4. Kapitel

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Immer wieder kämpfte ich dagegen an. Nein, ich wollte nicht sterben. Mein Leben sollte weitergehen und ich würde nicht eines elendigen Todes sterben.

Nicht jetzt und nicht hier!

So schlug, trat und drückte ich. Das Monster musste auf Abstand gehalten werden. Irgendwie. Niemals sollte er in die Nähe meines Halses kommen, wo das Blut heftig durch meine Adern floss. Gepaart mit dem Adrenalin und der Angst war es unvorstellbar unangenehm. Mein gesamter Körper war in Alarmbereitschaft. Er wollte fliehen und wegrennen, doch gleichzeitig lähmte ihn die Angst. Daraus resultierend schlug ich zu und wehrte mich, so gut es ging.

Natürlich war die Reaktion des Vampirs nicht anders zu erwarten. Ihn schien es gar nichts auszumachen, im Gegenteil, er amüsierte sich sogar. Mit einem verschmitztem Lächeln auf dem Gesicht ignorierte er meine kläglichen Schläge vollkommen und gab lediglich ein: „Du kannst dich also doch noch wehren", wieder.

„Ja und wenn es das Letzte ist, was ich tun werde", zischte ich. Zum ersten Mal redete ich mit ihm direkt, zum ersten Mal sprach er mich direkt an. Davor hatte er mich nur als sein Spielzeug angesehen.

Oder doch eher wie Essen?

So genau wusste ich es nicht, aber nun hatte ich anscheinend sein völliges Interesse geweckt.

„Und reden kannst du ja auch", mit großen Augen sah er zu mir hinab, wobei ich kurz innehielt. Vielleicht war es doch keine so gute Idee jetzt aktiv zu werden. Aber mich einfach meinem Schicksal zu beugen, wollte ich auch nicht. Wo war mein Glück nur geblieben? Wieso hatte ich nur so viel Pech gehabt?

Nein, ich würde jede Gelegenheit nutzen um zu fliehen. Meine Verzweiflung war so groß, dass ich alles dafür machen wollte.

Hauptsache ich verschwinde von diesem verdammten Blutsauger, der mir das Leben momentan zur Hölle macht. 

Im Augenblick empfand ich nur Hass ihm gegenüber, die Angst entstand aus meiner aussichtslosen Lage. Eigentlich war ich bis jetzt den Vampiren gegenüber gleichgültig eingestellt. Ich ging ihnen aus dem Weg und hatte stets versucht, ihre Route nicht zu kreuzen, aber jetzt war es anders. Ich musste mich notgedrungen mit ihm auseinandersetzen und um mein Leben kämpfen. Gleichzeitig merkte ich auch, wie naiv ich gewesen war. Wie hatte ich nur einen Moment unvorsichtig sein können und mich auf mein Glück sosehr verlassen? Was war nur in mich gefahren?

Kurz biss ich mir auf meine Unterlippe. Ich wollte jetzt nicht in Selbstmitleid verfallen, dafür hatte ich noch später Zeit. Vorausgesetzt ich würde lebend hier herauskommen.

Ich muss!

So schlug ich nochmal auf seine Brust, die mit einer schwarzen Schnalle versehen war. Diese Schnalle hielt den dunkelroten Umhang seitlich fest. Etwas, was seine Uniform definitiv noch mehr schmücken tat, doch dafür hatte ich jetzt keine Zeit.

Meine linke Hand schlug auf etwas Hartes. Es war der Verschluss der Schnalle und sofort spürte ich ein heftiges Brennen. In meiner Hand pochte es stark, doch erst die sich verfärbende Uniform meines Angreifers ließ es mich genau wissen.

Mein Handballen war aufgerissen und blutete, sodass die edle, weiße Kleidung des Großen sich verfärbte. Reflexartig zog ich meine Hand weg, doch mein Gegenüber hatte es bereits entdeckt.

„Ah, meine schöne Uniform. Sieh nur was du angerichtet hast", schmollte er gespielt, ehe er sich mit seinem weißen Handschuh über die Stelle fuhr, die ich beschmutzt hatte.

Jetzt habe ich endgültig verloren.

Auch wenn ich meine Wunde verstecken wollte, so klappte es nicht. Es tat weh und er roch es. Bevor meine Hand komplett hinter meinem Rücken verschwinden konnte, packte er sie und hielt sie mit seinem schwarzen Handschuh fest.

BlutrotWo Geschichten leben. Entdecke jetzt