14. Kapitel

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„Komm und gesell dich doch zu uns, Mika. Sei nicht so schüchtern, komm doch her", säuselte Ferid, als wollte er ihn zu sich locken. Die Arme um seinen Körper geschlungen, schlich er sich beinahe an den Blonden heran, der sich immer noch nicht bewegen tat. Blaue Augen fixierten sein Gegenüber und starr blieb er auf der obersten Treppenstufe stehen und sah den Vampir mit den silbernen Haaren an. Jedoch, erkannte ich Hass, Wut und die Gier nach Tod in seinen Augen. Er ging also ganz und gar nicht auf die Lockrufe des Blutsaugers ein, der mich tatsächlich ignorierte.

Aber es heißt nicht, dass ich einfach so fliehen kann. Das würden die Beiden merken, oder?

Mit Sicherheit, auch wenn Mika mich bis dato nicht einmal für eine Sekunde betrachtet hatte. Für ihn schien ich wie Luft zu sein. Etwas, was nur da war und nicht mehr. Aber mir sollte es recht sein, denn auf weitere Aufmerksamkeit konnte ich gut und gerne verzichten. Ferid reichte mir, der immer noch im Weg stand. Zwischen mir und dem Anwesen war er und solange er hier war, konnte ich nicht fliehen.

Denn auf der anderen Seite wollte ich unter keinen Umständen, dass er den wahren Grund meiner Existenz in Sanguinem herausfand.

Ich konnte nur hoffen, dass der Blonde wegen eines triftigen Grundes hier war.

Hoffentlich nimmt er Ferid mit oder so etwas. Denn auf ihn scheint er ja zu hören, wenn er mich komplett ignoriert und sich nur Mika zuwendet.  

Es war echt erstaunlich, dass alles andere für den Langhaarigen keine Bedeutung mehr zu haben schien. Nur noch der außergewöhnliche Vampir, dessen Augen als einzige in dieser Stadt eine andere Farbe besaßen.

Eine menschliche Farbe. Blau wie der Himmel oder das Meer.

Man konnte sich beinahe darin verlieren und ja, ich fand sie schön. Schöner als dieses bedrohliche Rot, was einen fest im Griff haben konnte. Rot stand für Blut, Leben und Tod.

„Nein, dafür ist keine Zeit und besonders du Ferid solltest es wissen. Krul wartet schon auf dich und sie ist schon ziemlich ungehalten. Was machst du eigentlich...", den letzten Teil des Satzes unterdrückte er, sobald er in meine Richtung schaute. Unter seinem Blick ging ich einen weiteren Schritt zurück, während die Gänsehaut unerträglich war. Seine Worte waren emotionslos, kalt und voller Hass. Vielleicht lag es nicht nur an der Tatsache, dass der andere Vampir das Treffen völlig ignoriert hatte.

Er scheint Ferid echt zu hassen.  

„Oh. Ah, das Treffen. Ja, ich erinnere mich vage daran. Da war etwas, aber mir ist etwas dazwischen gekommen."

„Etwas? Du meinst das da?" Ziemlich respektlos zeigt der Blonde in meine Richtung. Natürlich war es für mich nicht in Ordnung, aber ich hatte schon längst beschlossen, nur als Zuschauer zu fungieren. Ich wollte mich unter keinen Umständen einmischen und ließ die beiden Vampire deshalb in Ruhe, während ich schwieg. Über das Einzige – worüber ich mir jedoch Sorgen machte – war die Tatsache, dass ich es noch rechtzeitig ins Anwesen schaffen musste. Also konnten sie nicht ewig hier stehen und reden. Wann gingen sie also endlich?

„Ja, genau das da.", erwiderte mein Angreifer und legte ein gefährlich, hinterhältiges Lächeln auf sein Gesicht, „Es war erstaunlich, als ich an der großen Bibliothek vorbeigegangen war und es dort entdeckt hatte. Irgendwie habe ich mich dann verloren, da es einige Fragen gab, die mich beschäftigt hatten und..."

„Ferid, dafür ist keine Zeit", unterbrach ihn Mika, den diese Geschichte wirklich nicht zu interessieren schien. Mir war es eigentlich egal. Ich konnte es nicht genau erklären, aber in der Gegenwart des Blonden hatte ich mit keinem weiteren Überfall zu rechnen. Woher ich dieses Wissen nahm, wusste ich nicht. Vielleicht war es letzten Endes nur Hoffnung oder aber doch reine Intuition.

BlutrotWo Geschichten leben. Entdecke jetzt