5. Kapitel

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Schnell hatte sich die Wunde an meiner Hand geschlossen und ließ lediglich getrocknetes Blut zurück. Trotz all dem brannte es noch immer, sodass ich auch sofort die Bibliothek verlassen hatte. Mir war alles egal. Ich wollte nur, so schnell es ging, verschwinden. Weit weg von diesem Platz, der sich nun tief in meine Gedanken niedergelassen hatte. Dieses Treffen würde ich nie mehr vergessen, aber zurückkehren und diesen Vertrag eingehen, wollte ich auch nicht.

Ich muss mich deswegen beeilen.

Mit schnellen Schritten lief ich, ohne groß auf meine Deckung zu achten, durch die vielen Straßen. Ich suchte nach etwas bestimmten. Etwas, was ich momentan brauchte. Mir war dabei ziemlich egal, ob ich auf Soldaten oder Vampire treffen würde.

Es ist leichtsinnig und gefährlich, aber es geht nicht anders.  

Ich brauchte Dinge, musste Sachen machen, damit ich alles vorbereiten konnte. Wenn ich jetzt fliehen würde, hätte ich die Stadt in gut einem halben Tag hinter mich gelassen. Dieser Crowley würde mich nicht mehr einholen können. Und zur Not, wenn dem doch so war, müsste ich meinen Geruch überdecken. Dabei boten sich Pflanzen an, deren starker Geruch manche Tiere anlockte und andere vertrieb. Vielleicht würden sie mir helfen, denn wenn ich ehrlich war, hatte ich es noch nie ausprobiert. Bisher hatte es auch keine Situation gegeben, in der ich dazu greifen musste. Aber jetzt war alles anders.

Laut hallten meine Schuhe auf den zerstörten Trümmerhaufen der Straßen wieder. Einzelne kleine Steine zerbrachen unter den Sohlen. Sofort verstummten die Vögel, Rehe kreuzten hektisch meinen Weg und liefen davon. Die Natur war überall, in jeder Ecke. Nichts hielt sie auf.

Auch die Vampire sind an ihr gebunden.  

Ein Abkommen, ein Vertrag!

Wieder und wieder schüttelte ich über dieses Angebot den Kopf. Die Soldaten mochte ich nicht, ihre Armee konnte mir gestohlen bleiben. Lieber zog ich alleine durch das Leben und versteckte mich ein Leben lang, als mich ihnen anzuschließen. Aber auf der anderen Seite, hieß das nicht, dass ich mit einem Vampir blind einen Vertrag abschloss. Seine Überlegung stank nach einem Hinterhalt. Es klang so verlockend.

„Essen, Trinken, einen Platz wo ich eventuell schlafen könnte und ein warmes Bad", redete ich mit mir selber, ehe ich in eine kleinere Straße abbog. Ganz deutlich waren die zerstörten Läden zu erkennen. Eine Einkaufsstraße die einmal mit Leben gefüllt war, doch nun war sie verlassen und lediglich wilde Tiere irrten hier herum.

Das was der Mensch erschaffen hat, war einfach nicht für Ewigkeit bestimmt.  

Genauso war auch mein Leben nicht ewig, im Gegensatz zu Crowley. Wie alt er wohl sein mochte, wusste ich nicht. Aber bestimmt irrte er schon eine lange Zeit durch diese Welt. Zu all dem schien er es noch zu genießen, genauso wie er mein Blut mochte.

Kurz umfasste ich meine verletzte Hand. Mich schauderte es, wenn ich nur daran dachte, dass er mein Blut gekostet hatte.

Er hatte es ernst gemeint, nicht einfach so gesagt. Ihm hatte es geschmeckt. Aber allein deswegen würde ich ihn nicht mich beißen lassen, auch nicht, wenn ich dafür die Sicherheit zum Überleben bekam.

Nein, ich musste hier weg. Denn, wenn er am nächsten Tag wahrlich auf mich wartete, müsste ich weit weit weg sein. Er durfte mich nicht kriegen. Dieses Treffen sollte einmalig bleiben.

So beschleunigten sich meine Schritte, ehe ich das Gebäude erreichte, was ich gesucht hatte. Direkt davor blieb ich stehen und doch sah ich mich noch einmal um.

Kein Mensch, kein Vampir. Auch keine Motorengeräusche. Ich bin also alleine.  

Es war sehr gut, dass niemand außer mir hier war, denn so konnte ich mich in Ruhe auf meine lange Reise vorbereiten. Wie lange sie wirklich dauern würde, wusste ich nicht, aber ich musste bestimmt lange fliehen. Irgendwo einen Ort finden, an dem mich dieser Blutsauger nicht antreffen konnte.

BlutrotWo Geschichten leben. Entdecke jetzt