30. Kapitel

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Machtvoll, erhaben und stark. Das waren Attribute, die ich mir wahrlich für das Bild einer Königin vorstellte. Eine Figur, die selbst einen Ferid in Schach hielt, der mir noch immer gefährlich nahe stand. Ein Königin, die trotz ihres Wesens auch erhaben über ihr Volk regierte und dieses lenkte. Jemand, dessen Verantwortung über das weitere Existieren, bestimmen konnte und musste. Auch stellte ich mir die Vampirkönigin stark vor, sehr stark sogar.

Niemand würde es mit ihr aufnehmen können.

So Vieles konnte ich mir ausmalen. Eine schöne junge Frau, die das verkörperte, wovor die Menschen sich am meisten fürchteten. Eben das pure Böse in Form der vampirischen Gestalt. Und gleichzeitig wurde mir klar, dass all dies nur Dinge waren, welche ich in Geschichtsbüchern gelesen hatte. Märchen, Romane und Vieles andere hatte meine Vorstellung geprägt. Bei mir war jeder König, ob Mensch oder Vampir, erhaben und edel.

Sonst wären sie ja keine Könige.

Deswegen und genau aus diesem Grund raste mein Herz. Schnell atmend begann die Nervosität sich langsam breit zu machen. Ich war nervös, weil ich die Möglichkeit besaß dieses mächtige Wesen zu treffen. Wann würde ich jemals solch eine Gelegenheit bekommen können?

Aber doch gibt es da einen Haken.

Und genau dieses Problem stand direkt hinter mir. Noch immer zu mir hinabgebeugt, mitsamt seines fieses Lächelns starrte er mich an. Die Gier nach dem Tod oder eben etwas anderes Hinterhältiges konnte ich darin erkennen. Verzweifelt versuchte ich seinem Blick stand zu halten, doch ich musste mich schnell geschlagen geben. So blickte ich hinunter, erneut auf mein Buch und fing meine Sinne.

Meine Kräfte waren ausgelaugt und so wirklich Lust zu etwas hatte ich dann doch nicht, wenn ich mal genau darüber nachdachte. Aber nicht nur ich bemerkte dies, nein, auch der Langhaarige konnte es nicht übersehen.

„Möchtest du die Königin sehen? Solch eine Gelegenheit bietet sich nicht so oft", erwiderte er noch einmal mit einer gefährlich rauen Stimme.

Es klingt beinahe so, als wollte er mich locken. Aber nicht mit mir.

„Danke für das Angebot, aber nein", beinahe zu harsch klangen meine Worte, ehe ich gelangweilt seufzte. Letzten Endes hatte ich mich doch dagegen entschieden und auch war es mir egal, was nun passieren würde.

Wenn er mich jetzt tötet, dann soll er es aber bitte schnell und leise tun.

Wieso ich auf den Gedanken mit dem Tod kam wunderte mich zunächst ebenfalls und doch wurde es mir schnell klar. Bei Ferid endete immer alles mit dem Tod, so war mein Gedanke nicht ganz so abwegig. Ich hatte ihm immerhin ein Angebot ausgeschlagen und war sehr respektlos ihm gegenüber. Doch ehrlich gesagt, war mir das Alles so egal.

Es waren trotz all dem aber erschreckende Gedanken und doch kamen sie einfach so. Jegliche Kraft fehlte mir um mich gegen das Wesen zu wehren oder Sonstiges zu tun. Die Einsamkeit ließ mich ermüden. Sosehr, dass ich über den Tisch lehnte und selbst einen solch gefährlichen Vampir wie den Silberhaarigen, ignorieren konnte.

Jetzt muss ich nur noch auf den Schmerz warten, denn das lässt er sich doch sicherlich nicht bieten.

Jedoch blieb genau das aus. Statt mich nun für meine Dreistigkeit zu töten, konnte ich lediglich vernehmen, wie sich Ferid langsam wieder aufrecht stellte. Leise rutschten die Hände an mir vorbei und aus meinem Blickfeld, ehe sie den gewohnten Tisch freigaben. Allerdings ging der Blutsauger nicht, sondern atmete gespielt entrüstet ein.

„Wie langweilig", begann er, „das macht ja keinen Spaß. Ich möchte meine Opfer leiden sehen. Wie sie vor Schmerzen um ihr Leben betteln. Die Angst soll sichtbar sein, doch du bietest dich mir beinahe freiwillig an."

BlutrotWo Geschichten leben. Entdecke jetzt