39. Kapitel

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Stimmen in der Ferne, die gedämpft in der Dunkelheit zu hören waren. Nein, ich war definitiv nicht tot und doch war ich nicht wirklich lebendig. Bewegen konnte ich mich nicht. Reden schaffte ich nicht, nur mein Gehör war einigermaßen intakt. Jedoch verstand ich die Worte der Stimmen nicht, es waren nur Laute die mich aufmerksam machten. Und neben der Schwärze, welche keine Farben durchdringen ließ, hatte ich Schmerzen. Endlose Schmerzen, die sich in meinen Körper brannten. Unfähig mich zu bewegen verharrte ich so und konzentrierte mich auf das, was ich wahrnehmen konnte.

Wo bin ich? Was sagen sie?

Nur langsam schaffte ich es die Worte zu verstehen, die mich erreichten.

„Was machen wir mit den Toten?"

„Die schaffen wir fort. Wir haben keine Verwendung für die Leichen und die Vampire werden auch nicht mehr zurückkommen. Sie haben Sanguinem aufgegeben und sind weitergezogen."

„Aber, Sir. Wir können doch nicht..."

„Haltet den Mund und tut was ich euch sage. Jeder Tote und jeder der dem Tod sehr nahe ist, wird fortgebracht. Schafft sie weg, wir haben die Stadt, das ist es was wir wollen. In diesem Krieg müssen nun einmal Opfer gebracht werden, habt ihr das noch immer nicht verstanden? Solange die Mehrheit der Menschen gerettet ist, sind diese Opfer zu verkraften."

Dann herrschte Stille. Lange und erdrückend war sie, welche mich nun umgab.

Tote!

Ich wusste wer es war, der so sprach. Ich muss ihn nicht sehen, denn seine Stimme und seine Art hatte sich tief in mein Gedächtnis eingebrannt, doch ich war zu müde und schwach um meine Rache ausführen zu können. Auch fiel es mir nicht leicht mich noch auf die Stimmen konzentrieren zu können. Immer wieder fiel ich in die Bewusstlosigkeit und sosehr ich es auch versuchte, ich konnte es nicht verhindern. Kureto hatte mich hart getroffen. Der General, der zuvor ein Kind brutal getötet hatte. Doch all das brachte mir jetzt nichts, wenn ich es nicht einmal mehr schaffte mich aus diesem unsichtbaren Gefängnis zu befreien. Ich war gefangen, obwohl mich niemand gefesselt hatte.

Mein eigener Körper ist mein Gefängnis.

So schwach waren also die Menschen, wenn sie kurz vor dem Tod standen. Es war erschreckend wir deprimierend es war und zum ersten Mal in meinem Leben wollte ich unsterblich sein. Ich wollte noch nicht gehen. Meine Sinne sollten wieder zurückkehren.

Das darf nicht sein.

Aber egal wie sehr ich es hoffte, es brachte nichts und so spürte ich einen fremden Sog, der mich in Bewegung brachte.

Werde ich etwa...?

Etwas anderes konnte ich mir nicht vorstellen und insgeheim wusste ich es bereits.

Ich werde getragen und ich kann nichts dagegen machen.

Sosehr ich es auch nicht wollte, meine Kraft reichte nicht mehr aus. Darum ließ ich es zu, ehe ich letzten Endes erneut das Bewusstsein verlor und die Schwärze die letzten Ecken meines Körper eroberte.

Ein Schlag ließ mich zusammenzucken, doch erst das summende Geräusch einer Maschine weckte meine Sinne auf. Mit neuer Kraft, welche sich erst langsam wieder in meinem Körper ausbreiten tat, öffnete ich die Augen. Ich sah Beine, die in etwas einstiegen und losfuhren.

Waren das die Soldaten? Was hatten sie gemacht?

„Ist alles abgeladen?"

„Ja, Sir!"

Fremde Stimmen, die die Umgebung einnahmen. Erst jetzt wurde mir klar, dass ich in einem Graben lag. Offen und verwundbar, den Himmel in meinem Blick, den Boden unter mir.

BlutrotWo Geschichten leben. Entdecke jetzt