7. Kapitel

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Rhythmisch aufschlagende Schuhe, das leise Summen nahe an meinem Ohr. Die Vibration der Stimme, die sich durch meinen gesamten Körper zog, der kalte Wind.

Wo bin ich?

Langsam, als würde die Zeit stehenbleiben, öffneten sich meine Augen. Schwach erkannte ich den Boden, auf den mein Blick gewandt war. Pflanzen, die den Asphalt aufgerissen hatten, verstreute Steine, Risse, Krater. Der Grund blieb gleich und doch war ich woanders. Nur schwer begriff ich, dass ich über der Schulter des Vampirs hing. Es fühlte sich nicht sonderlich angenehm an und gleichzeitig war ich auf ihn angewiesen. Nur seine Hand, die auf meinem Rücken fest lag, hielt mich vom Sturz ab. Mein Kopf dröhnte und meine Augen sahen noch immer alles verschwommen, auch wenn sie ohnehin in der Nacht nicht viel gesehen hätten. Aber so konnte ich nichts erkennen. Es fühlte sich alles wie in einem Traum an.

Wie in einem Albtraum.

Und doch war es echt. Auch die Tatsache, dass ich noch lebte, war real. Man hatte mich nicht ohnmächtig geschlagen um mich zu töten. Nein, man hatte mich nur ruhig stellen wollen.

„Oh? Sind wir etwa schon wieder anwesend?", gewohnt freudig klang die Stimme meines Begleiters, die aber nur in der Ferne widerhallte. Noch einmal rückte er seinen Arm zurecht, sodass ich noch mehr in seinem Griff lag, damit ich auch ja nicht hinunterfallen konnte. Auf dem kalten Boden.

Schweigend starrte ich eine Weile nach unten. Unfähig, geschwächt und meine Gedanken nicht kontrollierend, wusste ich nicht was ich sagen sollte. Was ich überhaupt fühlte, konnte ich auch nicht richtig einordnen. War ich wütend? Traurig? Fühlte ich überhaupt etwas?

Ich fühle nichts als Müdigkeit.

So schloss ich erneut die Augen, weil mir die Kraft fehlte sie offen zu halten. Immer weiter zog mich etwas hinab in seine Arme, wo ich mich in Ruhe ausruhen konnte. Im Gegensatz zu diesem Vampir brauchte ich dringend Schlaf, den ich schon lange nicht mehr erlebt hatte. Und ich war sehr müde, sosehr, dass ich in der Gegenwart des Monsters einschlief. Dessen Worte jedoch begleiteten mich noch eine lange Zeit hinab in das Land der Träume.

„Anscheinend bist du doch nicht wach."

Ja, er hatte recht. Ich war nicht mehr wach, denn ich musste mich erholen und so vertraute ich blind darauf, dass ich jemals wieder aufwachen würde. Ein einziges Mal verließ ich mich auf diesen Vampir, das ich erwachen durfte. Nur einmal!



Grelles Licht bahnte sich unangenehm seinen Weg in meine geschlossenen Augenlider. Wie tausend Nadelstiche weckte es mich auf, sodass ich erschöpft meine Augen öffnen tat. Ich wusste nicht wo ich war. Ich wusste nicht wie lange ich abwesend gewesen war. Und ich wusste auch nicht, was mit mir in dieser Zeit geschehen war.

Ich weiß also gar nichts.

Nur langsam spürte ich, dass ich auf etwas Weichem lag, was sich als ein Bett entpuppte. Aber nicht irgendeines, was man überall in den verlassenen Häusern fand. Nein, es stammte aus dem 18. Jahrhundert. Zumindest ordnete ich es dort ein, nach all den geschichtlichen Büchern, die ich schon gelesen hatte.

Mit seinen roten Vorhängen, die fein säuberlich mit einem roten Band an dunkelbraunen Bettpfosten befestigt waren, bildete das Ganze ein Baldachin aus rotem Stoff. Dagegen wirkte die weiße Bettwäsche wie ein starker Kontrast.

Aber erst die Lampen, die grell schienen, ließen die Farben leuchten. Allgemein konnte man ungewöhnlich viele Lichter allein in diesem Raum erkennen. Jedoch, keine einzige Kerze. Vorsichtig setzte ich mich auf und ließ meinen Blick durch den Raum gleiten. Er war schön bestückt. Mit edlen Sachen, Accessoires und einem Teppich, den ich noch nie zuvor gesehen hatte. Doch mit seinen bunten Farben, schlängelte er sich durch den gesamten Raum, ehe er an zwei Türen stoppte. Die Eine befand sich rechts von mir und war wesentlich schmaler als die breite Türe auf der linken Seite.  

BlutrotWo Geschichten leben. Entdecke jetzt