40.Kapitel

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Es ging alles so schnell. Kaum darauf reagieren könnend, blieb mir nichts anderes übrig, als diese Prozedur über mich ergehen zu lassen. Langsam aber sicher verließen mich meine letzten Kräfte, doch insgeheim wusste ich es.

Er wird mich nicht töten.

Und doch fühlte es sich schrecklich an, in seinen Fängen zu sein. Es war kein angenehmes Gefühl, eher begleitete mich eine gewisse Scham, denn es fühlte sich so fremd an.

Beschmutzt, hintergangen und verletzt.

Auch wenn ich auf seine Hilfe angewiesen war, so wollte ich von ihm nicht so behandelt werden. Er sollte mir fern bleiben und mich in Ruhe lassen, doch das tat er nicht. Stattdessen saugte er mir das Blut heraus, er gierte regelrecht danach und doch wusste ich, dass er nie die Kontrolle verlor. Bestimmt machte es das Alter von ihm aus, denn er wirkte wahrlich nicht mehr wie ein junger Vampir, dessen Sinne nur nach dem Blut trachteten. Vielleicht stimmte es sogar, was man über diese Wesen wusste und sich erzählte. Vielleicht waren die Ältesten viel stärker und konnten sich kontrollieren. Aber auch sagte man ihnen nach, dass sie jegliches menschliche Verhalten abgelegt hatte. Sie waren also nur noch kalte Wesen und dies traf auf Ferid zu.

Und was ist mit Crowley?

Ich wusste es nicht, aber vielmehr sollte ich mich auf mein Gegenüber fixieren. Im Moment wirkte er wie ein gefährliches Raubtier, was mich zwischen seinen Fängen hatte.

Er könnte mich durchaus schnell und einfach umbringen, aber er tut es nicht.

Auch wenn Ferid nicht so aussah und sein Verhalten nicht dafür sprach, so hielt er doch irgendwie sein Wort, doch in meinen Augen dauerte der Biss zu lange.

Nimmt er sich nicht zu viel Blut?

Aber auch wenn ich dies gerade so noch feststellen konnte, so entspannte sich mein Körper immer mehr. Es dauerte nicht lange, ehe ich die Augen schloss und mir jegliche Kraft für Widerstand genommen wurde.

Schnell fiel ich ein schwarzes Loch. Dunkelheit umgab mich und zog mich weg von der Welt, die pures Chaos zeigte.

Was geschieht mit mir?

Ich konnte es nicht sagen, denn alles war auf einmal möglich. Gefangen in diesem endlosen Schwarz, was mir beinahe zu vertraut vorkam, konnte ich nur auf ein weiteres Überleben hoffen. Aber vielleicht war ich schon tot, nur wusste ich es nicht. Es konnte alles möglich sein.

Leises Summen ertönte von Weitem her und nahe an meinem Ohr, ehe es immer lauter wurde. Bald schon konnte ich weitere Geräusche hören und bald schon wurde aus dem Schwarz etwas Anderes. Nach endlosen Minuten – ich wusste nicht wie viel Zeit vergangen war – wachte ich erneut auf und fühlte mich wie auf dem Wasser. Als würde ich in einem Boot sitzen und über das tiefe Blau fahren, welches ich aber schon lange nicht mehr gesehen hatte.

Es ist kein Boot und Wasser gibt es hier auch nicht.  

In der Tat war es etwas anderes, was diese Bewegungen machte.

Ferid.

Meinen Kopf auf seiner linken Schulter liegend, erkannte ich seine langen Haare die rhythmisch sich mit dem Gang bewegten. Leise und gemütlich ging er die zertrümmerten Straßen der Stadt entlang. Doch anstatt sich Sorgen zu machen, dass man ihn entdeckte, summte er eben. Nichts war zu hören, nur dieses eine Geräusch hallte von überall wieder.

Was tu ich hier?

Er trug mich. Unvorstellbar für ihn und doch tat er es, als sei es das Natürlichste auf der Welt. Sofort bekam ich den Drang mich von ihm zu entfernen, doch ich konnte keines meiner Glieder bewegen. Irgendwie den Halt an seinem Hals suchend, krallte ich mich in seine Uniform fest.

BlutrotWo Geschichten leben. Entdecke jetzt