43. Kapitel

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„Das ziehe ich niemals an!"

Bestimmt klang ich und entschlossen, mich gegen ihn durchzusetzen. Ihn, damit meinte ich den Einzigen, den ich absolut verachtete. Ja ich mochte ihn nicht und dies würde sich niemals ändern und auch jetzt ließ ich ihn kein einziges Mal aus den Augen.

„Nur über meine Leiche..."

Lautes Lachen durchdrang die Stille und schallte in meinen Ohren, während man im Hintergrund das schleifende Geräusch vernahm. Ein neuer Tag war angebrochen und durch die Bäume hindurch erkannte ich den Sonnenschein, welcher sich langsam über den Himmel zog, doch ich war für den Schatten froh der mir gespendet wurde. Es war deutlich anstrengender in der Sonne zu stehen. Vampire waren wahrlich nicht dafür geeignet. Aber im Gegensatz zu mir, schien mein Gegenüber nicht derartig betroffen davon zu sein. Wie war dies nur möglich?

Angestrengt dachte ich nach, während ich gleichzeitig dem ungewöhnlichen Laut im Hintergrund lauschte.

Ich weiß was es ist.

Crowley war damit beschäftigt, die toten Soldaten zu entfernen. Auch wenn er vom Abstand schon weit entfernt zu sein schien, so konnte ich noch immer genau hören. Aber jetzt an ihn zu denken, würde mir gar nichts bringen, denn mein Gegenüber war wichtiger.

„Ach, weißt du? So etwas lässt sich einrichten", sprach Ferid aus, was ich schon gewusst hatte. Dieses eine Mal hatte ich ihn durchschauen können.

Nur ein einziges Mal.

„Nur zu...aber das ziehe ich nicht an."

Noch immer hielt er dieses Stück Stoff in die Luft, welches mehr Luft als Stoff war. Soldatenuniform nannte er dies und ich weigerte mich, es anzuziehen. Um genau zu sein, war es ein Kleid. Wie jenes, welches die blonde Vampirin Horn – die anscheinend spurlos verschwunden war –  getragen hatte. Ein Kleid, welches mir so gar nicht stand und ich mich nur vom Betrachten unwohl fühlte.  

„Willst du etwa die Viehkleidung weiterhin tragen? Du bist nun eine von uns und ..."

„Und was?", zischte ich wütend, „Soll ich nur deswegen diesen Fummel anziehen? Er ist unbequem und damit erkennt man mich auf Kilometer. Darauf habe ich keine Lust, ich fühle mich hier drin wohl."

Wieso bestand er nur darauf, dass ich diese Kleidung trug?

Jetzt fällt es mir ein.

Er hatte es extra für mich in Sanguinem mitnehmen lassen, wo er noch gewisse andere Dinge zu erledigen hatte. Aber nur weil er es mitgebracht hatte, hieß dies nicht, das ich es annahm.

Und schon gar nicht von ihm.

Entrüstet fasste er sich am Kopf, doch mich ließ es kalt. Ich kannte dieses Spiel bereits und ich wusste was er damit bezwecken wollte.

Er war mir, zumindest in diesem Punkt, kein Fremder mehr.

Langsam umkreiste mich der Silberhaarige, während ich über meine Gelassenheit erstaunt war. Vielleicht lag es an meinem Wesen, doch nun verspürte ich weniger Angst ihm gegenüber, als wusste ich um meine Stärke.

Aber so genau weiß ich es nicht und mir ist durchaus bewusst, dass er immer noch kräftiger ist.

„Ich bin durch ganz Sanguinem gegangen. Habe das Unheil gesehen, die toten Kinder, die zertrümmerten Gebäude und all die Leichen. Dieser Schmerz und diese Angst, die ich verspürt habe und ich wollte dir etwas Gutes tun..."

Wieso gehst du nicht einfach, das wäre was Gutes.

Doch so schön dieser Wunsch auch war, sosehr war mir bewusst, das wir aneinander gekettet waren. Wir mussten zusammenbleiben, denn Ferid hatte etwas vor und Crowley wollte ihm folgen, sodass ich mich ebenfalls an ihm gewöhnen musste.

BlutrotWo Geschichten leben. Entdecke jetzt