider nicht so gut mit meinen Eltern. Was da genau abgegangen ist, weiß ich gar nicht. Vor einem Jahr, kurz bevor ich abgereist war, gab es zwischen ihnen richtig Zoff und da meine Schwester sowiso schon länger ans Ausziehen gedacht hatte, wohnte sie seitdem in einer 4 Zimmerwohnung in Columbia, Tennessee. Meine Eltern wohnten in einem kleinen Nebenort von Columbia.
Zwischen ihnen herrschte praktisch Funkstille und ich wollte mich bei ihren Angelegenheiten nicht einmischen, aber schade fand ichs trotzdem, dass Ashley nicht noch mit zu meinen Eltern rein kommen wollte.

Da konnte ich auch nichts mehr mit meinen sehr ausgeprägten Überredenskünsten machen.
Ashley hielt vor dem schnuckeligen Haus unserer Eltern und umarmte mich zum Abschied. "Machs gut."
Seufzend öffnete ich die Tür und stieg aus. "Danke fürs abholen vom Flughafen. Bis Montag."
Zum Abschied winkte ich ihr noch und ging dann auf die Haustüre zu.

Übermorgen würde ich schon wieder auf die Columbia Central Highschool gehen, auf die ich auch schon vor meinem Austausch mit meiner Zwillingsschwester gegangen war.
Mein Flug war ein Tag früher gegangen, sodass ich erst für Dienstag wieder in der Schule angemeldet war.

Deswegen würde ich morgen sowieso zu Ashley ziehen, einfach weil ihre Wohnung näher an der Schule lag und ich fand das ich mit meinen 18 Jahren nicht mehr zwingend bei meinen Eltern wohnen musste. So konnte ich auch noch ein bisschen meine Highschool Zeit genießen.
Da Ashleys derzeitige Mitbewohnerin aber erst morgen ausziehen würde, kaum es mir auch gelegen und ich konnte noch einen schönen Tag mit meinen Eltern verbringen.

---

Mein Zimmer sah noch genauso aus wie vor einem Jahr und nachdem es von meinen Eltern eine ewige, riesige Begrüßung gab, machte ich mich gleich ans Auspacken.
Ich schmiss meinen Koffer aufs Bett, öffnete mit einer Hand meine Schranktür, mit der anderen schrieb ich gleich meiner besten Freundin Mindy. Bin wieder zurück!

Nachdem ich das gröbste ausgepackt hatte, sah ich wieder aufs Display meines Handys und runzelte die Stirn.
Cool kam nur die Antwort von ihr.

Okey....
Ich schnappte mir meinen Kulturbeutel und räumte ihn ins Bad.
Meine moosgrünen Augen blickten mir im Spiegel müde entgegen.
Der lange Flug und vorallem die Zeitumstellung hatten mich richtig fertig gemacht.

Meine sonst so langen, glatten braune Haare standen mir wild zerstrubbelt vom Kopf ab.
Müde gähnte ich und legte mich erst mal aufs Ohr.

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Fröstelnd zog ich meine Strickjacke enger um mich.
Es war bald Herbst Anfang aber für mich fühlte sich der Wind schon so eisig an, wie Eissplitter. Ich war diese 'kühlen' Temperaturen einfach nicht mehr gewöhnt.

"Der Tag gestern ist viel zu schnell umgegangen, Aubrey." seufzte meine Mum bedauernd und schloss mich fest in die Arme.
"Ich komm euch doch besuchen. Ashley kann sicherlich auch etwas Gesellschaft gebrauchen." meinte ich beschwichtigend und umarmte auch noch meinen Vater.

Der gestrige Tag war wirklich rasend schnell vergangen aber ich hatte auch jede Menge meinen Eltern zu erzählen. Ich konnte in Australien viele praktische Erfahrungen in der Tiermedizin sammeln. Das war auf jeden Fall hilfreich für meine Ausbildung zur Tierärztin, die ich schon sicher in eineinhalb Jahren nach der Schule machen wollte.

"Und du kommst klar?" Mein Dad und Mum waren nicht sehr begeistert von der Idee, dass ich sie jetzt schon wieder 'verließ', auch wenn wir nicht weit weg voneinander wohnen würden.
"Ich habe es jetzt ein Jahr lang geschafft, da denke ich werde ich schon den Laden mit meiner Schwester schmeißen, keine Sorge." lachte ich, gab beiden noch einen Wangenkuss und machte mich dann auf zur Bahn.

Angekommen in der 4 Zimmerwohnung musste ich erst einmal feststellen, dass meine Zwillingsschwester nicht Zuhause war. Seufzend zog ich mein Handy aus der Jackentasche um sie anzurufen, als ich ihre SMS las.

Bin noch unterwegs. Ersatzschlüssel hab ich dir unter die Fußmatte gelegt.
Bis nachher!

