18. Kapitel

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Wieder klopfte es ein weiteres Mal, während sich niemand von uns regte. Leise und beinahe rhythmisch klang es, aber keine Stimme konnte man hören, die sich ankündigte.

Derjenige will es also spannend machen.

Erst nachdem ein drittes Mal das Geräusch sich durch das stille Anwesen verbreitete, reagierte Crowley, jedoch weniger angespannt. Nicht wie zuvor, wo seine Überraschung erkennbar gewesen war. Es war beinahe so, als ahnte er voraus, um wen es sich handeln konnte. Doch ich konnte mir niemanden so richtig vorstellen.  

Mit einem Fingerzeig gab er mir zu verstehen, dass ich an Ort und Stelle bleiben sollte. Dem ging ich sofort nach, denn in mir wuchs eine viel größere Sorge.

Was wenn derjenige jemand ist, den man gar nicht möchte?

Unfähig mich zu bewegen blieb ich am Boden sitzen und beobachtete den großen Vampir, wie er mit einer fließenden Bewegung nach draußen ging. Überraschend leise, war zunächst sein Gang.

Ohne mir eines Blickes zu würdigen verließ er den Raum und stieg die Treppen hinab. Das dumpfe Geräusch konnte ich mittlerweile gute unterscheiden. Leise knarzte das Material, ehe die Türe des Anwesens geöffnet wurde. Und dann? Dann herrschte Stille.

Wieder einmal.

Doch dieses Mal war es abwartend. Denn immerhin war ich durchaus neugierig, wer sich die Mühe machte und solange vor einer Türe wartete. Als Vampir. Immerhin hatte sich die blonde Vampirin, namens Horn, einfach Zutritt verschafft. Wieso also?

Oder es handelt sich dabei nicht um einen Vampir. Vielleicht war es ja ein Kind.

Ein wahrlich kurioser Gedanke, aber möglich war alles.

Vieles stellte ich mir vor. Es konnte jeder sein und so traf es mich wie ein Schlag ins Gesicht, während die Angst vor Crowley beinahe verflogen war, als ich seine Stimme vernahm.

„Ah Crowley. Es ist schön dich zu sehen."

Unverwechselbar seine Stimme. Giftig, tödlich und gefährlich. In mir zog sich alles zusammen. Jede Faser meines Körpers war erneut angespannt. Der natürliche Fluchtinstinkt war aktiviert und doch wusste ich auch, dass ich keinen Laut von mir geben durfte. Nicht einmal ansatzweise durfte ich mich bewegen.

Warum er?

„Ferid, wir haben uns doch gerade erst gesehen", war lediglich die Stimme des Großen zu hören, der sich gekonnt nichts anmerken ließ.

„Ach komm schon. Darf ich denn nicht mal Zeit mit jemanden verbringen und nicht an Arbeit denken? Ach, müssen wir uns denn immer nur dann treffen, wenn es um Verpflichtungen geht?" Gespielt traurig klang seine Stimme, womit er sein Gegenüber anscheinend locken wollte. Doch Crowley ignorierte es stattdessen.

„Was möchtest du denn?"

„Lass uns mal wieder ein Glas Wein trinken", antwortete Ferid schnell, während ich noch immer dem Gespräch lauschte. Es war auch nicht zu ignorieren, doch gleichzeitig konnte ich mich auch nicht bewegen.

Das kleinste Geräusch könnte mich verraten.

Aber andererseits wurde mir auch bewusst, dass ich selbst in der Bibliothek noch laut genug gewesen war. Wie also konnte der große Blutsauger ihn abwimmeln, ohne das er etwas merken würde. Ferid schien ja anscheinend auch für Crowley viel stärker zu sein. So stark, dass er ihn sehr respektierte.

Wie alt Ferid wohl genau war? Was hatte er schon alles erlebt?

Fragen, die aufkamen, welche ich aber sofort ignorieren tat. So etwas durfte ich jetzt nicht denken. Es gab Wichtigeres im Moment.

BlutrotWo Geschichten leben. Entdecke jetzt