Wie erstarrt ließ ich alles über mich ergehen und wartete ab. Keiner von uns beiden bewegte sich oder entfernte sich vom anderen. Zwar hätte ich es gerne gemacht, doch in seinen Fängen war ich machtlos. Er hielt mich zurück.
Dabei verwendet er nicht einmal viel Kraft.
Mit großen Augen, die ich nicht schließen konnte – obwohl ich es doch irgendwie wollte – sah ich ihn an. Starr war sein Blick auf mich gerichtet und doch wirkte er nicht sonderlich anwesend. Auch mein Zusammenzucken, was durch das Bewegen seines Mundes ausgelöst wurde, beachtete er nicht. Noch näher stand er mir nun und mir war nun bewusst, dass er nicht so schnell wieder gehen würde.
Ich wusste was er da machte und was es war.
Ein Kuss.
Etwas, was Liebende untereinander austauschten.
Aber kein Vampir und Mensch.
Liebe zwischen diesen beiden Wesen gab es nicht, denn jeder hasste den anderen. Auch ich hasste Crowley, zumindest redete ich es mir ein, denn die Wahrheit sah anders aus. Schwach auf meinen Beinen, da diese jegliche Kraft verloren, hielt ich mich irgendwie aufrecht. Größtenteils hatte ich nicht nur mein Gewicht zu tragen, sondern auch seines. Denn zu mir heruntergebeugt, stützte er sich etwas auf mich ab. Nicht ganz und doch spürte ich seine Anwesenheit. Er setzte aber dieses Mal seine Kraft nicht bewusst ein.
Unermüdlich spürte ich einen kurz aufkommenden Schmerz seiner Zähne, die immer noch da waren. Sie waren ja nicht weg und so fühlte ich sie nun an meinen Lippen und teilweise auch in meinem Mund. Keine Zeit oder keine Pause gönnte er mir.
Er drängt sich mir auf.
Dies war mein Gedanke und irgendwie stimmte es auch, nur empfand ich es alles nicht als allzu schlimm. Ja, ich war überrascht, denn es war so fremd für mich. Wie konnte Crowley nur so etwas tun, als Vampir, als Monster und als kaltblütiges Wesen? Wie konnte er nur so vorsichtig und gleichzeitig einnehmend sein? Warum ließ er nicht von mir ab? Stattdessen vertiefte sich das Ganze. Kurz löste er sich von mir, ließ mir eine Sekunde um Luft zu holen.
„W...", begann ich sofort zu fragen und sofort vernahm ich erneut seinen Mund auf meinen, der nur wenige Zentimeter von mir entfernt gewesen war. Erneut raste mein Herz. Es drohte aus meinem Brustkorb zu springen und doch breitete sich gleichzeitig eine wohlige Wärme aus, ehe er noch mehr unseren Abstand verringerte und mich nun völlig in seinen Fängen hatte. Fest lagen seine Hände an meinen Rücken. Durch seine Handschuhe spürte ich die Kälte, die er nun einmal besaß. Keine menschliche Wärme begegnete mir und doch war ich froh.
Es kühlt meine Haut.
Denn ich brannte innerlich, als hätte er ein Feuer entfacht. Und während er mich unsanft gegen eines der Regale drückte, wollte die Hitze nicht verschwinden. Laut vielen einzelne Bücher auf den Boden, die mich zum Zusammenzucken brachten. Doch ich war die Einzige, die sich daran aufhielt, ihm schien es egal zu sein. Seine Gedanken, falls er im Moment überhaupt welche hatte, waren woanders. Waren sie bei mir? Wusste er, was er da tat oder passierte es aus dem Moment heraus? Wollte er sosehr mein Blut haben, dass er sich selbst Dieses von meiner Lippe nahm, obwohl dies schon längst getrocknet war. Aber dies war schwer vorzustellen, immerhin küsste er mich wirklich. Leidenschaftlich und vertieft. Ich wusste zwar nicht, was ein richtiger Kuss war und doch zählte ich diesen dazu.
Etwas, was ich nun zum ersten Mal erlebe.
Liebe und vieles mehr kannte ich gar nicht, doch mir war durchaus bewusst, dass es so etwas wie Küsse gab. Auch war mir bewusst wie Leben entstand und doch hatte in meiner Welt stets nur das Überleben gezählt. Und auch jetzt schrie etwas innerlich, dass ich laufen sollte. Weit weg und am besten sofort, damit er mich nicht mehr in seinen Fängen hielt, doch es ging nicht. Mein Körper reagierte von selbst, denn mein Gehirn war nicht mehr aktiv. Ich handelte aus einer Spontanität heraus und doch wirkte es zaghaft, denn ich wusste immer noch nicht was ich tun sollte So platzierte ich meine Hände an seinen Armen und ließ sie dort ruhen. Vorsichtig krallte ich mich in den Stoff. Gefangen in seiner Gestalt, tauchte ich vollkommen hinein. Diese Wand isolierte mich zwar, doch im Moment schützte sie mich auch. Zumindest irgendwie.
DU LIEST GERADE
Blutrot
FanfictionEine Welt die nur von Chaos geprägt ist. Man lebt und überlebt. Wenn man es nicht macht, dann stirbt man. So hat man sich anzupassen, doch manchmal, da fordert einen das Schicksal hinaus. Manchmal, da ist man gezwungen von seinem gewohnten Pfad sich...