"Was für ein originelles Versteck..." murmelte ich, nahm mir den Schlüssel und betrat dann die Wohnung. Gleich wenn man rein kam, betrat man ein kleines, gemütliches Wohnzimmer, mit Sessel, Sofa, Fernseher und einem kleinen Glastisch.
Auch die Küche nebenan war recht klein, hatte aber alles was man brauchte.
Vom Wohnzimmer aus kam man in ein weiteres Zimmer, wo die Tür aber verschlossen war, weshalb ich davon ausging, dass mir das Zimmer daneben gehörte.

Mit meiner neuen Wohnunterkunft war ich insgesamt echt zufrieden und es dauerte nicht lange, da hatte ich mich häuslich in meinem Zimmer eingerichtet. Klein aber fein.
Danach beschloss ich eine Weile zu Fernsehen und machte es mir auf dem Sessel gemütlich. Gerade hatte ich mich hingesetzt, da krachte es plötzlich in der Küche.
Misstrauisch griff ich nach dem erstbesten Gegenstand-die Fernbedienung- und schlich mich leise zur Küche. Dabei hielt ich die Fernbedienung wie einen Baseballschläger. Man musste ja für alles gewappnet sein.

Erleichtert atmete ich aus, als mir zwei große, grüne Augen entgegen blickten.
"Na, wer bist denn du...?" Schmunzelnd machte ich einen Schritt auf die Gold-gelb farbene Katze zu und streckte ihr meine Hand entgegen. Interessiert schnüffelte sie daran und rieb dann ihren flauschigen Kopf an meinem Handgelenk.

Sie stand mitten in dem verbliebenen dreckigen Geschirr neben dem Waschbecken. Eine Tasse musste runter gefallen sein, als sie durch das angelehnte Küchenfenster rein kam. Bei meinem Rundgang durch die Wohnung hatte ich das offene Fenster gar nicht wahrgenommen.

Ich streichelte noch einmal das kuschelige Fell der Katze und fand dann einen kleinen Kehrbesen mit Schaufel.
Nachdem ich alles wieder sauber gemacht hatte, dauerte es nicht lange und Ashley kam nach Hause.

Sie hatte ein schickes, kurzes Kleid an und trug darüber nur einen modischen, grauen Filzmantel.
Sie sah aus, so wie ich sie kannte.
Die Schminke, die sie eigentlich gar nicht nötig hatte, ließ sie älter wirken, obwohl sie eine Minute später als ich geboren worden war.
Wir trugen beide unsere braunen Haare gleich lang und auch vom Gesicht her sahen wir und zum verwechseln ähnlich-bis auf ihre braunen Augen.
Das gab es unter eineiigen Zwillingen nur äußerst selten, aber ich war um die andere Augenfarbe echt froh. Ich wollte nicht immer mit ihr verglichen werden, nur weil wir fast gleich aussahen. Jeder von uns war trotzdem eine Persönlichkeit für sich.

Ich umarmte sie kurz. "Und, wer ist dein neuester Liebhaber?" fragte ich schmunzelnd.
"Wer sagt, dass ich mit einem Jungen draußen war...?" meinte sie frech und starrte verträumt über meine Schulter.
Ich zog meine Augenbrauen hoch.
Es war sowas von glasklar, dass sie verabredet gewesen ist. Ashley hatte so gut wie immer einen am Start.

Meistens höchstens für 2 Monate, dann kam ein anderer dran.
Ich hieß das nicht wirklich gut, aber es war ihre Sache, ich hatte sie trotzdem lieb. Schließlich war sie meine Schwester.
Wir hatten einfach verschiedene Ansichten. Ashley versucht so oft wie möglich ihren Spaß zu haben und ich war eher so der Typ für etwas festes, längeres.
Äußerlich sahen wir uns zwar sehr ähnlich, aber innerlich waren wir doch sehr unterschiedlich.

"Wir sind momentan seit einem Monat zusammen, du wirst ihn schon noch bald kennen lernen." lächelte sie und legte ihre Handtasche aufs Sofa.
"Heeey, Ash ist wieder da!" Ihre Katze strich um ihre Beine und schnurrt dabei laut, während Ashley sie hinter den Ohren kraulte.
"Achso, ich hab euch noch gar nicht bekannt gemacht." Sie sah zu mir hoch. "Aubrey, das ist Nino. Nino, das ist meine Zwillingsschwester Aubrey."
Grinsend kraulte ich Nino's Nacken.
"Ah, also haben wir doch wenigstens einen Mann im Haus."

Meine 10. Geschichte!!
Endlich ist sie draußen. Ich habe mir ein paar Monate Pause gegönnt um jetzt mit diesem Buch meinen alten auch wieder gerecht zu werden und neue Ideen zu sammeln.
Ich hoffe euch gefällt schon das erste Kapitel und ihr lest weiter ♥♥

Different feelingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt