42. Kapitel

128 11 0
                                    

Wir ignorierten alles um uns herum. Es gab nur noch uns und obwohl die Geräusche noch immer präsent in meinen Ohren waren, vergaß ich sie völlig. Ich wollte mich nur auf mein Gegenüber konzentrieren, denn nur das zählte für mich in diesem Moment.

Liebe!

Man konnte sie auf verschiedene Weisen zeigen. Die Worte konnte man formen oder es durch Gesten vermitteln. Und das taten wir auch. Worte waren überflüssig und so zeigten wir unsere Liebe auf anderen Wegen.

Es fühlte sich richtig an und nicht einen Moment zweifelte ich daran, dass es nicht echt war. Man spürte, was er empfand und ich zeigte es ihm auch.

Die ganze Nacht verbrachten wir zusammen. Liebten uns und waren zusammen. Schlaf brauchten wir beide anscheinend nicht, denn Vampire kannten es womöglich nicht. Zwar war es für mich ungewohnt und doch gewöhnte ich mich schnell daran, einfach nicht mehr müde zu werden. Und wenn ich ehrlich war, so war es mir auch lieber, jeden Moment zu genießen.

Doch auch wurde mir schnell klar, dass Liebe unter Vampiren anders war, wie man es sich vielleicht vorstellen vermochte. Zärtliche Berührungen waren zwar gegeben und doch war da noch was anderes.

Stärke.

Man merkte sie sofort. An den Zähnen, die ohne lange zu zögern sich tief in meine Haut bissen und gierig mein Blut tranken. Zwar hatte er es schon viele Male zuvor getan, doch dieses Mal war es etwas anderes. Während es zuvor sanft und ohne Schmerzen waren, spürte ich eine Veränderung. Im Akt der Liebe nahm ich alles intensiver war, sodass ich Halt bei ihm suchte. Gleichzeitig durchflutete mich eine Leidenschaft und Neugierde.

Ich will es auch versuchen.

Ich wusste nicht genau, was mich dazu trieb. Wieso ich mich so benahm oder warum ich es versuchen wollte, aber ich tat es. In seiner Nähe bereute ich nichts und beschloss ich, es auch zu tun. Ungeschickt und beinahe nervös suchte ich die Stelle des Halses, welche ich benutzen wollte. Nach einigen Fehlversuchen schaffte ich es doch und zum ersten Mal in meiner Existenz, biss ich jemanden. Mit den Waffen eines Vampires durchbrach ich die Haut meines Partners und das Blut saugte ich gierig auf.

Jetzt werde ich meiner Existenz gerecht. Als Vampir und nicht als Mensch.

Das Blut rann durch meinen Mund und auch wenn es das war, was mich als Mensch am Leben hielt, schmeckte es doch auf ungewöhnliche Weise gut.

Können sich Geschmackssinne verändern? Oder liegt es an ihm?

Es konnte Beides sein, doch das interessierte mich nicht weiter. Wichtig war nur, dass wir uns hatten und niemand uns stören tat. Wir hatten uns und nur das zählte. Die gesamte Nacht, die gesamte Zeit, in der keiner uns was tun konnte.

Und so endete es noch lange nicht, ehe wir erst in den frühen Morgenstunden doch noch ein Ende fanden. Es war zwar nicht der letzte Tag, sondern womöglich der Erste von vielen, aber dennoch fiel es uns schwer es zu beenden. Uns voneinander zu lösen und erneut Abstand zu gewinnen, aber dieses Mal waren wir uns noch näher gekommen, als wäre es das Natürlichste was es gab.

Und so sollte es auf ewig sein.

Auf ewig und für immer.

Mit geschlossenen Augen lauschte ich in der Ferne. Langsam hatte ich mich an meine neuen Sinne gewöhnt, die mir viele Türe öffnen konnten und so ließ ich die Zeit einfach verstreichen, während ich einfach nur dort lag. Diese Vielfältigkeit und doch konnte ich jedes Geräusch zuordnen. Jede Bewegung wahrnehmen und jeden Geruch aufsaugen, der sich seinen Weg in meine Nase bahnte. Langsam wandte ich mich um, zu dem Ort und Platz, wo sich Crowley befand. Auf dem Bauch liegend, hatte er den Kopf in die andere Richtung gewandt. Ich wusste, dass er eigentlich nicht schlief und doch verriet seine regelmäßige Atmung etwas anderes.

BlutrotWo Geschichten leben. Entdecke jetzt