35. Kapitel

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Mein Herz pumpte mein Blut heftig durch alle Adern. Jeder Bereich meines Körpers war angespannt und meine Atmung blieb flach. Doch nicht wegen den Gästen die kamen, nein, es war wegen Ferid.

Ich muss auf alles achten.

In jedem Moment rechnete ich mit irgendeinem Angriff seinerseits und doch blieb er starr und ruhig. Eine Hand auf meinem Rücken gelegt, behielt er mich so unter Kontrolle und isolierte mich gleichzeitig von der Außenwelt. Dieses Gefühl war mir nicht unbekannt. Schon öfters hatte ich es bei Crowley gespürt, doch bei Ferid fühlte es sich anders an. Es war schlimmer wie sich gewaltsam das Blut zu nehmen. Ich wusste nicht wieso, aber ich bevorzugte es in diesem Augenblick eher wie das hier.

Denn weitab im Hintergrund vernahm man die rhythmischen Schritte der Personen, die scheinbar den Langhaarigen besuchen kamen. Aus irgendeinem Grund schienen sie zu ihm kommen zu wollen. Doch anstatt meinerseits etwas ungehaltener zu werden, machte Ferid nichts.

Ich wusste nicht genau wie sein Gesichtsausdruck war, da ich meinen Kopf nicht bewegen konnte.

Zu groß ist meine Angst.

Aber ich konnte ihn mir bildlich vorstellen. Dieses hinterhältige und geheimnisvolle Grinsen. Dieser Blick, dem er einen zeigte, wo man nie die Wahrheit wusste. Man konnte nie sagen, was er als nächstes tun würde und genau deswegen war dieser Vampir unberechenbar.

Erstaunlich wie klar meine Gedanken waren.

Trotz meiner gelähmten Glieder konnte ich stehen und über eben solch diese Sachen philosophieren. Doch ich ließ nichts dem Zufall und lauschte stattdessen in die Umgebung, während ich mich unterbewusst in die Kleidung meines Beschützers klammerte. Wobei das Wort Beschützer, ziemlich ironisch klang. Er war weder das, noch ein Retter, Helfer, Held oder einer von den Guten. Aber was war Ferid dann? Alles, nur nicht das. Doch egal wie ich es drehte und wendete, in diesem Moment war ich auf seine Hilfe angewiesen. Doch noch immer fühlte es sich so an, als hätte ich meine Seele an einen Dämon oder Teufel verkauft.

Ich vermute noch immer, dass er das aus einem bestimmten Grund macht. Er macht nichts einfach so. Dafür ist er nicht der Typ.

Kurz kam mir der Gedanke an Crowley, der mich für einen Moment entspannen ließ. Handelte er wegen ihm so? Um sein Versprechen zu halten?

Wohl kaum, denn dann würde es ja heißen, dass er loyal wäre. Und das ist Ferid mit Sicherheit nicht.

Aber vielleicht war es doch und ich beschuldigte ihn für etwas, was er niemals war. Oder doch?

Es macht mich verrückt.

Diese ganze Situation war einfach zu viel für mich und wurde nicht besser, sobald ich die Stimme von einem der vermeidlichen Besucher vernahm.

„Ferid, wir sind hier um den Lagebericht abzugeben."

„Oh? Lagebericht?", fragte der Langhaarige sofort interessiert nach und ließ keinen Moment der Ruhe zu. Leicht bebte seine Stimme, die ich an seinem Oberkörper genau vernehmen konnte.

Mir ist kalt.

Eine unangenehme Gänsehaut breitete sich auf meinem Körper aus, welche mich kurz schütteln ließ. Meine Angst legte sich nicht, sie wurde mit jeder Sekunde schlimmer. Auch wenn ich vor den Blicken geschützt wurde, so gab es keine Garantie, dass sie uns nicht bemerken würden. Natürlich würden sie es sehen.

Und dann? Was dann?

Was würde Ferid dann tun? Hatte er etwa schon einen Plan? Eine Ausrede? Einen Weg gefunden, den er einschlagen würde, um als Überlebender aus dieser Situation zu kommen? Aber nicht nur das machte mich fertig. Nein!

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