37. Kapitel

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Nur langsam beendete er den Kuss, als würde für ihn die Zeit nicht zählen.

Was sie auch nicht tut, immerhin verweilt er schon so lange auf dieser Erde.

Ein wenig verlassen fühlte ich mich und auf einer gewissen Weise einsam. Kalter Wind durchzuckte meine Glieder, als die Hitze so plötzlich zu verschwinden tat.

War es immer schon so kalt hier?

Geschockt und erstarrt sah ich ihn an. Doch hingegen dazu würdigte mich Crowley keines Blickes. Er sagte nichts, er war so leise wie immer aber er ging auch nicht. Was war es nur was er dachte und was er empfand? Konnte er wirklich nach all den Jahrhunderten, doch noch etwas fühlen oder spüren? War das möglich? Immerhin war er ein eiskaltes Wesen, das eben nur Blut wollte. Es machte mich wahnsinnig und bereitete mir gleichzeitig Kopfschmerzen, da ich es einfach nicht wusste. Niemand konnte mir sagen was er dachte und er selber redete nicht mit mir.

Nicht über solche Sachen.

Leicht legte ich den Kopf zur Seite. Mein Bauchgefühl sagte mir, dass er es sich doch holen würde. Immerhin wollte er ja mein Blut haben, aber dieses Mal gab ich es ihm freiwillig. Ich vertraute ihm, auch wenn er mich schon einmal beinahe umgebracht hatte und doch lebte ich noch. Dies musste auch was heißen. Denn würde ich ihm unwichtig sein, so hätte er mich schon längst getötet, trotz meines Blutes, was er damals so köstlich fand.

Damals.

Es hörte sich an, als wäre eine Ewigkeit vergangen und dabei war es nicht einmal ein halbes Jahr. Doch die Zeit in Sanguinem verging anders und teilweise war sie erst gar nicht vorhanden. Wieso auch, wenn die meisten Wesen hier unsterblich waren?

Hier gab es Vieles was man einfach so hinnehmen musste, so wie auch eben das, was er machte. Vielleicht sollte ich es einfach nicht hinterfragen, sondern so hinnehmen. Eine Antwort würde ich eh nicht bekommen und doch ließen mich diese Gedanken nicht los. Ich verstand diesen Vampir nicht, wollte es aber. Denn immerhin hatte ich herausgefunden was mit mir nicht stimmte, doch er blieb ein Rätsel für mich.

Wusste er überhaupt was er da tat? War ihm bewusst, was er da machte? Ja konnte er sich daran erinnern, dass so etwas nur zwei Liebende austauschten? Zwei Menschen die sich eben nahe standen? Und wir beide waren es nicht mal ansatzweise. Unser Zusammenleben wurde durch einen einfachen Vertrag festgelegt. Ein Abkommen, an das wir uns zu halten hatten und nicht weil wir es unbedingt wollten. Und gerade das bereitete mir Kopfzerbrechen, gleichzeitig schmerzte meine Brust. Denn Crowley würde niemals mit einem Menschen freiwillig zusammenleben und das deprimierte mich auf einer gewissen Weise. Ich wusste nicht wieso, aber ich war unendlich traurig über diese Tatsache.

Will ich denn letzten Endes mit einem Vampir freiwillig zusammenleben? Nein, nicht mit irgendeinem Vampir. Ich habe mich an seine Anwesenheit gewöhnt. Nur ihn.

Aber warum? Wieso dachte ich so? War das alles mit meiner Gefühlslage zu begründen?

Langsam schloss ich die Augen und seufzte leise. Egal wie lange ich es drehte und wendete, ich kam zu keiner Lösung. So entspannte ich mich und lies die Stille um mich herum geschehen. Solange, bis das Rascheln des Umhangs mich aufhorchen ließ und ich seine Hand auf meinem Kopf spürte. Keine Zeit ließ er unnütz verstreichen, sobald sich seine Zähne vorsichtig in meinen Hals drückten.

Wie jedes Mal fühlte es sich gleich an. Das Gefühl des Bisses und des Blutes, welches langsam verloren ging. Zu Anfang hatte es mir wehgetan, doch auch daran hatte ich mich gewöhnt. Nein, auch Crowley war anders geworden. Vorsichtiger fühlte es sich an, als würde er darauf achten, mir nicht wehzutun. Doch gleichzeitig war ich leicht verwundert, was meine Stirn runzeln ließ.

BlutrotWo Geschichten leben. Entdecke jetzt